Rumänien

 – die Betonbauer

Das ist mir als Erstes hier in Rumänien aufgefallen. Vieles was hier gebaut wird, wird in Ortbeton hergestellt. Die Abwassergräben in den Dörfern, die Straßengräben sind manchmal kilometerweit in die Landschaft betoniert. Bauwerke, Kleinbrücken werden nicht aus Fertigteilen montiert, sondern vor Ort eingeschalt. Geht auch, ist aber ein ganz eigener Baustil und war für mich ungewohnt.

Was mich sehr betroffen gemacht hat ist die Tatsache, dass jetzt erst langsam Infrastruktur auch in die Dörfer gebracht wird. Ich hab tausende Brunnen gesehen, die noch benutzt werden, auch das Abwasser ist längst noch nicht überall verlegt. Straßen müssen gebaut werden, manche Eisenbahnstrecken sind in fragwürdigen Zustand. Und dazu kommt ein Riesenunterschied in den Lebensverhältnissen zwischen Stadt und Land. Modernes Leben selbst in kleineren Städten schon und auf dem Dorf noch Pferdewagen, kein Gehsteig und die Nebenstraßen nur Schotter. Aber Jugendliche auf dem Pferdewagen mit dem I Phone in der Hand gibt es auch.

Das sind so meine Eindrücke von Rumänien. Freundliche Leute hab ich erlebt, noch freundlichere Polizisten und das Auto mitten in der Stadt stehen lassen kann man auch ohne das was passiert. Die für viele zum Rumänienbild gehörende Bettelei hab ich nur in Sighisoara erlebt, aber auch nicht übertrieben stark. In der Altstadt forderten Schilder auf, nichts zu geben.

Viel ausgeprägter gibt es hier Anhalter, offensichtlich ist das Teil des Nahverkehres, Jung und Alt stehen an der Straße und heben den Daumen.

Rumänien hat 6 Weltkulturerbestätten ganz unterschiedlicher Art und eine Weltnaturerbestätte. Das Biosphärenreservat Donaudelta befindet sich im Mündungsgebiet der Donau in das Schwarze Meer. Das Donaudelta stellt nach dem Wolgadelta das zweitgrößte Delta Europas dar und umfasst ein Gebiet von 5800 km², wovon 72 Prozent mit einer Fläche von 4178 km² unter Naturschutz stehen. Der nördliche Teil des Reservats – das eigentliche Delta – wird von den drei aus westlicher Richtung einlaufenden Mündungsarmen der Donau durchflossen: dem Chiliaarm als rumänisch-ukrainische Staatsgrenze im Norden, dem Sulinaarm in der Mitte und dem Sfântu-Gheorghe-Arm im Süden. 5200 Tier- und Pflanzenarten sind hier nachgewiesen in über 30 verschiedenen Öko- Systemen.

Die Dakischen Festungen im Orastie Gebirge sind 1999 in die Weltkulturerbeliste eingetragen worden. Gewürdigt werden 6 Festungen der Daker aus der Zeit des 1. Jahrhunderts n.Chr. Sie hatten sich in dieser Zeit außerhalb des römischen Imperiums zu einer beachtlichen Zivilisation entwickelt, welche auch architektonisch Eigenes hervorgebracht hat. In Sarmizegetusa Regia, der damaligen Hauptstadt, sind nicht nur Reste von mehreren Tempeln ergraben worden, sondern man fand auch Teile der sog. „dakischen Mauer“. das sind 2 Mauern im Abstand von ca. 2 m, deren Zwischenraum mit Erde verfüllt wurde. Den Zusammenhalt boten Baumstämme, welche in schwalbenschwanzartigen Einkerbungen der Steine gelegt wurden. Eine erste Einigung der Stämme des Donaugebietes gelang Barebista (König 82-44v.Chr.), der jedoch ermordet wurde. König Decebalus (86 -106) erreichte eine 2. Einigung der Stämme. In diese Zeit fiel der Bau der Festungen und auch der 1. (101-102) und der 2. dakische Krieg (105-106), in deren Folge Dakien als Dacia römische Provinz wurde.

Das Kloster Horezu wurde 1993 in die Welterbeliste eingetragen. Gestiftet  vom Fürsten der Wallachei Constantin Brancoveanu im Jahr 1690, wurde sie im sog. Brancoveanu Stil errichtet. Renaissance- und Barockelemente wurden hier mit orientalischen Architekturmerkmalen verbunden. Dieser Stil sollte für mehr als 100 Jahre die Architektur der Wallachei prägen. Die Bausubstanz ist ohne größere Eingriffe noch aus der Entstehungszeit erhalten.  Es ist ein aktives rumänisch – orthodoxes Nonnenkloster. Die Hauptkirche wurde in den Jahren 1693 – 1697 errichtet,  hat einen kreuzförmigen Grundriss und steht in der Mitte des Komplexes. Den Innenhof umgeben auf 3 Seiten Gebäude des Klosters, die 4. Seite schließt eine Mauer ab. Das Tor trägt einen Glockenturm. Alles ist noch einmal von einer Umfassungsmauer umgeben. In allen 4 Himmelsrichtungen befindet sich in mehr oder weniger großem Abstand  je eine Kapelle. Die im Westen ist in das Gebäude über dem Refektorium integriert. Obstbau wird betrieben und Gewächshäuser zum Gemüseanbau gibt es.

