Welterbe vor der Haustür………….

nun will ich mich hier mal wieder melden, nachdem ich Anfang September so abrupt aufgehört habe. Nachzutragen von der diesjährigen Reise bleibt:

113 Welterbestätten hab ich besucht, dabei sind tausende Bilder entstanden. Ait Ben Haddou in Marokko war die südlichste, Essaouira, ebenfalls Marokko die westlichste, Woudagemaal in den Niederlanden die nördlichste und Straßburg in Frankreich die östlichste besuchte Stätte, sieht man einmal von Hamburg ab. Ich, nein auch der Bus, habe dieses Jahr 26.399 km in 145 Tagen zurückgelegt. Abzuziehen davon sind ca. 5.000 km und 6 Tage für die Regulierung des Einbruchs in Chemnitz. Der Bus hat sich wacker geschlagen. Außer dem Schlüssel, den ein findiger Schlüsseldienst in Portugal in einer Stunde reparieren konnte, während der Markenbetrieb ca. 10 Tage veranschlagte, gab es keine Betriebsstörungen. Auch das andere Material hat gut durchgehalten, nur das Smartphone hat sich still und heimlich in Marrakesch davongemacht. Na ja, soviel mal zur Bilanz der diesjährigen Reise.

Jetzt hab ich mich zu Hause soweit wieder gut eingelebt und ich habe mir nun für diesen Winter vorgenommen die „Montane Kulturlandschaft Erzgebirge/Krusnohori“ ein Stück auf ihrem Weg zur Weltkulturerbestätte zu begleiten,einzelne Objekte zu besuchen und zu  beschreiben. Der Blog ist deshalb  unter tatkräftiger Hilfe meines Neffen (gut wenn man was Richtiges gelernt hat) umgestaltet worden und es gibt dafür eine eigene Rubrik,  in der alles Wichtige zu finden ist. 2 Objekte, die Altstadt von Marienberg und die Saigerhütte in Grünthal,  hab ich schon besucht und übermorgen werde ich das 3. Objekt besuchen. Dann wird es hier im Blog  auch die Beschreibungen dazu geben……………………

die letzte Welterbestätte……………………………

Nach der letzten niederländischen Welterbestätte war erstmal persönliche Regenerierung angesagt. 2 Tage auf einem Zeltplatz bei Leer kurz nach der niederländischen Grenze. Auch mal nichts machen aber auch alles fertig schreiben soweit. Dann hab ich Freund Jens in Flensburg besucht. Er hat ein paar alte Platten aus unserer Jugendzeit rausgekramt und wir beide waren hin und weg. Und das Rummuseum hab ich nun endlich mal gesehen. Eine Schulfreundin hab ich noch besucht und heute meine nun letzte Stätte in Deutschland, die Speicherstadt und das Kontorhausviertel in Hamburg. Für mich sehr interessant, das der Staat Hamburg schon 1871 bei der Schaffung des Deutschen Reiches entstand, weil die Hamburger Kaufleute ihr Privileg importierte Ware zollfrei zu lagern, zu verarbeiten und zu veredeln nicht verlieren wollten. Deshalb der Stadtstaat Hamburg, der dann kurzerhand zum Zollausschlussgebiet erklärt wurde. Da das nicht ewig so ging hat man die Speicherstadt gebaut und diese dann zum Freihafen = Zollausschlussgebiet erklärt und Hamburg selbst konnte der Deutschen Zollunion beitreten. Das war 1888 so weit. Das Kontorhausviertel war das erste reine Büroviertel Europas und wurde zwischen 1920 und 1940 gebaut. Das Hauptwerk des deutschen Backsteinexpressionismus, das Chilehaus mit seiner Gebäudespitze wie ein Schiffsbug steht hier und noch 7 weitere, alle in Backstein gebaute, Komplexe dazu. Zusammen mit der Speicherstadt bildet das Kontorhausviertel einen der größten maritimen Handelskomplexe Europas.
Morgen werde ich nun noch das Zugpferdemuseum hier bei Hamburg besuchen und dann nach Hause aufbrechen……………

