Österreich

 – bei Monarchen und imposanten Kulturlandschaften

Österreich verfolgt offensichtlich eine etwas andere Politik mit seinen Weltkulturerbestätten. Die Informationen vor Ort sind eher spärlich. Ich habe auch Mitarbeiter in Info Centern angetroffen, die überhaupt keine Auskunft geben konnten. Der Internetauftritt der österreichischen UNESCO Kommision bietet außer einer kurzen Erwähnung keine weitere Beschreibung in Deutsch sondern verweist auf die englischsprachige offizielle UNESCO – Seite oder auf die Seiten der einzelnen Welterbestätten welche in aller Regel aber touristische Informationen bereithalten. Von Tschechien kommend durchaus ein empfundener Qualitätsverlust.
Österreich besitzt 9 Weltkulturerbestätten. 3 uralte Kulturlandschaften: die Wachau an der Donau, der Neusiedler See südöstlich von Wien gemeinsam mit Ungarn und Hallstatt mit seinem Hochtal, 3 historische Stadtkerne: Wien, Graz mit Schloss Eggenberg und Salzburg, die fürstbischöfliche Residenz. Weiterhin ist Österreich mit einigen Fundstätten am Weltkulturerbe „prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ beteiligt. Hierzu gehören 111 ausgewählte Fundstätten bei einem Gesamtbestand von ca. 1000 in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Italien und Slowenien. Dazu kommt die Semmeringbahn als technisches Welterbe sowie natürlich eigenständig neben Wien, Schloss Schönbrunn.
Die Sommerresidenz der Habsburger entstand nach den Türkenkriegen Ende des 17. Jahrhunderts und wurde als ganzheitliches Barockensemble erschaffen. Neben dem Schloss, der Orangerie gehört auch der weitläufige Park zu diesem Ensemble. Neben streng barock gestalteten Landschaftsteilen stehen auch solche später im englischen Landschaftsparkstil gestaltete. Die Orangerie ist mit 187 m Länge die größte weltweit. Insgesamt soll diese Anlage in ihrer Pracht den Machtanspruch und die Bedeutung der Habsburger Monarchie für die Politik in Europa symbolisieren. Heute ist im Schloss ein reger Ausstellungsbetrieb etabliert, die Prunk- und Wohnräume der Kaiserfamilie, Kutschensammlung uvm. Daneben sind Teile des Schlosses gar als Wohnungen vermietet. Bankette, Staatsempfänge finden statt. Schloss Schönbrunn lebt also und trägt sich finanziell sogar selbst.

Die Semmeringbahn, der am höchsten gelegene Teil der sog. Südbahn von Wien nach Triest, befindet sich zwischen den Bahnstationen Gloggnitz und Mürzzuschlag. Dazwischen bezwingt die Bahn das Semmeringmassiv in 870 Metern Höhe und überwindet auf einer Länge von 41 km 457 Höhenmeter. Sie ist damit die höchste Normalspurige, adhäsive Eisenbahn der Welt. Letztendlich wird die Idee und die Ausführung einer solchen Bahn in den Jahren 1848 – 1854 gewürdigt. Heute ist es eine zweispurige, elektrifizierte Anlage ohne jeden nostalgischen Charme, die selbst von ICE Zügen befahren wird. Wanderfreunde werden ihre Freude bei imposanten Ausblicken entlang der Trasse auf 15 Tunnel, 16 Viadukte und über 100 gewölbte Brückenbauten haben. Diese Wege sind gut ausgebaut und Scharen von Wanderern sind unterwegs.

Die Kulturlandschaften Österreichs werden angeführt von der Wachau. Seit dem Neolithikum, der Jungsteinzeit ca. 5000 v.Chr., besiedelt, haben in der Wachau immer Menschen gesiedelt und die Landschaft nach ihren Bedürfnissen geformt. Bereits im 12. Jahrhundert haben bayrische Mönche aus Salzburg mit dem Weinbau begonnen. Die z.T. sehr steilen Hänge sind seit dieser Zeit Stück für Stück durch arbeitsaufwändige Trockenmauern terrassiert worden. In den Donauauen dieser Landschaft zwischen Melk und Krems gedeiht nicht nur ein sehr leichter Wein sondern es werden auch Marillen (die Wachau hat eine eigene, herkunftsgeschützte Sorte) und Äpfel angebaut. Strukturell ist alles sehr gut in Ordnung, der Donauradweg führt auch durch diese Landschaft.
In Krems habe ich dann bei strahlendem Sonnenschein im Kaffeehaus eine Einführung in diese Kultur bekommen. Man sitzt ja nie lange ohne Gespräch da und die einzelnen Kaffeesorten auseinander zu halten ist schon eine Kunst. Die haben den Espresso klein und groß, der kleine oder große Braune ist dasselbe nur mit Milch! Der Verlängerte ist unser Kaffee und Wiener Melange ist eine besondere Kaffeesorte. Schlagobers schließlich ist Schlagsahne auf den Kaffee obendrauf.

