Spanien II und Andorra

Ehe ich mich nun dem zweiten Teil der französischen Welterbestätten widme, will ich den Reisebericht noch fertig machen um dann unbeschwert fortfahren zu können. Vor Spanien jedoch habe ich es nochmal mit Andorra versucht.

Andorra

Andorra, hektisch, unübersichtlich und stressig. Die Straßen liegen praktisch übereinander, das erkennt man im Stadtplan kaum und alle Besucher eilen von Geschäft zu Geschäft. Durch die fehlende Steuer sind hier Traumpreise angesagt. 1 l Whisky für unter 10,- €. Da hab ich natürlich auch ein bisschen gekauft und „Nectum“ auch, ein Sirup, den die hier aus Tannennadeln machen. Schmeckt traumhaft zu Käse.

Die Welterbestätte, das Madriu-Perafita-Claror-Tal ist ein Hochtal ohne Straße, nur per Fuß zu erreichen und zeigt noch die überkommene Weidewirtshaft auf terrassierten, handtellergroßen Weideflächen. Die Häuser haben sie aus dem gebaut, was da grad rumlag: Steine, Schieferplatten fürs Dach. Der außergewöhnlich steile untere Talabschnitt hat über die Jahre eine Erschließung verhindert. Im oberen Teil des Tales gibt es Gletscher und steile Klippen, die die Weideflächen immer wieder unterbrechen. Im mittleren Teil des Tales konnten Weideflächen nur durch intensive Terrassierung gewonnen werden. Bis in die 1950 er Jahre war das Tal bewohnt und es wurde traditionelle Weidewirtschaft betrieben. Die üblichen Nutztiere Pferde, Schafe, Ziegen, Kühe aber auch Esel wurden gehalten. Vereinzelt baute man auch Wein an. Die Milch verarbeitete man  zu Käse. Selbst hier gefundenes Eisenerz wurde in einer einfachen Schmiede zu Eisen geschmolzen und verarbeitet. Die Tal  ist mit einer Unzahl grob gepflasterter Wege erschlossen die jetzt auch alle ausgeschildert sind. Infrastruktur, einen Parkplatz oder so, gibt es nicht. Man läuft von der Stadt aus los und ist am Taleingang schon geschafft, da hat man noch gar nichts gesehen. Oder man parkt in der Busbucht vor dem Friedhof regelwidrig und schaut was wird. Letzteres hab ich gemacht, die Entfernung zum Taleingang war mit 800 m nicht zu weit. Der Weg ist extrem steil und wenn man bedenkt, dass die Menschen hier vieles hochgetragen haben was sie brauchten….

Spanien II

Und nun ist wieder Spanien an der Reihe.

Neben Andorra hatte ich beim ersten Anlauf ja die ursprünglich erste Welterbestätte in Spanien, auch in einem Hochtal gelegen, nicht besucht. Das habe ich jetzt gleich mit erledigt.

Ich bin in einem spanischen Nebental quasi wieder Richtung Frankreich gefahren, nur dass vorher ein Seitental abzweigte, das Val de Boi. Lange Zeit war es sehr abgeschieden und so haben sich in den Dörfern im oberen Tal 8 Kirchen im frühromanischen Stil fast unverfälscht erhalten, die seit 2000 Welterbe sind. Da sie nur für die Bedürfnisse eines Dorfes gedacht waren, sind sie alle nicht sehr groß. Manche Dörfer liegen am oberen Rand der Bergflanke und so war viel Lenkradarbeit nötig um die Dörfer zu erreichen. Eines bestand auch bloß aus einer Handvoll Häuser. Die Kirchen sind außen liebevoll restauriert und, in Spanien fast überall Usus, es wird Eintritt verlangt, was mich dann regelmäßig dazu bringt, die Kirchen innen nicht zu besichtigen.

Und von dort aus bin ich nochmal ca. 500 km gefahren, um in den Großraum Madrid zu kommen.