die letzten Welterbestätten…………

Nun hab ich mich fünf Tage hier nicht gemeldet, es ging aber manchmal auch schnell.
Gestern Nachmittag war ich bei meiner letzten Stätte in den Niederlanden, Schokland. Dieser Landstrich ist Bestandteil der Provinz Flevoland und hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Vor ca. 10.000 Jahren wird die Gegend erstmals besiedelt. Viele Funde zeugen davon: Keramik, Geräte, Gräber und Reste von Hausfundamenten. Das Gebiet um Schokland versumpft immer mehr, ein Leben ist nur noch auf künstlich erhöhten Wohnhügeln, den Wurten, möglich. Die Bewohner versuchen sie durch Holzpalisaden vor weiteren Landabbrüchen zu schützen. Im Jahre 1825 jedoch versinken weite Teile der Insel in einer Sturmflut. Das letzte erhaltene Gebäude ist die 1834 erbaute Kirche von Middelbuurt. Als man 1936 beginnt, den Nordostpolder einzudeichen, steigt langsam auch Schokland aus den Fluten wieder empor. Heute ist der Küstenverlauf der ehemaligen Insel durch Bäume gekennzeichnet und man kann die Reste von damals besichtigen.
Aber vielleicht der Reihe nach. Nach Utrecht standen zwei Stätten in Amsterdam auf dem Programm.
Die Grachten sind dort Welterbe. Durch die ständig wachsende Bevölkerung Anfang das 17. Jahrhunderts begann man das System um die Heren-, Keizers- und Prinsengracht anzulegen. Das Bauland war teuer und man konnte sich nur kleine Grundstücke leisten. Ein neure Typ Stadtpalast entstand. Schmal, hoch und die Giebel reich geschmückt. Das ist bis heute so geblieben, fast nur Firmen können sich eine Ansiedlung dort leisten. Die zweite Stätte ist das Verteidigungssystem um Amsterdam. In einem Radius von 15 – 20 km um die Stadt wurde mit Dämmen, Schleusen und anderen Wasserbauwerken ein Überflutungssystem geschaffen, das den Zugang zur Stadt den Angreifern unmöglich machen sollte. Abschnitte, die dieses System unterbrachen wurden mit insgesamt 46 Forts und Geschützstellungen geschützt. Heute werden diese Forts als Ausstellungsraum, Hotel, Gedenkstätte oder Museum genutzt.
Einige dieser Forts befinden sich auf dem Gelände einer weiteren Welterbestätte, dem Beemster Polder und so hab ich eben den auch noch besucht.
Ab 1607 durften Amsterdamer Kaufleute den Beemster See trockenlegen. Sie beauftragten einen Mühlenbauer, Jan Adriaanzs, damit, der das Werk bis 1612 vollendete. 7208 ha Land entstanden, die nach den damals herrschenden Schönheitsidealen der Renaissance in Rechtecke im Verhältnis 2:3 aufgeteilt wurden. Ein Dorf entstand geplant, Mittelbeemster, andere eher zufällig. Der Getreideanbau misslang, das Gebiet war zu feucht. Weidewirtschaft hingegen florierte und so entwickelte sich das Gebiet zum besten Käselieferanten der Niederlande, das es bis heute ist. Die alten Bauernhöfe sind leider bis aus wenige verschwunden und haben neueren Gebäuden Platz gemacht.
Nach einem Pausentag am Strand des Ijsselmeeres bin ich nun gestern früh nach Lemmer zum Dampfpumpwerk Woudagemaal gefahren. Es wurde 1920 in Betrieb genommen und hatte die Aufgabe, den Wasserspiegel des Kanalsystems Frieslands konstant auf einer Höhe von -52 cm zur Meereshöhe zu halten. Heute reguliert das ein Werk mit Elektropumpen in Stavoren und Woudagemaal läuft nur noch zu Hochwasserzeiten ca. 5 – 6 Mal im Jahr. Wenn das Schöpfwerk voll arbeitet, kann es in der Minute ca. 4.000 Kubikmeter Wasser, das sind 4.000.000 l, ins Ijsselmeer pumpen. Der Dampf wird in 4 Kesseln erzeugt wobei am Tag dann 15 Tonnen Schweröl verfeuert werden. Gewaltige Zahlen, wenn man aber bedenkt, dass das ganze Friesland damit von dieser Technik abhängig ist oder eben im Wasser versinkt……………………

die Niederlande, mein letztes Land…………..

