Das Erzgebirge und seine Bergbaugeschichte

Im frühen Mittelalter war das Erzgebirge, damals Böhmisches Gebirge oder Miriquidi genannt, nur von wenigen Pfaden durchzogen und kam besiedelt. Ab 1156 wurden nahe der Freiberger Mulde erste Dörfer angelegt und als man bei einem davon, Christiansdorf, 1168 Silbererz entdeckte, begann die erste Bergbauperiode, die bis 1450 reichte. In dieser Periode entwickelte sich die Stadt Freiberg zur größten Stadt des Erzgebirges. Der Bergbau auf Silber breitete sich auf der Nordseite des Erzgebirges weiter aus. Erste Funde gab es auch in den späteren Revieren um Dippoldiswalde, Brand Erbisdorf, Nossen sowie auf dem Hohen Forst in Schneeberg.  Im 13. und 14. Jahrhundert fand man auch große Zinnvorkommen in Ehrenfriedersdorf, Graupen (heute Krupka) sowie in Altenberg. Als letztes entwickelte sich der Bergbau auf Kupfer und Eisen im ausgehenden 14. Jahrhundert.

Die zweite Bergbauperiode von 1450 bis 1620 ist die Blütezeit des Silberbergbaues. In Schneeberg, bei Annaberg und in St. Joachimstal (Jachymov) wurden große Silbervorkommen erschlossen. In dieser Zeit entstanden die meisten der 30 Bergstädte auf sächsischer-  und 20 Bergstädte auf böhmischer Seite. Investitionen von Kaufleuten und Adligen führten zur Entwicklung neuer Technologien und diese wiederum zur Erschließung neuer Lagerstätten. Die Wasserhaltung und die Fördertechnik entwickelten sich besonders. Neben Silber wurde Zinn, Kupfer, Eisen und Kobalt gefördert. Bei Zinn war das Erzgebirge größter europäischer Produzent in dieser Zeit.

Die dritte Bergbauperiode von 1620 bis 1750 ist zunächst vom Niedergang des Bergbaues durch den 30- jährigen Krieg (1618 bis 1648) geprägt. Bergstädte wurden niedergebrannt (Graupen), Gruben verfielen. Im böhmischen Teil des Erzgebirges verschärfte sich die Krise noch durch die Rekatholisierung  der Bevölkerung durch die Habsburger Monarchie. Viele Protestanten verließen Böhmen und siedelten sich in Sachsen an. Es entwickelten sich Klöppeln, Spielzeugherstellung oder die Serpentinsteindrechselei als neue Erwerbszweige um ein Überleben zu sichern. Ab 1635 entwickelte sich um Aue und Annaberg die Blaufarbenproduktion, die ab 1695 bis ins 19. Jahrhundert ein Weltmonopol auf den Farbstoff hatte. Ab 1698 wurde um Aue Kaolinvorkommen erschlossen, die die Grundlage der Porzellanherstellung in Meißen bildeten.  Insgesamt erholte sich der Bergbau erst mit Beginn des 18. Jahrhunderts wieder von dem kriegsbedingten Niedergang.

In der vierten Periode von 1750 bis 1850 erfährt der Bergbau durch den Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) wieder einen Niedergang, ab 1770 jedoch blüht er wieder auf. In Freiberg wird 1765 die Bergakademie gegründet und hilft bei der Entwicklung neuer Technologien. Der Freiberger Erzkanal und der Rothschönberger Stollen entstehen unter massiver Beteiligung des sächsischen Staates, sodass die Förderung dadurch noch rentabel bleibt. Wismut, Kobalt, Nickel, Zink oder Uran rücken in den Fokus der Förderung. Der Bergbau bleibt ein wichtiger Wirtschaftsfaktor Sachsens.
Auch das Hüttenwesen wird modernisiert und in Muldenhütten und Halsbrücke zusammengeführt. Alle anderen Standorte werden geschlossen. Mit der Entwicklung von Neusilber in Aue entsteht ein neuer Industriezweig, die Besteckproduktion.
Einen wesentlichen Einfluss auf die Industrialisierung Sachsens hatte der im 19. Jahrhundert einsetzende Bergbau auf Steinkohle.

Die fünfte Bergbauperiode von 1850 bis 1945 brachte beginnend  ab 1903, als die Entscheidung fiel, den Niedergang des Bergbaues in Sachsen. Um 1870 waren noch ca. 5000 Bergleute in Sachsen beschäftigt. Die Einführung der Goldwährung im Deutschen Reich 1871 ließ den Silberpreis jedoch dermaßen sinken, daß keine Rentabilität bei der Förderung mehr gegeben war und 1913 schließlich zur Einstellung der Förderung in den meisten Gruben führte.
Der Bedarf an Steinkohle jedoch stieg durch die Industrialisierung stetig und im Lugau – Oelsnitzer Revier wurde noch 1920 eine umfassende Sanierung der Gruben zur Leistungssteigerung vorgenommen.
Im Dritten Reich gewann die erneute Erzförderung, insbesondere von Metallen zur Stahllegierung, strategische Bedeutung, die aber unmittelbar nach Kriegsende abbrach.
Im böhmischen Teil des Erzgebirges stand in dieser Zeit im bescheidenen Maße die Silbererzförderung im Vordergrund und in Joachimstal wurde die, bis dahin, einzige Uranerzgrube der Welt betrieben.

Die sechste und letzte Bergbauperiode (1945 – 1990) schließlich brachte einen ungeheuren Aufschwung des Uranerzbergbaues. Zunächst als rein sowjetisches Unternehmen gegründet, agierte die Wismut ab 1954 als Sowjetisch Deutsche Aktiengesellschaft. Bis 1990 wurden auf Deutscher Seite 231.000 t Uranerz gefördert. Auf tschechischer Seite waren es in Jachymov  noch einmal 8.000 t. Dabei wurden Kriegsgefangene genauso eingesetzt wie z.T. zwangsrekrutierte Bürger aus der ganzen sowjetischen Besatzungszone.  Damit konnte die Sowjetunion maßgeblich den Bau ihrer Atombombe realisieren.

 

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