Weißrussland

– als Land wirklich eine Überraschung

 

Weißrussland hat 2 Weltkulturerbestätten und auf seinem Territorium sind 5 Messpunkte des Struve Bogens zu finden, wovon ich einen besucht habe.

Beide Welterbestätten sind eng mit der Großfürstenfamilie Radziwill verbunden. Diese Familie gehörte ursprünglich zum litauisch weißrussischen Hochadel und spätere Seitenlinien gingen auch nach Polen und Preußen. In der Familie gab es Kardinäle, litauische Großhetmans, eine Königin von Polen, Marschälle und Wojewoden. Am Ende dieser Reihe steht z.Z. Konstanty Radziwill (geb.1958). Er ist ein polnischer Arzt  und seit 2015 polnischer Gesundheitsminister. Sie besaßen 5 Schlösser: 3 in Weißrussland (Schloss Mir, Lubcza und Njaswisch)in der Ukraine Olyka und in Litauen Birzai. Schloss Mir und der Komplex in Njaswisch ist nun Weltkulturerbe.

Schloss Mir wurde an Stelle eines hölzernen adligen Gehöftes, welches schon im 15. Jahrhundert existierte, Anfang des 16. Jahrhunderts als Zitadelle von Herzog Juri Iljinitsch gebaut. Dicke Ziegelmauern mit Schießscharten, fünf Türme sowie ein Wehrgraben umgaben sie. 1568 kam die Zitadelle an die Familie Radziwill. Sie wurde zu einem Adelssitz ausgebaut, indem 2 Wohnkomplexe entlang der Mauern innen angebaut wurden. Man findet in dem Schloss Teile im gotischem-, renaissance- und auch im barocken Stil. Es ist ein gutes Beispiel der Magnatenarchitektur  aus der Zeit der polnisch- litauischen Herrschaft.  Mehrmals, zuletzt 1812, wurde der Komplex belagert und mehr oder weniger stark zerstört. Nach der letzten Belagerung wurde das Schloss von der Familie Radziwill aufgegeben. Es ging schließlich 1895 in den Besitz des russischen Generales  Nikolai Swiatopolk Mirski über und wurde restauriert. Dieser besaß viele Fabriken in der Stadt Mir und beschäftigte einen Großteil der Bevölkerung. 1942 wurden im Schloss die Juden von Mir vor ihrem Abtransport interniert. Nach dem WWII wurde es Museumskomplex. Eine Exposition zur Geschichte der Juden kann dort betrachtet werden. Im Jahre 2000 wurde Schloss Mir in die Weltkulturerbeliste eingetragen.

Das Schloss Njaswisch kam 2005 in die Weltkulturerbeliste. Der Ort Njaswisch ging ebenfalls im 16. Jahrhundert an die Familie Radziwill. Sie holten italienische Baumeister ins Land zur Gestaltung der Stadt und des Schlosses. Nach dem Erhalt des Stadtrechtes 1586 wurde mit dem Bau des ältesten Erhaltenen barocken Rathauses in Weißrussland begonnen. Bereits ab 1583 wurde das Schlossensemble errichtet. Ein hoher Erdwall umgibt es und dieser wiederum ist durch einen Wassergraben von dem übrigen Gelände getrennt. Am Schloss wurde ständig gebaut oder umgestaltet, sodass von Elementen der Gotik bis zum Klassizismus alles zu finden ist.  Zur Stadt hin ist ein Erdwall die Verbindung über einen See. Dort steht auch die Fronleichnamskirche. Der erste Barockbau im damaligen Litauen. Familiengrabstätte der Radziwills ist sie auch. Die Särge sind zu besichtigen.

Da ich mich in Weißrussland nur 2 Tage aufhalte, ist es nicht einfach, über hiesige Zustände etwas zu berichten. Was ich sah, ist ein doch passabler Zustand der Infrastruktur. Die Straßen in Ordnung, in kleineren Ortschaften gingen seitwärts immer Schotterpisten ab. Auf Landstraßen gibt es hin und wieder  heimelige, folkloristisch gestaltete Rastplätze mit Hütten zum Sitzen, Feuer- und Grillplätzen und Kinderspielplätzen. Die Häuser auf dem Lande sauber, die Farbe vielfach frisch und die Grundstücke gepflegt. In den Städten hab ich mehrstöckige Neubauten in ganzen Siedlungen gesehen, individueller gestaltet als bei uns, viel Grün dazwischen. Selbst Einfamilienhaussiedlungen mit Standarthäusern, wie man es in Deutschland auch kennt sind zu finden.  Im Verkehr sind die Weißrussen sehr diszipliniert. 40 sind 40 und nicht mehr. Wenn man bedenkt, dass es hier keine Unterstützung durch die EU gibt, ist das schon eine ganz passable Leistung, die der Staat hier abliefert.

Mit anderen Worten, ein Land in das es sich zu reisen und es zu erkunden lohnt.

Weißrussland

7. Juni 2016

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