Vorgestern war bin ich früh losgefahren  und erstmal von Belgien in die Niederlande. Auf der Autobahn war nichts zu sehen, kein Schild wiesonst üblich man ist dann einfach nicht mehr in Belgien, EU pur. Und mittags war ich bei Edith und Henk, zwei liebenswerten Tramps, die mit ihten über 80 Jahren immer wieder mit ihrem Wohnwagen aufbrechen um sich die Welt anzusehen – bewundernswert -. Wir haben unendlich gequatscht und Bilder angesehen. Kennen gelernt hatten wir uns vergangenes Jahr auf einem Campingplatz in Rumänien. Zwischendurch haben sie mir ein bisschen Rotterdam gezeigt und eine Welterbestätte, das Mühlennetzwerk bei Kinderdijk haben wir auch besucht. Hier gab es ein paar Polder die über Kanäle schlecht zu entwässern waren. Im frühen 18. Jahrhundert hat man deshalb eine Gruppe von Windpumpen erbaut, die seither das Wasser aus dem Polder in den Kanal pumpten. Die Mühlen sind gut erhalten, meist privat. Eine kann noch besichtigt werden. Das Grasland auf dem Polder, die Kühe die dort weiden und diese Mühlen, dieses Bild ist es seit vielen Jahrzehnten, das für „typisch holländisch“ herhalten muss.

Ich hab dann direkt vor ihrem Haus geschlafen, konnte früh noch duschen dort und bin dann weiter. Insgesamt war es für mich wie im Hotel und ich werde den Besuch in guter Erinnerung behalten.

Und dann ging es für mich wiedermal ganz schnell. Die Van Nelle Fabrik in Rotterdam, ein bedeutender Bau der niederländischen Moderne, war schnell besucht, da die Fabrik nicht zugänglich war. Lediglich von außen konnte der Bau betrachtet werden. Von 1924 bis 1931 wurde der Bau von Leendert van der Vlugt errichtet. Licht und Luft sollte in das Gebäude. So wurde es in Stahlbeton errichtet und eine Fassade in Glas und Stahl vorgehängt. Rationelle Arbeitsabläufe konnte man hier realisieren und gute Arbeitsbedingungen.

Heute ist der Bau saniert, Büros sind drin und Veranstaltungen organisiert man da.

Und da das alles so schnell erledigt war, bin ich noch Richtung Utrecht gefahren. Unterwegs hab ich wenigsten erstmal die Beschreibung der 2 Welterbestätten erledigt. In Utrecht gibt es das Rietveld Schröder Haus. Keine Villa sondern ein Einfamilienhaus, geplant vom Architekten Gerrit Rietveld gemeinsam mit der Bauherrin Truus Schröder Schräder, ist es das bedeutendste Werk des niederländischen De-Stijl Stiles, eine Abart der niederländischen neuen Moderne. Dieser äußert sich in einer abstrakten Formensprache mit großflächigen Fensteröffnungen und Übergängen von innen nach außen, die von horizontalen und vertikalen Elementen eingerahmt werden. Als Farben verwendet dieser Stil Rot, Blau und Gelb zur Hervorhebung einzelner Elemente und ansonsten Schwarz, Grau und Weiß. Die Innenräume des Einfamilienhauses sind mit einer Vielzahl verschiebbarer Innenwände, Falttüren und weiteren Klappbrettern ausgestaltet um die Räume flexibel nutzen zu können. Da ich montags da war, war natürlich zu.

Aber was solls, so konnte ich heute einen Tag Pause machen und alles schreiben, was noch offen war.

Ja und nun ist es bald vorbei. Drei von fünf Welterbestätten hab ich nun schon gesehen und Ende der Woche werde ich meine Tour für dieses Jahr wohl beenden, da bin ich wieder in Deutschland…………………..

alles geht zu Ende………..

Gestern und heute standen unter diesem Motto.

Gestern habe ich in Richtung Antwerpen die letzten drei Städte besucht in denen Beginen ihre Höfe gebaut hatten. Leuwen, Mecheln und Lier. Beginen, es gibt auch eine männliche Form Begarden, aber meistens waren es doch Frauen, verwitwete oder ledig gebliebene. Sie wollten ein Leben mit Gott führen aber kein Ordensgelübde ablegen, sodass ein Weg zurück in ein normales bürgerliches Leben offen war. Diese Bewegung war im 13. / 14. Jahrhundert sehr über Europa verbreitet. Die Kirche tolerierte dies nicht immer und überall, da auch Strömungen darunter waren, die die offizielle Kirche ablehnten. Schließlich kam es 1311 auf dem Konzil von Vienne zu einer Verurteilung, von der der Papst nur das Gebiet von Flandern ausnahm. Daraufhin ging die Bewegung in ganz Europa zurück.

Die Höfe sind in sich abgeschlossene Bereiche, meisten mit einer Mauer umgeben, die wenige Zugänge hat, aber mitten in der Stadt liegt. Dort sind für die Beginen kleine Wohnungen oder Häuser vorhanden, die sich um Kapelle oder Kirche, ein Versammlungshaus, ein Haus der Meisterin und Nebengebäude gruppieren. Oft gibt es einen Shop, manchmal auch einen Infopunkt. Der Erhaltungszustand ist unterschiedlich. Das beste Konzept hatte Leuwen, da hat die Uni aus der ganzen Anlage Studenten- und Professorenwohnungen gemacht.