Alcala de Henares, eine Stadt nordwestlich von Madrid war einst eine bedeutende Stadt unter den Römern, sie lag an Handelsrouten und prosperierte. Die Mauren bauten ihre Burg auf der anderen Seite des Flusses und ließen die Christen in Ruhe. Nach der Reconquista 1118 siedelten auch viele jüdische Familien hier. 1499 gründete der Bischof von Alcala die Universität. Diese Universität und deren Bedürfnisse prägten fortan das Stadtbild entscheidend und es wurde das Idealbild einer Stadtkommune, eine „Civitas Dei“ – eine Gottesstadt angestrebt. Damit wurde Alcala zur Modellstadt  für viele Stadtgründungen, insbesondere von Universitätsstädten Lateinamerikas. Die Universität wurde jedoch 1836 nach Madrid verlegt und der Stadt damit einen schweren Schlag in ihrer Entwicklung zugefügt. 1977 wurde sie wieder gegründet  und hat heute den Schwerpunkt Literatur. Die Stadt ist Geburtsort von Cervantes der den „Don Quichote“ schrieb. Die Kathedrale, die Gebäude der alten Universität und viele Konvente prägen heute die Altstadt, auch das Geburtshaus von Cervantes ist zu sehen.

Nur 50 km von Alcala de Henares entfernt liegt die Kulturlandschaft von Aranjuez.

Die Stadt ist im 16. Jahrhundert entstanden, als der spanische König Philipp II. in den Flussauen des Tejo und der Jaramar auf den Resten eines Klosters eine Sommerresidenz zu bauen begann. Die Stadt selbst wurde planmäßig angelegt und die Flussauen zu Parks und Gärten umgestaltet. Ziergärten, Obstgärten und auch Gemüsegärten entstanden. Im 18. Jahrhundert gestaltete König Philipp V. das Ensemble zu einer Barockanlage um. Es wird heute noch von der Königsfamilie genutzt. Das Schloss kann teilweise besichtigt werden und zeigt eine Innenausstattung aus dem 19. Jahrhundert.

Die Altstadt von Toledo liegt hoch oben auf einem Berg und ist von einer Stadtmauer umgeben. Die Keltiberer waren offensichtlich die ersten hier. Später, 192 v.Chr. besiegten die Römer einen Hirtenstamm Carpetani und gründeten Toletum. Durch Eisenerzvorkommen entwickelte sich die Siedlung rasch und als Stadt prägte sie eigene Münzen und versorgte römische Truppen mit Schwertern. Ende des 5. Jahrhunderts eroberten die Westgoten die Stadt, die von 531 bis 711 deren Hauptstadt war. Schon in dieser Zeit war sie Sitz eines Erzbischofs. Die Mauren eroberten Toledo 712, verloren es bereits 1085 an Alfons VI. während der Reconquista. Ab 1087 ist Toledo Residenz der kastilischen Könige und bis 1561 Hauptstadt Spaniens. Der Erzbischof von Toledo ist seit ca. 1220 Primas der katholischen Kirche Spaniens. Zu sehen sind die Kathedrale, der Alcazar und ein großes jüdisches Viertel.

Das Königliche Kloster San Lorenzo in Escurial ist eigentlich ein Königspalast mit angeschlossenem Kloster. Von 1563 bis 1584 ist San Lorenzo erbaut worden. Anlass war ein Sieg König Philipp II. über den französischen König Heinrich II. Die Anlage, 207 m x 161 m groß, ist im Renaissance Stil in seiner zurückhaltenden spanischen Spielart, dem Desornamentado Stil, errichtet worden. Der Grundriss in Form eines Gitters umschließt 16 Höfe und 12 Kreuzgänge. Neben der Basilika in den Ausmaßen eines Domes, einem Kloster der Hieronymiten, einem Seminar und der Bibliothek ist der Königspalast Hauptteil der Anlage. Gemäß dem Hofprotokoll war San Lorenzo für einen Teil des Jahres Residenz des Königs. San Lorenzo ist außerdem Grablege der spanischen Könige wobei die Könige der Häuser Bourbon und Habsburg getrennt bestattet sind. Viele hundert Jahre sah das Hofprotokoll die Residenz des Königs einmal im Jahr hier vor und so ist auch viel Weltgeschichte hier passiert.