Die Altstadt von Sighisoara ist seit 1999 in die Welterbeliste eingetragen.  Die Stadt wurde Mitte des 12. Jahrhunderts von sächsischen Siedlern gegründet, die der damalige ungarische König ins Land rief. Sie ist ein einzigartiges Zeugnis der Kultur der siebenbürger Sachsen, dessen Epoche nun durch die massiven Abwanderungen der letzten Jahre zu Ende geht. Ca. 650 Einwohner deutscher Abstammung leben noch hier. Hauptwahrzeichen ist der Stundenturm als Teil der Befestigungsanlage und Haupttor zum Burgberg, der Altstadt. Bis 1656 war er auch Sitz des Rates der Stadt. Seine 4 kleinen Ecktürmchen kennzeichnen Sighisoara als Stadt mit Blutgerichtsbarkeit. Die Bergkirche bewahrt Altäre aufgelassener Kirchen Siebenbürgens und besitzt Stollentruhen aus dem 16. Jahrhundert.

Von der Altstadt führt eine sog. Schülertreppe zu ihr hinauf, da sich in ihrer Nachbarschaft das Deutsche Gymnasium befindet dessen Abitur in Deutschland Anerkennung findet.

7 Dörfer mit Kirchenburgen in Siebenbürgen sind 1993 eingetragen worden. Auch sie zeigen die untergehende Kultur der siebenbürger Sachsen welche in den letzten Jahrzehnten durch Auswanderung herbeigeführt wurde. Das Gebiet wurde im 13. Jahrhundert von deutschen Einwanderern besiedelt die der ungarische König ins Land rief und lag an der  Grenze des damaligen Ungarn. Die Einfälle der Türken und Tataren waren es, vor denen man Schutz suchte und deshalb erst die Kirchen befestigte und dies dann immer weiter ausbaute sodass trutzige Ensembles entstanden. Der Erhaltungszustand ist sehr unterschiedlich je nach Interessenlage der Kirchgemeinden oder Gemeinden. Einige werden aus dem Ausland unterstützt, bei anderen kümmert sich der Bürgermeister und eine Stiftung zur Erhaltung der Bauten gibt es hier auch. Es sind aber ca. 160 solche Burgen überkommen und 7 davon sind auf der Welterbeliste.  Es sind dies:

Birtan, von 1572 bis 1867 Bischofsitz, Viscri, sie steht auf den Fundamenten eines Vorgängerbaues von 1185, Darjiu, wird als Museum ausgebaut, Calnic, Prejmer, Saschiz, und Valea Viilov.

In einem Gebiet mit langer Holzbautradition stehen die Holzkirchen der Maramures. Sie wurden 1999 in die Welterbeliste eingetragen. Es sind 8 der ältesten  erhaltenen Kirchen. Die ältesten von allen steht in Ieud und wurde 1367 errichtet. Die meisten stammen jedoch aus dem 14. bis 17. Jahrhundert.  Damals war es verboten, Kirchen aus Stein zu bauen und so wurden Ulmen- Kiefern oder Eichenholz verwendet. Sie haben an der Westseite der Kirche einen langen, schmalen Turm und sind mit Holzschindeln gedeckt. Das Innere ist nach den Erfordernissen der orthodoxen Liturgie gestaltet. Die Wände sind überall bunt bemalt bis unter die Decke, der Fußboden mit Teppichen ausgelegt. Alle sind in gutem Erhaltungszustand, die Zuwegung ist neu errichtet und einen kleinen Infopunkt an jeder Kirche gibt es auch.

Die Kirchen Moldawiens sind seit 2010 Bestandteil der Welterbeliste. Der über Moldawien in der 2. Hälfte des  15. Jahrhunderts herrschende Stefan der Große versprach, für jeden Sieg auf dem Schlachtfeld eine Kirche oder ein Kloster zu stiften. Das setzten seine Nachfolger fort und so entstanden im 15. und 16. Jahrhundert  44 Kirchen bzw. Klöster. 8 davon sind als Weltkulturerbe nun besonders geschützt. Hauptmerkmal ist  die innere und oft auch äußere Bemalung. Diese erfolgte in Freskotechnik unter Verwendung von Blattgold. Die Malerei steht stark in der byzantinischen Tradition der Ikonenmalerei. Zweck war, dem einfachen Volk durch Bilder die Geschehnisse aus der Bibel näher zu bringen. Zum Weltkulturerbe gehören die Kirchen in:

Abore, Humor, Moldovita, Patrauti, Probota, Suceava, Sucevita und Voronet.

Im Kloster Punta, welches nicht Weltkulturerbe ist, ist Stefan der Große 1504 begraben worden.

 

Vielleicht zum Schluss noch etwas zur Navigation in Rumänien: Wegweiser sind reichlich zu finden und immer durchgehend, ohne Lücken, manchmal älteren Datums, aber immer zu erkennen. Eine Institution gibt es hier, die in Deutschland in weiten Teilen ausgestorben ist: der gute alte Kilometerstein. Sorgsam gepflegt, an neuen Straßen schon mal aus Plaste oder aus Blech, kann man sich hier auf ihn 100 prozentig verlassen. Präzise wie ein Navi und zuverlässig jeden Kilometer zeigt er die Entfernung  an.

 

Das war’s nun zu Rumänien. Weiter geht es nun in die Ukraine mit einem kurzen Abstecher nach Moldawien und dann durch Weißrussland nach Litauen.

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