In Amsterdam ging nun noch mehr zu Ende. Zum ersten hat die Stadt als Besonderheit keinen reinen Bellfried sondern der Turm der „Unsere Lieben Frauen Kathedrale“ ist bei den Bellfrieds mit gelistet. Damit sind nun die Bellfrieds auch zu Ende. Zum zweiten gibt es ein Haus von Le Corbusier in der Stadt, das ich fotografiert habe. Damit ist für dieses Jahr auch damit Schluss. Die noch fehlenden Bauten liegen auf anderen Kontinenten. Ich leg mir das auf Wiedervorlage zu gegebener Zeit.

Die eigentliche Welterbestätte ist das Plantin Moretus Haus. Christoph Plantin, Buchdrucker und Lederbearbeiter aus Frankreich, gab in Antwerpen sein erstes Buch 1555 heraus und entwickelte seine Firma in 20 Jahren zur Führenden in der Stadt. Er legte Wert auf Qualität und in kürzester Zeit ließen viele Wissenschaftler und Schriftsteller hier drucken. Er arbeitete auch mit P. Paul Rubens, dem Maler, zusammen, der für ihn Bücher illustrierte und Familienmitglieder porträtierte.  Dank seiner Firma war Antwerpen neben Paris und Venedig eine führende Stadt im Drucken im mittelalterlichen Europa. Die Firma lief über neun Generationen immer am selben Platz, dem Vrijdagplats, in der die Familie auch wohnte. 1876 verkaufte die Familie das Anwesen an die Stadt um daraus ein Museum zu machen. Es ist die älteste, komplett erhaltene Druckerei der Welt. Die Werkstätte aus dem 16. Jahrhundert und die Wohnräume mit Ausstattungen aus dem 18. Jahrhundert.

Und damit geht nun mein Besuch in Belgien zu Ende. Fazit: Das Land ist sehr zugebaut. Man muss schon sehr suchen um ein paar Grünplätze zu finden. Was mir in Frankreich hin und wieder aufgefallen ist, hat sich hier sehr verstärkt: die Polizeipräsenz. Unversehens, meistens in großen Städten, laufen drei Polizisten oder auch Soldaten mitten durch die Fußgängerzone, schwer bewaffnet, die Maschinenpistole im Anschlag. In Antwerpen war ein Volksfest in der Innenstadt, da waren laufend welche zu sehen. Auch ich selbst hatte 2 Begegnungen. Einmal stand ich auf einem Waldparkplatz, da kam ein Streifenwagen und leuchtete nachts um 24 Uhr ins Auto und als ich an einem Sportkomplex mit anderen Campern zusammen stand, stellte sich ein Streifenwagen eine halbe Stunde dazu. In beiden Fällen haben die mich in Ruhe gelassen. So engen Polizeikontakt hab ich aber die ganze Reise nicht gehabt.

Morgen nun besuche ich erstmal Tramps aus Holland, die ich vergangenes Jahr in Rumänien kennengelernt habe. Sie waren mit ihren über 80 Jahren dieses Jahr mit ihrem Wohnwagen in Bulgarien………………

3 Tage Brüssel……………….

Mit Brüssel ging es mir wie mit Moskau. Beide Städte haben 3 Welterbestätten, beide eine Metro und in beiden Städten konnte ich, dank Metro, alle Welterbestätten an einem Tag besuchen. Das Brüsseler Netz ist nicht so ausgedehnt, aber für meine Zwecke hat es gereicht. Vom Eindruck her am wuchtigsten ist natürlich der Grote Markt, der zentrale Platz in Brüssel. Bereits im 11. Jahrhundert erwähnt, fand dort alles Wichtige im Leben Brüssels statt. Neben dem Markt natürlich wurden dort Bekanntmachungen verlesen, Hinrichtungen durchgeführt oder Versammlungen abgehalten. 1695 wurden die Häuser durch Beschuss französischer Truppen vollständig zerstört. Lediglich einzelne Mauern des Rathauses und des Maison du Roi bleiben stehen. Der Neuaufbau ging relativ schnell vonstatten, bis 1711 ist auch das Rathaus wieder aufgebaut. Der Stadtrat jedoch nimmt bei den Bauplänen Einfluss und so ist ein weitestgehend harmonisches Ensemble entstanden, das auf Grund der Fülle an Skulpturen, der vielen Fenster und dem anderen Bauschmuck inkl. Vergoldungen einem fast dem Atem verschlägt. Ich habe meine Zeit gebraucht um das zu verdauen. Nicht umsonst wird er der schönste Platz Europas genannt. In Jahresabständen wird der Platz mit Blumenbildern geschmückt. Ich hatte jedoch das Glück, Gemüsebilder zu sehen.