Der Neusiedler See südöstlich von Wien ist der westlichste Steppensee Europas. Er hat keinen erkennbaren Zufluss und speisst sich zu 80 % aus Niederschlägen. Zu 20% sollen wohl unter irdische Quellen für Nachschub sorgen. Der See hat eine Ausdehnung von ca. 320 qkm, wovon alleine ca. 170 qkm Schilfgürtel sind. Das ist auf dem Bild gut zu sehen. Der mittlere, braune Teil ist der Schilfgürtel, der blaue Strich am Horizont, der See. Aber nicht nur der See sondern auch die intensive landwirtschaftliche Nutzung und die kulturelle Vielfalt der Seenlandschaft ist Teil des Weltkulturerbes. So ist in Fertöd, im ungarischen Teil der Welterbestätte, das Schloss Esterhazy zu finden. Eine prachtvolle Barockanlage in der Joseph Hayden von 1766 bis 1790 die Hälfte seiner Schaffenszeit als Hofkomponist und Dirigent im Dienste von Fürst Nikolaus I. Esterhazy verbrachte. Auf den Dörfern um den See sind noch viele sog. Streckhöfe zu finden. Mit der Giebelseite zur Straße gebaut findet man unter einem Dach hintereinander Wohnhaus, Stall und Scheune, im Hof meist auch noch eine Sommerküche. Das Gebiet ist ein Radfahrereldorado schlechthin mit entsprechender Infrastruktur.

Auf dem Weg an den Neusiedler See ist mir auf der Autobahn abends 19:30 Uhr die rechte hintere Bremse festgegangen und hat sich erhitzt. Zum Glück war eine Raststätte in der Nähe und so konnte ich von hier aus das erste Mal die sog. Mobilitätsgarantie von VW ausprobieren, da ich im vergangenen Jahr beim ADAC ausgetreten bin. Ich muß sagen, der Service, den VW da bietet ist wesentlich besser wie der, den ich beim ADAC kennengelernt habe. Die kostenlose Rufnummer funktioniert auch im Ausland. Eine halbe Stunde nach Kontakt mit der Zentrale hat sich der Monteur schon bei mir gemeldet. Übernachtet hab ich auf der Raststätte und am nächsten Tag früh bin ich abgeholt worden und 10:00 Uhr war der Bus wieder fahrbereit. Schneller geht es bald nicht. Und dazwischen immer mal wieder Anrufe aus der Zentrale, welche sich nach dem Fortgang der Dinge und meiner Zufriedenheit erkundigte.

Im Hallstätter Hochtal ist seit ca. 7000 Jahren menschliche Tätigkeit nachgewiesen. Immer wieder wurde hier nach Salz gesucht, seit dem 15. Jahrhundert auch untertage. Seit dem 16. Jahrhundert stand der Abbau des Salzes unter direkter Verwaltung des Hofes in Wien um die Förderung besser überwachen zu können.
In der sog. Hallstattzeit (800 bis 400 v. Chr.) entstand ein Gräberfeld, das den Reichtum der hier bestatteten Menschen belegt. Die Fundstätten sind im 19. Jahrhundert von dem Bergmann Johann Georg Ramsauer entdeck worden und geben in besonderer Weise Aufschluss über die Lebensumstände in dieser Zeit. Bedingt durch den hohen Salzgehalt der Umgebung sind hier auch organische Substanzen erhalten geblieben die andernorts verrottet sind.

Von den historischen Stadtkernen hat mir besonders Graz mit Schloss Eggenberg besonders gefallen. Die Stadt ist ein Schmelztiegel westlicher, besonders natürlich der Habsburger Architektur und Kunst, auf der einen Seite. Andererseits sind insbesondere Einflüsse des Balkans nicht zu übersehen. Beides ist in Graz nun eine besondere Symbiose eingegangen und verleiht der Stadt eine mediterrane Leichte, gibt aber auch das Pracht – und Machtverständnis der Habsburger wieder. Stundenlag kann man durch die Stadt streifen und hat immer wieder neue Eindrücke. Besonders reizvoll: die Besteigung des Schlossberges mit dem Glockenturm, dem Wahrzeichen von Graz.

Das historische Stadtzentrum von Wien umfasst ein Gebiet von ca. 371 Hektar. Die Stadt konnte sich über die Jahrhunderte ungestört entwickeln und so findet man in Wien Häuser und Viertel aus den bedeutendsten Schlüssel-
perioden der europäischen kulturellen und politischen Entwicklung. Dazu zählen insbesondere das Mittelalter, der Barock und die Gründerzeit. Wien wird darüber hinaus seit dem 16. Jahrhundert als musikalische Hauptstadt Europas bezeichnet. Stephansdom, Wiener Hofburg, Parlament und Wiener Hofreitschule sind wohl ein Muss wenn man in Wien ist. Die Kaffeehäuser in der Stadt bieten nicht nur die Kaffeeehauskultur sondern auch viele Gelegenheiten für Taschendiebe. Meiden sollte man die Kaffeehäuser nicht, aber aufpassen sollte man schon.

Wien – Karlskirche

Letztendlich Salzburg, die fürstbischöfliche Residenz. Die Stadt ist ein außerordentliches Beispiel für einen eigenständigen europäischen Stadtstaat. Über die Jahrhunderte hat sich auch Salzburg ungestört entwickeln können. Im 17. Jahrhundert begann die Umgestaltung im Barockstil nach italienischem Vorbild. Deutsche und italienische Einflüsse schufen eigenständige Entwicklungen in Architektur und Kunst. Der Dom, die Residenz sowie andere öffentliche und private Gebäude wurden in diesem Sinne umgestaltet und schufen so mit der Zeit eine beeindruckende Stadtsilhuette. Getreidegasse mit dem Geburtshaus von W.A. Mozart, die Judengassee, der Dom und auch die Festung Hohensalzburg sind einen Besuch wert.

Mai 2015

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