Die Altstadt von Segovia, die Stadt hat ihren römischen Namen behalten, war die letzte von 5 Welterbestätten rund um Madrid. Schon 1000 v.Chr. soll es eine Siedlung gegeben haben. Die Römer besiegten die hier siedelnden Vakkäer, einem keltiberischen Stamm, um 80 v.Chr. Der Ort lag an einer von den Römern viel benutzten Nord Süd Trasse und wurde ein wichtiger militärischer Stützpunkt. Ab dem 5. Jahrhundert Teil des Westgotenreiches, war Segovia von 714 bis 1085 den Mauren untertan. Danach wurde die Stadt wieder christlich unter Alfons VI. Vom 13. bis 15. Jahrhundert war Segovia Königsresidenz der kastilischen Könige. Der Alcazar der Mauren wird in dieser Zeit entsprechend ausgebaut sodass er einer mittelalterlichen Burg ähnelt. Durch das königliche Geschlecht der Trastamera erlebt die Stadt ihre Glanzzeit, in die auch die Krönung Isabella der Katholischen 1474 zur kastilischen Königin in der hiesigen San Miguel Kirche fällt. 1525 bis 1577 wurde am Hauptplatz die Kathedrale im frühgotischen Stil erbaut. Die Stadt hat aber eine ungewöhnlich hohe Anzahl an romanischen Kirchen.

Segovia ist übrigens die erste Stadt, in der ich touristische Ausschilderung auch in fernöstlichen Schriftzeichen gesehen hab. Diese Fremdenfreundlichkeit find ich gut. Es ist aber die absolute Ausnahme.

In Zentralspanien ist man wieder in der Region der Olivenbäume angekommen. Viel braune oder rote Erde sieht man im Sommer hier, die Sonne verbrennt das Gras. Was Grün ist, ist hartes Gestrüpp und eben Bäume oder es wird bewässert. Eine völlig andere Vegetation als bei uns in Deutschland. Große Flächen scheinen komplett an die Wasserleitung angeschlossen zu sein, die Felder,  Grünflächen, die Rabatten in den Städten, selbst die Begleitpflanzungen an der Autobahn werden bewässert. Neben modernen Bewässerungssystemen, die auf Rädern fahren, habe ich auch noch Kanäle oder Betonrinnen gesehen, die hauptsächlich auf den Feldern das Wasser verteilen.

Avila, meine erste Station als ich von Madrid aus nach Westen gefahren bin, hat mich völlig überrascht. Ich hatte keine Vorstellung von der Altstadt von Avila. Angetroffen habe ich eine Stadt, die eine völlig intakte 2516 m lange Stadtmauer aus dem 11./12. Jahrhundert mit 87 Türmen und 9 Toren hat. Bis auf wenige Abschnitte kann man auf dem Wehrgang um die gesamte Altstadt laufen. Schon die Römer siedelten an diesem Flecken. Bei den Westgoten war sie eine wichtige Stadt wegen Ihrer Nähe zu deren Hauptstadt Toledo. Von 711 bis ca. 1085 war Alvira maurisch. Nach der Reconquista von 1085 war Alvira lange spanischer Vorposten gegen die Mauren und konnte sich deshalb nicht recht entwickeln. Aber ab 1090 bis ins 12. Jahrhundert hinein bekam die Stadt ihre Stadtmauer und im 16. Jahrhundert blühte Alvira. Später schrumpfte Alvira wieder durch die Vertreibung der Morisken, die Auswanderung nach Amerika, den Fortzug des Adels nach Madrid und nicht zuletzt durch eine Pestepidemie. Romanische Architektur ist dort das große Thema. Kirchen, Häuser, Paläste und Konvente, vieles ist aus dieser Zeit. Nur die Kathedrale ist aus der Renaissance. Die heilige Teresa hat hier 30 Jahre lang gewirkt und ist die Stadtheilige, die ein eigenes Museum hat und der Konvent, in dem sie lebte ist auch noch da.

Und nun will ich doch mal ein paar Worte zur Navigation verlieren. Als ich wieder in Chemnitz war, hab ich mir ein neues Smartphone besorgt. Diesmal auf Veranlassung des Sohnes ein iPhone. Ich hätte nicht geglaubt, dass es in den einzelnen Apps so große Unterschiede im Leistungsumfang zwischen iPhone und eben Microsoftphone  gibt. Die App von Web.de hat mehr Funktionen im iPhone als selbst der Internetauftritt, mit „Here“ der Navigationssoftware ist es dasselbe. Auch sie hat viel mehr Funktionen, hier in Spanien beschreibt sie sogar die stationären Blitzer, sie rechnet schneller, macht aber manchmal denselben Blödsinn, indem sie Dich in die Berge schickt, statt im Tal geradeaus zu fahren, bloß weils 3 m kürzer ist. Mit anderen Worten, ich bin sehr begeistert davon, es hilft ungemein und ist bequem. Insbesondere aus Städten rausfahren ist einfach: man gibt das nächste Ziel ein und schon erfährt man den Weg aus der Stadt hinaus.