Die zweite Welterbestätte ist das sog. Stoclet Haus. Der Wiener Architekt und führende Vertreter der Wiener Sezessionisten, Josef Hoffmann, hat gemeinsam mit Künstlern der Wiener Werkstätte von 1909 bis 1911 dieses Haus als Auftragswerk von Adolphe Stoclet, einem Banker, geschaffen. Alle Beteiligten schufen hier ein Gesamtkunstwerk wozu neben der Architektur auch das Interieur, Möbel, Türen, Böden und Wände gehörten. Höhepunkt soll wohl der sog. Stoclet Fries, eine Arbeit von Gustav Klimt, im Speisezimmer des Hauses sein. Sehr viel mehr ist leider nicht zu erfahren oder gar zu sehen, da das Haus nicht zugänglich ist. Das Haus ist äußerlich sehr Unansehnlich da die Fassade stark von Grünspan verschmutzt ist.

Als Letztes war noch das Werk von Victor Horta, dem führenden Vertreter des belgischen Jugendstiles zu sehen. Vier Arbeiten sind von ihm in Brüssel Welterbe. Sie sind von ihm in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts realisiert worden. Dabei verwendet er viel Glas und Stahl um das Innere großzügig und luftig zu machen. Die Bewohner erhalten so die Möglichkeit die Räume individuell auszugestalten. Horta begriff diese Aufträge immer als Gesamtkunstwerk. Die Wand- und Bodengestaltung waren mit inbegriffen, ebenso Details wie Türen, selbst Türgriffe oder individuelle Möbel. Moderne Haustechnik (Heizung, Lüftung u.a.) wie sie zur Verfügung stand, erleichterte den Bewohnern den Alltag. Mit seinen Bauten belebte Victor Horta die Tradition bürgerlicher Privatvillen, die Wohn- und Repräsentationsfunktionen miteinander verbanden.

Zwischen Brügge und Brüssel lag mit Gent eine weitere Stadt, in der es Bellfried und Beginenhof zu fotografieren galt. Über die Bellfriede habe ich schon geschrieben und da morgen die drei letzten Beginenhöfe in Richtung Antwerpen auf mich warten, werde ich das für die Beginenhöfe morgen tun. Mit der ältesten Druckerei Europas in Antwerpen werde ich übermorgen dann auch mit Belgien zu Ende sein……………..

Bellfrieds, Beginen und anderes……………

Nachdem ich mich 3 Tage um Mons herum aufgehalten hatte, gings mit der Fahrerei doch mal ein bisschen los. Tournai war das Ziel. Von Mons aus Richtung Norden immer an der französischen Grenze lang. Man wills gar nicht glauben, aber die Stadt war im 5. Jahrhundert unter König Chlodwig die erste Hauptstadt des entstehenden Frankenreiches ehe dieser Paris als Hauptstadt wählte. Hier entstand um 1110 ein Kathedralneubau als Ersatz für eine im 9. Jahrhundert abgebrannte Kirche. Man baute das Langhaus romanisch und das Querhaus hat zeigt erste Elemente der aufkommenden Gotik. Der romanische Chor wurde im 13. Jahrhundert abgerissen und gotisch wieder aufgebaut. Auch den Rest der Kathedrale gotisch neu zu bauen unterließ man aber. So haben wir heute einen dreigeteilten Bau: das Langhaus romanisch, der Chor gotisch und das Querhaus mit 5 ! Türmen im unteren Teil romanisch und im Abschluss gotische Elemente. Die 5 Türme sind auch das Wahrzeichen der Kathedrale und der Stadt. 4 Türme in den Ecken zum Chor und zum Langhaus und der Vierungsturm sind es.

Von Tournai bin ich Richtung Brügge gefahren bis Kortrijk. Hier habe ich einen Bellfried fotografieren können und eine zweite Welterbestätte begann mich ab hier zu beschäftigen, die flämischen Beginenhöfe.

