Ungarn

 – der Westen im Osten damals

 

8 Welterbestätten besitzt Ungarn. Eine davon ist der Fertö/ Neusiedler See. Diese länderübergreifende Kulturlandschaft habe ich bereits in meinem Reisebericht über Österreich beschrieben und kann auf meinem Reiseblog unter diesem Menüpunkt nachgelesen  werden.

Die einzige Weltnaturerbestätte Ungarns, die Höhlen des Akkteleker und des slowakischen Karstes, ist eine Stätte, welche gemeinsam mit der Slowakei  in die Weltnaturerbeliste eingetragen ist. In der Slowakei sind das die Baradla-Domica-Tropfsteinhöhlen, in Ungarn die Akkteleker Tropfsteinhöhlen.  Mehr als  2 Mill. Jahre existiert dieses Höhlensystem von derzeit bekannten mehr als 1000 Höhlen auf einer Fläche von ca. 60.000 ha, von denen 712 unter dem Schutz der UNESCO stehen. Sie zeigen die Auswirkungen der Karstbildung auf Klima und Geologie des Gebietes während zweier tropischen und zweier glazialen Klimaperioden. Die Erforschung dieser Höhlen geben Einblick in ca. 10 Mill. Jahre geologische Entwicklung.

Allein 16 Fledermausarten kommen hier vor und die Höhlen zählen zu den schönsten Tropfsteinhöhlen Europas. Insgesamt hat das System eine Länge von fast 25 km, ist aber nur zu einem Bruchteil öffentlich begehbar.

Pannonhalma die tausendjährige Benediktinerabtei wurde 1984 in die Welterbeliste eingetragen. In der unmittelbaren Umgebung lag das römische Sabarias in dem 316/317 der Heilige Martin geboren worden sein soll. Daher der Name Sankt Martin. Bereits 1001 wurden die Klostergebäude geweiht und Stephan I. gewährte der Abtei umfangreiche Privilegien. So unterstellte er sie unmittelbar dem Heiligen Stuhl was bis heute so ist und in kommunistischer Zeit offenbar dazu führte, das das Kloster als einziges weiterbestand. Die heutige Basilika wurde 1224 geweiht. Eine romanische Unterkirche und ein Eingang vom Kreuzgang her in die Kirche sind die Besonderheiten dort. Eine klassizistische Bibliothek ist zu sehen und die Liebfrauen Kapelle ist seit 1714 die Grabkapelle der Mönche. Die Abtei spielte eine führende Rolle bei der Christianisierung Ungarns im Mittelalter. 1786 wurden alle Klöster in Ungarn aufgelöst.  Die Wiedererrichtung  der Abtei 1802 ging mit der Verpflichtung einher Gymnasien und Schulen zu betreiben, was die Abtei bis heute tut. Gleichzeitig werden Kirchenmusiker ausgebildet. Ein umfangreicher Kräutergarten und Weinbau wird ebenfalls betrieben.

Budapest, die Hauptstadt Ungarns, ist seit 1987 in die Weltkulturerbeliste aufgenommen. Die Ufer der Donau sind an dieser Stelle bereits seit der späten Steinzeit besiedelt. Die römische Stadt Aquincum lag im Norden des heutigen Budapest. Zunächst entwickelten sich 2 getrennte Städte: Buda an den Bergen rechts der Donau und Pest links in der Ebene. Pest, die mittelalterliche Metropole, wurde in den Jahren 1241 / 1242 stark zerstört. Kurz darauf wurde die Burg von Buda errichtet. Und die Stadt blieb eng mit der ungarischen Monarchie verbunden. Die Gründung der Universität im 19. Jahrhundert stärkte die Rolle von Budapest als Hauptstadt des Landes.  Den Schritt hin zu einer modernen Metropole tat Budapest mit der radikalen Errichtung der Andrassy Straße und deren Umfeld mit dem Heldenplatz bis hin zum Stadtwäldchen ab dem Jahre 1872. Viele Häuser mussten weichen, Einwohner ihre angestammten Heime verlassen. In den Jahren 1893 – 896 wurde entlang der Straße die erste U Bahn Europas gebaut. Damit entwickelte sich die Stadt nach den damals modernsten Prinzipien der Stadtentwicklung und weist heute in diesem Teil eine einmalig homogene Bebauung im Stil der eklektischen Neorenaissance auf.  Die Budaer Burg mit dem Burgbergviertel, vorwiegend im Stil des Barock errichtet ist der zweite Teil der Erbestätte.

In Budapest habe ich die Freunde des Taiko Hungary getroffen und hatte auch das Glück, einen Auftritt von ihnen mitzuerleben. Wie das immer so ist, die Zeit war viel zu schnell vorbei. Irgendwann sehen wir uns wieder, die Taikoevents in Europa führen ja die Leute immer wieder zusammen.

Ebenfalls 1987 wurde Hollokö, ein Dorf der Paloczen, ein ungarischer Volksstamm der sich zur Landnahme 896 hier in der Gegend niedergelassen hatte, in die Welterbeliste eingetragen.  1310 wird die Burg auf dem Berg neben dem Dorf erstmals erwähnt. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Verteidigung gegen die Osmanen. Ab dem 18. Jahrhundert werden Burg und Dorf langsam aufgegeben und das Dorf entsteht weiter unten im Tal neu. Die Häuser haben bis heute ihren eigenen Stil bewahrt. Ein Keller in den Berg hinein gemauert, darauf des Fachwerkhaus mit ehemals strohgedeckten Giebeldächern. An der Längsseite eine überdachte Veranda. Die Landschaft lässt noch die ehemals gebräuchliche landwirtschaftliche Nutzung  ahnen: schmale Streifenfelder, Obstplantagen, Weinberge und Wald. Durch die Holzbauweise brannten immer wieder einmal Häuser ab. Sie wurden, zuletzt nach einem großen Brand 1909, im traditionellen Stil wieder aufgebaut.

