Schweiz

– ein starkes Selbstbewusstsein und eine Engelsgeduld

Liechtenstein – auf der Durchfahrt

Die Schweiz ist für mich das Land der Verbote, gar der Amtsverbote, was auch immer das sein soll. Jedes Fleckchen, was zu Abstellen eines Autos oder eines anderen Gefährtes geeignet ist, wird entweder mit Parkverbot belegt oder es muß Parkgebühr entrichtet werden. Ein Mitreisender sprach ironisch davon, dass die Schweizer Meister in der Nutzung waagerechter Flächen sind. Diese werden bebaut und dann vermietet oder es wird Parkgebühr erhoben. Nicht ein Fleck bleibt ungenutzt.
Dessen ungeachtet besitzt die Schweiz eine hervorragende Infrastruktur. Die Straßen gut in Schuss, die Tourist Infos gut ausgeschildert, Toiletten gibt es allerorten, immer ohne Seife, aber immerhin. Selbst die alte! Passstraße auf den St. Gotthardpass ist besser in Schuss wie die meisten Straßen in Chemnitz, Erfurt oder Gotha.
Dem gegenüber steht eine Engelsgeduld der Schweizer. Mit 30 km/h die Passstraße hoch -> alle bleiben hinter Dir und keiner drängelt sich vorbei. Die Fußgänger bedanken sich mit Handzeichen, wenn ich am Fußgängerüberweg für sie halte. Alles sehr angenehm und in Deutschland von mir schmerzlich vermisst.
Welterbestätten besitzt die Schweiz 11. Zwei Klöster in St. Gallen und Müstair, drei Naturerbestätten, die Schweizer Tektonik Arena von Sardona, wo sich 250 bis 300 Mio. Jahre altes Gestein über 35 bis 50 Mio. Jahre altes Gestein geschoben hat, die Schweizer Alpen Jungfrau – Aletsch, das größte zusammenhängende vergletscherte Gebiet Eurasiens und Monte San Giorgio, gemeinsam mit Italien. Hier finden sich Meeresfossilien aus der Trias Zeit vor 230 -245 Mill Jahren. Diese drei Weltnaturerbestätten habe ich nicht besucht und werde wohl auch in Zukunft nur in Ausnahmefällen Weltnaturerbestätten besuchen.

Die Altstadt von Bern ist dabei. Es ist dies eine Stätte welche über die Jahrhunderte gewachsen ist und heute
in der alten Struktur modernes Leben ermöglicht, weil die Bausubstanz immer den jeweiligen Anforderungen
angepasst wurde, dabei aber äußerlich in der ursprünglichen Form verblieben ist. Insbesondere die
Renaissance mit ihren Arkadenhäusern hat die Altstadt entscheidend geprägt. Beeindruckend, das Bundeshaus
und die Kathedrale in der Stadt. Ein Punkt in der Neustadt, welcher sich über die Altstadt in der Aarschleife erhebt, ermöglicht einen beeindruckenden Blick über die Dachlandschaft und vermittelt einen Eindruck von der Geschlossenheit der Bebauung.
Eine weitere Welterbestätte sind die beiden Uhrmacherstädte La Chaux de Founds und Le Locle. Die Schwesternstädte heben sich durch Stadtlandschaften hervor, welche bis zur letzten Konsequenz den Bedürfnissen der Uhrenindustrie untergeordnet sind. Im Mittelalter wurde La Chaux de Founds erstmals besiedelt und die Bauern lernten in der Abgeschiedenheit der Berge schnell, ihre Werkzeuge selbst zu reparieren. Mit dem Aufkommen der Uhren übertrugen sie ihre Geschicklichkeit auf deren Reparatur und dann auch auf die Neuherstellung. Diese betrieben sie in ihren Häusern. Da viel Licht für die Uhrenherstellung benötigt wurde, wurden die Tische an die Fenster der Wohnzimmer gerückt. In der Folge dann auch größere Fenster eingebaut. 1794 vernichtete ein Großbrand die meisten Häuser in La Chaux de Founds. Der Aufbau der Ortschaft erfolgte dann streng nach den Anforderungen der Uhrenindustrie. Die Ausrichtung der Häuser nach Südwesten für langes Licht, der Abstand der Häuser so, dass ein Haus das Andere nicht beschattete. Natürlich auch wieder die Verbindung Wohnen und Arbeiten. Der Abstand der Häuser garantierte gleichzeitig die bequeme Schnee Beräumung im Winter. Entstanden doch mit der Zeit ca. 40 verschiedene Berufe in der Uhrenherstellung und die Zwischenprodukte mussten durch Boten zur Weiterverarbeitung gebracht werden.

Im Lavaux bauten bereits die Römer feste Straße entlang des Genfer Sees. Im 10. und 11. Jahrhundert dann begannen Mönche die steilen Südhänge zu terrassieren und Wein und Obst anzubauen. Diese wurde im 13. Jahrhundert dann mehr und mehr von weltlichen Bauern übernommen bis schließlich das Gebiet, ein ca. 40 km
langer Abschnitt zwischen Lausanne und Montreux entlang des Genfer Sees, unter die Herrschaft der Berner Stadtaristokratie kam und ein rasanter Aufschwung des Weinbaues einsetzte. Einige Weingüter sind seit dieser Zeit bis heute in der Hand ein und derselben Familie geblieben. Im Laufe der Zeit entstanden so ca. 400 km
Terrassenmauern, welche ca. 10.000 Terrassen auf 40 Ebenen die Steilhänge hinauf bildeten. Das Gebiet hat auch eine eigene Rebe, den Chasselas, hervorgebracht, welcher jetzt aber auch in anderen Gebieten der Schweiz angebaut wird.