Zuvor jedoch hatte ich ein ziemlich krasses Erlebnis: irgendwo auf meiner Fahrt überschritt ich die Grenze zwischen Wallonien und Flandern. Einen derart abrupten Wechsel der Lebensverhältnisse hab ich noch nicht erlebt. Während in Wallonien, dem Gebiet aus dem ich kam, nicht nur in den Ortschaften, sondern auch die Landstraßen in einem jämmerlichen Zustand waren und auch die Bausubstanz sehr zu wünschen übrig ließ änderte sich das in Flandern schlagartig als wäre man in ein anderes Land gefahren. Ich dachte erst, es liegt an der Lage als Grenzregion. Offensichtlich verdient man in Flandern anders.

Der Bellfried stand mir quasi im Weg, ich musste nicht mal suchen und der Beginenhof war gleich um die Ecke, alles also kein Problem und so konnte ich die Stadt bald wieder verlassen.

In Brügge haben mich wieder mehrere Stätten beschäftigt. Der Bellfried ist Teil der Tuchhallen direkt am Marktplatz, hier wickelten die Tuchhändler ihre Geschäfte ab und wurde das Tuch gelagert. Der Beginenhof ist größer als in Kortrijk und liegt etwas abseits. Und schließlich ist die Altstadt Welterbe. Im 2. Jahrhundert gab es schon eine Siedlung hier. Die Einwohner handelten bis England. Im 9. Jahrhundert bekommt Brügge eine Burg um die Überfälle der Wikinger abzuwehren. Und 1134 schließlich lässt eine Sturmflut einen Nordseearm entstehen, der mit dem Fluss Reie zusammen Brügge mit der Nordsee verbindet. Die Voraussetzungen für den Fernhandel zur See sind damit gegeben. Um 1200 hält man die erste Messe ab und ab 1246 trifft man sich im Hause der Familie Van der Beurze um Termingeschäfte abzuwickeln. Vom Familiennamen leitet sich später der Begriff Börse ab. Im 15. Jahrhundert beginnt das goldene Zeitalter Brügges. Die Stadt wird unter der Herrschaft der Herzöge von Burgund zu einer der reichsten Städte Europas. Die nordische Backsteingotik prägt die Stadt und sie ist ebenfalls im 15. Jahrhundert Heimstatt der flämischen Primitiven, einer Richtung der Malerei.

Heute nun in Gent stand wieder ein Bellfried auf dem Programm und zwei weitere Beginenhöfe von denen einer nicht so gut für mich als Beginenhof erkennbar war da er doch größere Ausmaße hatte als ich es bisher gesehen habe. Morgen wird mich nun für 3 Tage Brüssel beschäftigen mit seinen Stätten…………………….

in Belgien………

Belgien: kaum noch Kreisverkehre, die Häuser stehen alle dicht an der Straße, viele Tabakläden haben keine Briefmarken mehr, die Baguettes werden weniger, dafür gibt’s wieder richtige Brote und viele Ladenketten, die man auch in Deutschland. Ich bin wieder in Mitteleuropa angekommen.          Leider? oder Gott sei Dank? – ich weiß es noch nicht.

Jedenfalls regnete es bisher jeden Tag, den ich schon in Belgien bin. Nicht durchgehend, aber immer mal wieder. Die kurzen Hosen bleiben im Schrank und früh und abends kann man schon eine Jacke vertragen.

Vorgestern war ich als Erstes am Canal du Centre in Mittelbelgien. Der Canal überwindet die Wasserscheide zwischen Maas und Schelde und verbindet die Steinkohlereviere von Wallonien mit Brüssel oder besser seinen Industriegebieten. Und da am Scheitel kaum Wasser für Schleusen zur Verfügung stand haben sie 4 Schiffshebewerke zwischen 1882 und 1917 gebaut, die heute als Kulturlandschaft Welterbe sind. Sie sind noch in Schuss und die Freizeitschiffahrt benutzt sie noch. Für die Berufsschiffahrt gibt es ein neues Hebewerk, das den Hub mit einmal bewältigt. Eine gewaltige Anlage. Neben dem Hebewerk Nr. 4 in Thieu hab ich auch gleich einen Stellplatz gefunden, an dem ich nun heute das dritte Mal schlafen werde. Es sind ja alles kleine Entfernungen hier. Gestern war ich erst in Mons. Die Stadt hat einen Bellfried und von dort bin ich nach Spiennes gefahren zu den dortigen Feuersteinminen deren Besichtigung untertage aber erst heute möglich war. So hab ich mich angemeldet für heute und da wieder nicht fotografiert werden durfte hab ich mich als Journalist geoutet und gleich noch eine Sonderführung durch den Archäologen bekommen.