Das nächste Ziel war die Altstadt von Salamanca, nun war ich also wieder da, wo ich aussteigen musste um nach Hause zurückzukehren. Die Stadt lebt von und für ihre Universität. 40.000 Studenten sollen es sein, die hier studieren. 1218 ist sie gegründet worden und ist damit die Älteste noch existierende Universität Spaniens. Eine ganze Reihe wunderschöner Gebäude sind geblieben aus den unterschiedlichsten Stilepochen. Das älteste Gebäude, ein romanischer Bau, beherbergt heute das Rektorat.                Schon Ende des 16. Jahrhunderts gab es hier 6.500 Studenten und Kolumbus musste vor seiner ersten Fahrt den Professoren hier erläutern wie er in den Osten kommen wollte indem er nach Westen fuhr. Das Hauptportal der Universität ist überreich verziert und hat dort ihr Wahrzeichen versteckt: ein Frosch der auf einen Totenschädel hockt. Wer ihn findet, der soll auch den Abschluss an der Universität bestehen. Und an den Kathedralen und anderen Gebäuden haben sich früher die Absolventen mit einem roten „V“ für Viktor nach ihrer erfolgreichen Promotion verewigt. Die Stadt hat 2 Kathedralen, die neue wurde im 16. Jahrhundert einfach an die Alte angebaut, mehrere romanische Kirchen und den Plaza Mayor, der schönste Platz Spaniens. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde er im Barockstil als geschlossenes Ensemble erbaut.

Las Medulas, war die größte europäische Goldmine und wurde ab 25 v.Chr. von den Römern ausgebeutet. Die Berge dort sind ein Lehm Mergel Gemisch und keine Felsen. So hat man Wasser angestaut und im Schwall den Berg hinabgelassen und in dem abgespülten Material  anschließend im Tal das Gold gewaschen. Aber damit nicht genug, die Römer trieben Stollen in die Berge und leiteten das Wasser durch, sodass die mit der Zeit immer mehr ausgehöhlt wurden und eines Tages der Berg einstürzte. Um das Wasser heranzuführen entstand mit der Zeit ein 400 km langes Kanalsystem, was zum Teil noch erhalten ist. Was man in der Landschaft sieht sind nur die Reste einstmaliger Berge. Den Abraum fortzuschaffen war offensichtlich am Schluss so mühsam, dass sie die Mine aufgaben. Zurück blieb eine spektakuläre Landschaft, die nicht zuletzt vom Gegensatz der Farben Grün und Rot lebt. Das Gebiet ist für Wanderer gut erschlossen.

Die römische Stadtmauer von  Lugo, die weltweit einzige, komplett erhaltene Wehranlage der Römer haben sie da. Die Stadtmauer ist 2140 m lang und aller ca. 200 m gibt es eine nach außen gewölbte Bastion. 10 Tore gehen in die Altstadt, von denen aber nur 5 von den Römern selbst stammen.  Der Bau begann 260 n.Chr. Er ist damit eine der letzten neugebauten Befestigungsanlagen der Römer. Die Mauern sind ca. 3m dick und man kann oben die ganze Altstadt umrunden, ein beliebter Joggingweg ist es inzwischen. Erschlossen ist der Weg durch Rampen, Treppen und auch Aufzüge für behinderte Personen. In der Stadt selbst gibt es nur wenige Reste der Römer zu sehen. Ein Militärstützpunkt war es, später fand man heilkräftige Quellen und behandelte dort verletzte Soldaten.

Und dann begann meine Pilgerreise in die Altstadt von Santiago de Compostella, die westlichste Welterbestätte meiner Reise für dieses Jahr. Die Stadt hat nun schon seinen eigenen Reiz. Ca. 60 km vor der Stadt sieht man schon die Pilgergruppen. Sie ziehen ab da immer mal wieder an der Straße lang und auch die Polizei stand an Straßenübergängen bereit um den Verkehr zu regeln. Sicher weil Sonntag war und auch Ferien. Man sieht alle Altersgruppen, Familien, einzelne Personen und auch große Gruppen. Es ist, glaub ich, gar nicht so einfach „richtiger“ Pilger zu werden. Man muss sich registrieren lassen, bekommt einen Pass und lässt den unterwegs immer mal wieder abstempeln. Die Pilger, die ich gesehen hab, sahen aber ziemlich fit und frisch aus. Keine Spur von Tortur oder so.