In Bellinzona, einer Ortschaft in der italienischen Südschweiz in dem 3 verschiedene Passstraßen des Ticino Tales zusammentrafen und hier gut zu kontrollieren waren, wurden Befestigungsanlagen errichtet, die ein anschauliches Bild mittelalterlicher Festungsbaukunst geben. Seit dem Neolithikum bereits besiedelt, wurden im
Mittelalter die Wehranlagen gebaut. Zunächst Castel Grande, in der Stadt auf einem Felsen im 14. Jahrhundert
errichtet und dann Castel Montebello auf dem gleichnamigen Hügel. Beide Festungen wurden in das System
der Stadtbefestigungen eingebunden. Sasso Corbaro wurde 1479 in nur einem halben Jahr oberhalb der Stadt
errichtet. Die Festungen sind gut erhalten, werden innen jedoch auch für Ausstellungen zeitgenössischer Kunst genutzt.

Die Rhätische Bahn betreibt als Firma ein Streckennetz, das weit über die als Weltkulturerbe verstandenen Strecken hinausgeht. Im engeren Sinne ist das die sog. Albula Bahn von Thusis nach St. Moritz mit vielen Ingenieurbauwerken, Kehrtunnel, Viadukten, Galerien und Tunnel, welche zur Inbetriebnahme der Bahn 1904 die neuesten Techniken der Eisenbahnbaukunst darstellten und die den Albulapass überwindet. Von St. Moritz bis ins italienische Tirano fährt schließlich der Bernina Express über den Berninapass in 2253 m Höhe. Es ist die höchste adhäsive Eisenbahn der Welt. Die Spurweite der Bahn beträgt 1000mm, in Brusio befährt sie zudem einen kompletten Kreisviadukt. Die Strecken sind alle elektrifiziert. Die Kunstbauten sind zudem in einem neubauähnlichen Zustand: Saubere Steine, fehlerfreie Fugen und der Gleiskörper oft neu geschottert. Die Fahrt mit dem Panoramawagen von Thusis nach Tirano kostet 122,- CHF hin und zurück.

Das Kloster St. Johann in Müstair gilt als Gründung Karls des Großen um 800. Die Heiligkreuzkapelle ist eines der wenigen vollständigen Bauwerke von ihm. In der Klosterkirche befindet sich der größte erhaltene, frühmittelalterliche Wandmalereizyklus aus dem 9.Jahrhundert. Das Kloster wird noch heute von 12 Schwestern des Benediktinerordens bewohnt und bewirtschaftet. Landwirtschaft und eine Tischlerei sind die Wirtschaftszweige, ein Museum wird betrieben. Der Plantaturm, 957 erbaut, ist als Wohnturm das älteste Profangebäude des Alpenraumes und Teil der Anlage.

Der Stiftsbezirk St. Gallen geht auf den irischen Wandermönch Gallus zurück, der wohl hier 612 eine Eremitenzelle errichtete. 100 Jahre später gründete dann Abt Otmar an dieser Stelle ein Kloster welches bis zur
Säkularisation 1805 durchgängig bestand. Das Kloster entwickelte sich schnell zu einem der bedeutendsten Zentren der abendländischen Kultur im frühen Mittelalter. Besonders das Skriptorium hat viele berühmte
Handschriften hervorgebracht und beeinflusste stark das Scriptorium der Klosterinsel von Reichenau im Bodensee. Die Klosterbibliothek, jetzt Stiftsbibliothek, ist die reichste und größte der Schweiz. Sie besitzt u.a. ca. 2100 Handschriften, ca. 400 davon aus der Zeit vor dem Jahre 1000. In den Jahren 1755 bis 1768 wurden der Komplex spätbarock umgestaltet und die heutige Kathedrale errichtet, wodurch sich heute ein harmonisches Gesamtbild zeigt.

Letztlich ist die Schweiz Initiator des Weltkulturerbes Prähistorische Pfahlbauten rund um die Alpen. Das werde ich aber mit dem Bericht zu Deutschland beschreiben.

Fürstentum Liechtenstein

Auf dem Rückweg von Müstair nach Deutschland bot es sich an, dem kleinen Land einen Besuch abzustatten. Die Grenze ist mit einem Schild markiert, sonst gibt es als markanten Unterschied zur Schweiz nur die schwarzen Nummernschilder der Autos mit den weißen Buchstaben FL beginnend. Die Währung, die Ortseingangsschilder und vieles mehr – alles von der Schweiz übernommen. Vaduz ist die Hauptstadt, eine kleine pittoreske Stadt, deren wesentlichen Sehenswürdigkeiten von außen in einer halben Stunde besichtigt sind. Regierungsgebäude, Landesparlament, die Residenz des Fürsten hoch über der Stadt gelegen. Mehrere Museen hat es noch und in der Fußgängerzone gelingt ein Blick ohne ein Bankenschild zu sehen kaum. Der wesentliche Unterschied zur Schweiz: Liechtenstein hat keine Welterbestätten!

Nun soll es für heute genug sein. Das nächste Ziel ist Großbritannien und Irland. Am Donnerstag ist es mit dem Losfahren soweit und ich freu mich riesig drauf. Meine Tochter hat mich überredet ja doch eher mal was von mir hören zu lassen. So werde ich mich auf Facebook alle paar Tage schreiben, was ich so erlebt habe. Wer das mitverfolgen möchte schickt eine Freundschaftsanfrage an: Christoph_ Orus aus Glowe

Juni 2015

Schweiz

 

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