Ich bin aber dort wieder weg um nun noch die wallonischen Kohlegruben zu besichtigen. Das ist die Fortsetzung des Nordfranzösischen Kohlerevieres in Belgien. 4 Gruben gehören dazu, 2 davon, Le Grand Hornu und Bois du Cazier, hab ich besucht. Die erste ist nur noch in Resten erlebbar, diese sind aber als Designzentrum gut erhalten und ausgebaut. Bergbauliches oder anderes zum Betriebsablauf ist nicht zu sehen, auch kann man die Bedeutung der einzelnen Gebäude nicht mehr erkennen. Anders in Bois du Cazier: die Grube ist in allen Teilen gut erhalten und war Schauplatz eines der schwersten Grubenunglücke in Europa. Am 8.8.1956 fing die Grube Feuer und 262 Bergleute kamen zu Tode, darunter alleine ca. 160 italienische Bergleute. Das Gedenken an dieses Unglück ist auch heute noch lebendig an diesem Ort.

Heute nun die neolithischen Feuersteinminen: vor ca. 6000 Jahren begann der Feuersteinabbau zunächst an der Oberfläche und dann immer tiefer in die Oberfläche hinein. Kalkstein aus Meeressediment steht da an und dazwischen Feuerstein führende Schichten. Sie gruben in der Zeit bis zu 16 m tief und dann in einem Umkreis von vielleicht 20 bis 30 m. Wenn es nichts mehr gab, dann gruben sie daneben die nächste Grube. Auf diese Art wurde eine ganze Gegend durchörtert. Die Gruben stürzten immer mal auch ein und so findet sich bei Grabungen neben anstehendem Gestein auch Konglomeratschichten von eingestürzten Gruben. Das Haupterzeugnis der Gegend waren Beilklingen bis zu 25 cm Länge, die gleich neben den Gruben hergestellt wurden. Für eine gefundene Siedlung geht man von ca. 150 Einwohnern aus, die sich alle mit dem Feuerstein beschäftigt haben. In einem Infocenter kann man das nacherleben und einen Film über die Herstellung eines Beiles kann man auch sehen. Ich hab dass das erste Mal erlebt und war sehr beeindruckt. Die Mitarbeiter waren sehr bemüht und unterstützten mich wo es ging. Selbst bei der Führung untertage haben andere Besucher für mich ins Englische übersetzt. Das fand ich supernett. So gibt’s halt hier auch Bilder, die sonst nicht zu sehen gewesen wären………………..

das „Ende“ von Frankreich………………

In Maubeuge bin ich z.Z., ein Ort kurz vor der belgischen Grenze. Die Nummernschilder sind schon oft rot hier von belgischen Autos, eine Festung von Vauban haben sie auch, die gehört aber nicht zu den Welterbestätten und einen kommunalen Campingplatz. Das ist selten in Frankreich und sehr preiswert. Ich wollte alles zu Ende schreiben ehe ich das Land verlasse. Auch muss ich den Bus umräumen, neue Karten an die Tür kleben, für die Navigation Karten aufs Handy laden und solchen Kram. Was bleibt sind die Überseegebiete Frankreichs, da gibt es noch einige Welterbestätten. Die sehe ich mir an, wenn ich dort in der Gegend bin.
Von Amiens an hatte ich wieder zwei Welterbestätten gleichzeitig; die belgischen und französischen Bellfries laufen jetzt wieder eine Weile so nebenher. Glockentürme sind das, meistenteils in der Zeit der Gotik gebaut und Bestandteil des Rathauses oder sie stehen allein. Sie sind ein Symbol bürgerlicher städtischer Freiheiten und eine flämische Besonderheit. Als Wachturm wurden sie genutzt für Feinde und Brände gleichermaßen. In einigen tagte der Stadtrat, oft war auch das Stadtarchiv dort untergebracht oder Gefangene. Als Symbol der bürgerlichen Macht wurden die Türme oft beschädigt oder zerstört, jedoch immer wieder aufgebaut. So gibt es heute einen Stilmix von römischen Elementen bis hin zum Art Deco Anfang des vergangenen Jahrhunderts. Viele Städte, die ich in Belgien noch besuche haben gleichzeitig auch einen Bellfried sodass meine Fotosammlung da noch wachsen wird.
Gestern war ich noch in Lewarde, ein Ort wo noch eine komplette Kohlemine erhalten wurde und in dem ein Museum eingerichtet ist das die Arbeitsabläufe unter Tage zu verschiedenen Epochen anschaulich macht. Eigentlich war das die beste Möglichkeit diese Tradition kennenzulernen. Entsetzt hat mich jedoch die Art, wie sie mit Pferden umgegangen sind die im Schacht zum ziehen der Loren eingesetzt wurden. Die hat man senkrecht an einer Vorrichtung hängend den Schacht hinabgelassen!!!! Mit den Siedlungen der Bergarbeiter, den sozialen Einrichtungen, den Halden, den Minen und den Einrichtungen zum Transport der Kohle ist hier über 300 Jahre eine ganz eigene Kulturlandschaft entstanden. Heute wird hier nicht mehr gefördert und die Landschaft beginnt sich zu erholen.
Als ich im April losgefahren bin lag das Ende der Reise durch Frankreich noch in weiter Ferne und nun ist es schon Realität. Morgen beginnt der letzte Abschnitt der Reise mit Belgien und Holland…………

der Nordosten Frankreichs, die Picardie……………..