Die Stadt selbst hat eine ziemlich moderne Satellitenstadt und die  Neubauviertel, wie fast alle in Spanien, eng gebaut und ziemlich langweilig. In der Innenstadt sind natürlich viele Pilger. Es geht ziemlich ruhig bei dem Gedränge zu. Es ist eine riesen Industrie da aufgefahren: Muscheln in jeder Art und auch sonst aller Kitsch den das Herz begehrt. Bei meinem Glück war das berühmte Westwerk der Kathedrale natürlich eingerüstet und nicht zu sehen. Ich hab mir wenigstens eine Postkarte gekauft. Um in die Kathedrale zu gelangen habe ich über eine Stunde gestanden und das war noch nicht das Ende. Die Pilger stellen sich nach dem Betreten der Kirche nochmal an um hinter dem Altar die Jacobusfigur zu umarmen und zu küssen. Ich hab mir „bloß“ die Kathedrale angesehen und gegen meine Gewohnheit auch ein paar Fotos gemacht. Mein „Glück“ setzte sich in der Kirche fort und einiges war auch da eingerüstet und nicht zu sehen. Die Altstadt ist noch so, wie sie über die Jahrhunderte gebaut wurde. Man findet alle Baustile und vieles ist gut erhalten.

Ich hab mich in der Stadt übrigens nicht „bereichert“ und Insignien, die den Pilgern zustehen, bei den Händlern gelassen. Es erschien mir dann doch gar zu billig so zu tun als ob.

Von dort bin ich nach Coruna gefahren um dort am Atlantikstrand zu schlafen. Die Rechnung ging auch auf. Einen Parkplatz so richtig am Strand mit Sonnenuntergangsblick hab ich gefunden.

Hier gibt es den Herkulesturm, einen Leuchtturm, der in der Antike gebaut wurde und heute noch, also fast 2000 Jahre in Betrieb ist. Gebaut wurde der Turm im ausgehenden 1. Jahrhundert n.Chr. Er markierte zur Entstehungszeit das Ende des römischen Reiches. 41 m war er hoch und hatte eine Breite von 14 m, weil außen um den Turm laufend eine Rampe angebaut war um das Brennmaterial nach oben zu bringen. Eine Weiheschrift nennt als Baumeister des Turmes Gaius Sevius Lupus, welcher aus Alminium, das ist Coimbra, stammte. Das Leuchtfeuer wurde von einer riesigen Öllampe erzeugt, deren Dochthalter heute noch im Untergeschoß des Leuchtturmes zu sehen ist. Der Turm wurde von Anfang an als Leuchtturm errichtet, hatte aber auch Kontrollfunktionen um die Küste zu überwachen. Ende des 18. Jahrhunderts ist der Turm ummantelt und erhöht worden. Sein antikes Inneres hat er dadurch aber bewahrt. Die Streifen an der Fassade deuten heute die schräge Rampe des Originalturmes an.

Auf dem Weg zu Gebäuden des Pilgerweges nach Santiago de Compostela bin ich dann doch noch bis Leon gekommen. Die dortige Kathedrale gehört auch dazu. Den auch als Camino Frances bezeichneten Weg gibt es seit der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. König Sancho III. Garces von Navarra schuf wohl die Voraussetzungen. Der Weg verband die Königsstädte Leon; Burgos, Pamplona und Jaca in Nordspanien. Ab 1050, mit zunehmendem Pilgerstrom, gründeten Mönche, Fürsten, Könige oder Ritterorden immer mehr Hospitäler entlang des Weges. Zur gleichen Zeit wurden auch Siedler aus Frankreich mit Privilegien an den Weg gelockt um eine wirtschaftliche Infrastruktur aufzubauen. Von diesen Siedlern stammt auch der Name Camino Frances.

Ein Netz von ca. 1.500 km von Frankreich entlang von Nordspanien nach Santiago ist von der Welterbestätte erfasst und umfasst neben 4 Wegeabschnitten auch 16 Gebäude(Kirchen, Brücken, Burgen und Klöster).

Von Leon aus ging es straff nach Norden, nach Oviedo, eine Stadt nicht weit vom Atlantik. Aber dazu musste ich durch die kantabrischen Kordilleren, ein Gebirgsmassiv längs der Atlantikküste in Nordspanien und bald 1800 m hoch. Auch so etwas hatte ich nicht auf meiner Rechnung. Auch mit seinen Landschaften hat mich Spanien immer wieder überrascht. Ich hab unterwegs nicht nur einmal Skilifte gesehen und die Stangen an den Straßen für die Schneepflüge stehen auch im Sommer.