2002 wurde die Historische Weinlandschaft Tokaj in die Welterbeliste eingetragen. Die Stätte hat eine Fläche von ca. 88.000 ha und umfasst 27 Gemeinden. Bereit 1110 gab es im Dorf Tarcal ein königliches Gut und seitdem rechnet man mit dem Weinbau in dieser Region. 1562 kostete Papst Pius IV. den Wein und lobte ihn sehr, woraufhin die Weinbauregion immer bekannter wurde. 1737 schuf  König Charles III. hier mit einem  Dekret das weltweit erste, geschützte Weinbaugebiet.  Die Besonderheit  des Gebietes liegt am vulkanischen Boden, Feuchtgebieten in den Talsenken und den umliegenden Eichenwäldern. Das alles schafft ein besonderes Microklima hier. Wahrzeichen der Region ist der „Große Kahle Berg“ im Zempten Gebirge, die von  der Stätte umgeben ist. Ein weiteres Gebiet heißt „ Weinregion Tokaj“, in der Slowakei gelegen. Die Klage Ungarns dagegen hat die EU abgewiesen.

Die altrömischen und frühchristlichen Gräber von Pécs sind seit 2000 Weltkulturerbe. Im altrömischen Sophinae traf im 2. bis 4. Jahrhundert n.Chr. die osteuropäische Bestattungskultur  unterirdischer Grabkammern auf die Westeuropäische der Mausoleumsbauten. In den Grabkammern fanden die Bestattungen statt und in den darauf errichteten Mausoleen kamen die Angehörigen zu Jahrestagen oder anderen Anlässen zu Feiern zusammen.  Dabei sind  die christlichen Gräber die ersten Erhaltenen  nach der Christenverfolgung im römischen Reich. Zu besichtigen ist außerdem ein Mausoleum unter den Grundmauern einer frühchristlichen Kirche und weitere römisch – christliche Monumente. Alle diese unterirdischen Stätten sind vorbildlich ausgebaut, vollklimatisiert und behindertengerecht zugänglich mitten in der Stadt unterhalb des Domes. Ein Visitorcenter informiert über alles.

 

Zwei Tipps vielleicht noch zu Pécs:

  1. Im Sommer gibt es hier den größten Trödelmarkt Ungarns. Beginn immer sonnabends um 6 Uhr. Um 10 Uhr sind die Schnäppchen weg, also zeitig aufstehen. Viele kommen extra vom Balaton runter deswegen. Und wenn man einmal da ist:
  2. 30 km südlich von Pécs gibt es ein kleines aber feines Weinanbaugebiet in Harkany, die nicht nach Deutschland exportieren. Ich finde, der Merlot, der dort angebaut wird ist große Klasse.

 

Die letzte Welterbestätte ist der Hortobagy Nationalpark – die Puszta. 1999 in die Welterbeliste eingetragen, ist es ja die Landschaft schlechthin, die für Ungarn steht. Schon vor ca. 4000 besiedelt, war sie damals ein bewaldetes Sumpfgebiet. Die damaligen Bewohner hinterließen Grabhügel, welche heute noch zu sehen sind, z.T. sind darauf Kirchen errichtet. Bis ins 13. Jahrhundert hinein wuchs die Bevölkerung ständig, es gab viele Siedlungen. Mit der osmanischen Besetzung Ungarns wurden große Teile dieses Gebietes abgeholzt und versumpfte. Erst im 19./20. Jahrhundert wurde großflächig mit Trockenlegung zur landwirtschaftlichen Nutzung begonnen. Vieles versteppte auch und so hat die Puszta um Hortobagy die typische Erscheinungsform der Salzsteppe. Hier entwickelte sich eine für diese Landschaft typische Flora und Fauna. Auch Nutztiere haben sich entwickelt, die es nur hier gibt. Das Graurind, einst die wirtschaftliche Grundlage schlechthin, gibt es nur hier. Zu tausenden wurde es seit dem 14. Jahrhundert in Westeuropäische Schlachthäuser getrieben. Das Zackelschaf, das Noniuspferd und das Wollschwein sind weitere Vertreter. Typisch für die Puszta noch ist der Ziehbrunnen, welcher allenthalben zu sehen ist, mal als Schauobjekt, mal zur wirklichen Nutzung. Die Funktionsweise folgt dem arabischen Schaduff, dort zur Gartenbewässerung eingesetzt, hier zur Tiertränke. Eine Stange, einerseits mit Gegengewicht, andererseits ein Seil mit Eimer zum Wasserschöpfen.  Die Hirten haben ihn  selbst zur Nachrichtenübermittlung eingesetzt.

 

Zuletzt noch ein Tipp für Leute die das thermalbaden lieben und die Ruhe und Beschaulichkeit eines nicht überlaufenen Ortes, zumindest im Mai, schätzen. Ich verbringe Pfingsten z.Z. auf einem Campingplatz in Füesgyarmat ca. 60 km südlich von Debreczin. Von 120 Stellplätzen sind ca. 25 besetzt. Der Bewegungsapparat und gynäkologische Beschwerden sollen wohl gelindert werden. Für mich ist es einfach wohlfühlbaden, das heißeste Becken hat 40 Grad, schwimmen kann man aber auch.

15.Mai 2016

Ungarn

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