Heute hab ich Arras besucht, hier steht die letzte Festung von Vauban, die ich mir ansehen wollte. Eine Riesenanlage, innen gut in Schuss aber außen bleibt viel zu tun. Bei den Dimensionen ist das kein Wunder. Dabei haben sie schon vieles umgenutzt. In der Stadt befindliche große Kasernengebäude sind Wohnraum geworden und einige der Gebäude in der Festung sind für die Verwaltung hergerichtet. Auf dem Rathaus der Stadt, ein Art Deco Bau aus der Zeit nach dem WW I, befindet sich wieder ein Glockenturm, der Bestandteil der Welterbestätte der Bellfries ist. Direkt vor dem Rathaus gab es Wochenmarkt mit allem was man sich denken kann, den hab ich dann ausgiebig besucht.

Geschlafen hatte ich, von Amiens kommend, wieder an einem Rastplatz abseits der Straße. Ruhig und ohne Lampen war er und Gedränge gab es auch keins, ideal also. Gefunden habe ich den mit einer App, wo Gleichgesinnte Rastplätze, an denen sie selbst übernachtet haben, eintragen können. Das ist nicht immer perfekt, weil die Ansprüche ja verschieden sind. Man weiß aber zumindest wo man hin kann zum Schlafen. Mein Reisen wird also immer perfekter und noch entspannter.

Und in Amiens war es wieder eine Kathedrale, die Dritte der Hochgotischen Kathedralen Frankreichs neben Reims und Chartre. Für mich war es auch die Schönste. Das Mittelschiff ist das höchste Frankreichs und da die Seitenschiffe relativ niedrig sind kommt aus den Obergadenfenstern sehr viel Licht in die Kathedrale. Das gibt ein leichtes und beschwingtes Raumgefühl. In der Zeit von 1220 bis 1366 ist sie entstanden. Der Nord- und der Vierungsturm wurden später vollendet. Erstmalig wendeten die Baumeister standardisierte Steine für die Mauern an. Das sparte die Zeit des Einpassens auf der Baustelle, die Steine konnten an überdachten Plätzen gefertigt werden, also wetterunabhängig und damit ganzjährig. Die Kathedrale war den Unbillen zweier Weltkriege ausgesetzt, hat diese aber  relativ unbeschadet überstanden. Auf einem Grabmal hinter dem Chorumgang gegenüber der Axialkapelle befindet sich ein „weinender Engel“. Sein Abbild als Postkarte schickten im WW I tausende britische Soldaten in die Heimat.

Am vorhergehenden Tag bin ich nochmal an der Küste gewesen – Le Havre – die Hafenstadt. Hier mündet die Seine in den Kanal, Fähren verbinden es mit England, Claude Monet der Maler hat hier lange gearbeitet und sehr kunstinteressiert ist man hier. Es gibt viele Ausstellungen, Galerien  und auch Großobjekte in der Stadt.

Sie war im WW II von den Deutschen besetzt, der Hafen Festung und Bestandteil des Atlantikwalls. Vor der Einnahme durch die Alliierten wurde es schwer von diesen bombardiert und die Innenstadt völlig zerstört. Von 1945 bis 1954 hat Auguste Perret mit seinem Team die Innenstadt in Betonbauweise wieder aufgebaut. Damit machte er Sichtbeton zum Gestaltungselement in der Architektur. Herausragend ist die Kirche St. Josephs. Ein viereckiger Bau auf dem sich ein Turm in 107 m Höhe streckt. Innen ist der Raum nicht aufgeteilt wodurch sich ein wunderbares Raumgefühl ergibt. Es ist die einzige Stadtlandschaft Europas, die in der Welterbeliste steht.

Der Atlantik und der Kanal liegen nun hinter mir und morgen ist es mit Frankreich auch soweit. Das Nordfranzösische Kohlebecken ist die letzte Welterbestätte Frankreichs für dieses Jahr………

 

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