Die Vorromanische Bauten in Oviedo sind Welterbestätte. Oviedo war Hauptstadt Asturiens, als dieses das einzige christliche Königreich auf der iberischen Halbinsel zu Zeiten der Mauren war. Erst zur Reconquista verleibte sich das Königreich Leon Asturien ein. In dieser Zeit sind in Oviedo und Umgebung Bauten in einem Stil entstanden, die antike Elemente in eine neue Form brachten und die in der Romanik zur vollen Entfaltung kamen. Die Camera Santa zum Beispiel, in der Kathedrale gelegen, verbindet korinthische Kapitelle mit Figuren des Christentums.

Zum Welterbe gehören 6 Bauten, die alle in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts entstanden. Die Kirchen Santa Maria del Naranco, San Miguel de Lillo, Santa Christina de Lena und San Julian de los Prados. Die Camera Santa in der Kathedrale von Oviedo sowie schließlich das Brunnenhaus La Foncalada als Profangebäude.

Vorromanische Bauten gibt es nicht sehr viele in Europa und in Oviedo ist die größte Dichte solcher Bauten. Sie besitzen noch Stilmerkmale der Antike wie korinthische Säulen oder Kapitelle, transformieren diese aber schon in Richtung Romanik.

Auf dem nahe gelegenen Hausberg Oviedos, dem Monte Naranco, hat man einen grandiosen Blick auf die Stadt und die kantabrischen Kordilleren. Die Straße führt überaus steil nach oben und an manchen Stellen hab ich mich lieber auf die Fahrbahn konzentriert um nicht in schwindelnde Tiefe sehen zu müssen. Die Einwohner von  Oviedo scheint der Berg herauszufordern. Es sind viele Läufer aber auch Radfahrer hoch wie runter unterwegs. Angesichts des steilen Berges ein ambitioniertes Unterfangen. Auch die Bremsen der Fahrräder sollten durchaus betriebssicher sein bei der Abfahrt.

Von Oviedo bin ich die Küste entlang zur Höhle von Altamira und paläolithische Höhlenkunst in Nordspanien

gefahren. Steinzeitliche Zeichnungen, ca. 20.000 Jahre alt gab es da zu sehen. Die Bedeutung der Höhle liegt darin, dass sie die erste mit solchen Zeichnungen war die man schon 1868 entdeckte. Erst 1901, nach der Entdeckung ähnlicher Höhlenzeichnungen in Frankreich sind sie wissenschaftlich anerkannt worden. Bei Ausgrabungen hat man dann weitere Artefakte gefunden, die das Wissen um die Entwicklung der Menschheit in dieser Zeit entscheidend prägte. Schon in den 1960er Jahren besuchten die Höhlen jährlich ca. 170.000 Menschen. 1979 ist die Höhle für den öffentlichen Besucherverkehr geschlossen worden um die Schäden an den Zeichnungen zu begrenzen. Es gibt jetzt ein Museum, in dem der Vorraum der Höhle originalgetreu nachgebildet ist. Gemeinsam mit teils interaktiven Elementen ist eine sehr informative Schau zu sehen. Man war dort so freundlich, mir eine Fotoerlaubnis als Journalist zu erteilen, sodass ich in meinem Blog Fotos der Zeichnungen zeigen kann.

Die Kathedrale von Burgos, die Grabeskirche von El Cid, den Nationalhelden, ist das Hauptwerk der spanischen Gotik und hat als eine der größten und am reichsten verzierten spanischen Kirchen die Architektur entscheidend beeinflusst. Sie war für mich leicht zu finden, weil sie über einen großen Teil der Stadt hervorragt. Der Bau der Kathedrale begann im Auftrag von König Ferdinand III. von Kastilien 1221. 1260 weihte man den Hochaltar und ab dann ruhte der Bau für ca. 200 Jahre. Nach 1435 vollendete man die beiden Türme. Der Kathedralbau endete 1567 zunächst mit der Fertigstellung des Vierungsturmes. Bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts hinein wurden jedoch immer wieder Ausschmückungen vorgenommen und Kapellen angebaut.

Nicht weit von Burgos befinden sich die archäologischen Fundstellen von Atapuerca.  Eine strikte Besucherpolitik mit ausschließlicher Anmeldung über das Internet verhinderte jedoch einen Besuch. Ich hab dort noch was gegessen nach meinem „Erfolg“ und dabei gesehen, dass die Tagesbesucher reihenweise weggeschickt wurden. Eine für mich sehr fragwürdige Praxis.

Und so bin ich weiter gefahren zu den Klöstern von Suso und Yuso. Sie liegen in der Ortschaft San Millan, nach dem Namen des örtlichen Heiligen benannt, der zu Lebzeiten eine spanienweite Bedeutung hatte. Sein Grab war im 9. / 10. Jahrhundert eine bedeutende Pilgerstätte. Das Kloster Suso, das ältere der Beiden, ist im 6. Jahrhundert über seinem Grab errichtet worden. In den unwirtlichen Bergen haben Einsiedler wie er das Christentum über die Zeit der Maurenherrschaft getragen. Im 11. Jahrhundert errichtete man das Kloster Yuso und überführte die Gebeine des Heiligen dorthin. Hier entstand ein Skriptorium, das zu dem Bedeutendsten Spaniens zählte. Die ersten Sätze in Baskisch und Westarragonisch (mit dem Spanischen verwandt) sind hier dokumentiert und der erste spanische Poet, der im 12. Jahrhundert in Kastilisch schrieb, war hier Mönch.

Und dann war es wieder mal soweit. Ich bin nach Bilbao, der letzten spanischen Weltkulturerbestätte meiner diesjährigen Reise gefahren. Welterbe ist dort die Biskaya Schwebebrücke.  An zwei Stahltürmen, 50 m hoch,  ist ein Querträger, 160 m lang, befestigt. Diese Konstruktion überspannt die Hafeneinfahrt und Schiffe können bequem durchfahren. An dem Querträger hängt an einem Schlitten eine Gondel, die vielleicht 5 m über dem Wasser schwebt. 6 Autos passen drauf, noch Zweiräder und Fußgänger. Die ganze Fahrt dauert nur 1,5 min. Ehe man sich versieht ist man auf der anderen Seite. Ich bin mit dem Bus natürlich drüber gefahren, schließlich hat nicht jeder ein Auto, das mit der Schwebefähre gefahren ist. Man kann in den Türmen mit einem Fahrstuhl hochfahren und oberhalb der Schlittengleise auf die andere Seite laufen. Das gibt einen schönen Ausblick auf den Hafen. Ende des 19. Jahrhunderts hat man 12 solche Brücken in der ganzen Welt gebaut, von denen noch 9 in Betrieb sind und die hiesige die älteste ist.

Ich wollte am Ende nochmal an der spanischen Grenze auf einen Zeltplatz am Atlantik, doch den ich mir ausgeguckt hatte war voll und auch die anderen waren nicht leerer. Also bin ich weiter nach Frankreich und gleich nach der Grenze gings dann gut mit einem Campingplatz. So schnell kann’s dann zu Ende gehen.

Was gibt es noch zusagen:

Die Spanier sind ein sehr kontaktfreudiges Völkchen, grüßen freundlich und freuen sich, wenn sie gegrüßt werden. Gerade ältere Menschen in den Dörfern hatten für einen Gruß immer ein Lächeln. Die Leute sind, ähnlich wie die Deutschen, sehr auf Vorschriften bedacht. Bei Rot über die Ampel ist, gerade bei Älteren, ein no go. Andererseits sind Geschwindigkeitsbeschränkungen scheinbar nur Empfehlungen, die nicht unbedingt eingehalten werden. In den Dörfern scheint ein Mann nicht ohne seinen Stock auf die Straße zu gehen. Freundlich sind sie trotzdem. Das freistehen und übernachten auf dem Parkplatz ist hier Lebensform und wird überall toleriert und ist sehr ausgeprägt. Mit allen Autotypen sind sie hier unterwegs, vom PKW bis zum Camper.

Eines ist mir aber auch klar geworden: Spanien wird durch seine wirtschaftlichen Probleme heute immer etwas als Sorgenkind betrachtet. Man vergisst leicht darüber, dass es einst eine Weltmacht war und noch vor England einen großen Teil der uns bekannten Welt, Lateinamerika, gestaltet und beeinflusst hat. Eine, wie ich denke, große Kulturleistung, die nicht hoch genug gewürdigt werden kann.

Das nächste Mal werde ich mich aus Frankreich melden, wenn ich die restlichen Welterbestätten dort besucht habe.

Andorra Spanien II

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