Baltikum

– die Länder der weißen Autos

Im Baltikum, den Ländern Litauen, Lettland und Estland also, gibt es 5 Weltkulturerbestätten und auch wieder Messpunkte des Struve Bogens. Litauen hat 3 Welterbestätten: die Altstadt von Vilnius, die Ausgrabungsstätte in Kernave und, gemeinsam mit Russland, die Kurische Nehrung. Messpunkte vom Struve Bogen sind 3 verzeichnet.

In Lettland  sind 2 Messpunkte des Struve Bogens registriert und Welterbestätte ist dort die Altstadt von Riga. Die Altstadt von Tallin schließlich ist Welterbe in Estland. Hier gibt es auch 2 Messpunkte des Struve Bogens und zusätzlich das Observatorium der Universität Tartu als ein Ausgangspunkt der Messungen.

Litauen

– besitzt eine Weltkulturerbestätte gemeinsam mit Russland, die Kurische Nehrung, ein schmaler Landstreifen zwischen der Ostsee und einem dahinterliegendem Brackwassersee. Dieses Land wird seit  5000 Jahren besiedelt, schon der Deutsche Orden marschierte mit seinen Heeren darüber um den Weg in das Baltikum  abzukürzen. Es gab eine ganze Menge Wanderdünen da und die Bewohner mussten immer wieder neue Häuser bauen, wenn die Alten von diesen verschüttet wurden. Anfang  des 19. Jahrhunderts begann der Poststationspächter Gottlieb David Kuwert mit systematischen Baumpflanzungen und leitete damit die Rettung des Landstriches ein. Vorher, ab dem 16. – 18. Jahrhundert sind die Waldflächen durch Rodung stark dezimiert worden.  Juodkrante und Nidda sind die Hauptorte da, heute mondäne Seebäder. Nidda beherbergt zudem das Sommerhaus Thomas Manns.

Die Ausgrabungsstätte Kernave ist eine Landschaft, welche schon seit 9000 v. Chr. von durchstreifenden Jägern als Lagerplatz genutzt wurde und ab ca. 5000 v. Chr. fest besiedelt wurde. Stein- , bronze- und eisenzeitliche Funde wurden dort gemacht. Eine Siedlung aus römischer Zeit um 400 n. Chr. markiert die sog. „Goldene Zeitalter“ der Baltischen Kultur. Kernave wurde erstmals 1279 in der Livländischen Chronik erwähnt als der Deutsche Orden einen Kriegszug hierher unternahm. Unter verschiedenen litauischen Herzögen erblühte Kernave, war die Hauptstadt des vorchristlichen Litauens, Handwerk und Handel prosperierten, und erlebte die gewaltsame Christianisierung der Balten. 1390 wurde die Stadt vom Deutschen Orden angegriffen. Die Verteidiger flüchteten, brannten aber zuvor die hölzerne Stadt ab. Die Bewohner verließen Kernave für immer. Großfürst Gediminas verlegte die Hauptstadt Anfang des 14. Jahrhunderts erst nach Trakai und später nach Vilnius. Der Platz viel dem Vergessen anheim. Die Frühjahrshochwasser des Flusses Neris bedeckten die Ruinen im Laufe der Zeit.

Die Altstadt von Vilnius ist seit 1994 in die Welterbeliste eingetragen. Ausgehend von den Gediminas Bergen und die dortige Bebauung, den Gediminas Turm und den Großfürstenpalast sowie die Kathedrale umschließt die Altstadt halbkreisförmig dieses Ensemble. Die mittelalterliche Struktur ist weitestgehend erhalten geblieben. Kleine, enge und verwinkelte Gassen bestimmen das Bild. Durch die vielen Zerstörungen die Vilnius erleiden musste und der ständige Wiederaufbau danach, findet sich in der Stadt ein bunter Mix aus Baustilen verschiedener Epochen von der Romanik über litauischen Barock und dem Klassizismus. 1337 war die erste urkundliche Erwähnung der Stadt, sie erhielt 1387 Magdeburger Stadtrecht. Die Universität gründete sich 1579 aus einem Jesuitenkolleg heraus. Vilnius hat mit Litauen zusammen eine wechselvolle Geschichte hinter sich und ist seit dem 11. März 1990 Hauptstadt des freien Litauen.

Die Gravelroads, eine Spezialität des Baltikums, das ich so bisher nur hier erlebt habe. Nebenstraßen sind hier oft nicht geteert. Sie besitzen einen Belag aus feinem Schotter, der durchaus gepflegt wird, ca. einmal im Monat wird der Schotter mit Maschinen  geglättet und Unebenheiten beseitigt. Dadurch bleibt eigentlich immer eine glatte Oberfläche, Auswaschungen gibt es selten, und Schlaglöcher hab ich nicht erlebt. Bei Trockenheit jedoch bilden sich kleine, kurze, sehr harte Wellen, die das Fahren über 25, zumindest mit dem Bus, zur Hölle machen. Nach der monatlichen Pflege oder, wenn es geregnet hat, schon früher wird es geglättet und alles ist wieder gut. Und eben wenn der Schotter trocken ist, wirbeln die Autos viel  Staub auf, der alles, vor allem die Autos selbst, weiß färbt.

Lettland

– die Altstadt von Riga ist seit 1997 eingetragen. Sie ist eine Gründung des Bischofs Albert von Buxhoeveden im Jahre 1201. Ab ca. 1150 kamen gotländische Kaufleute schon in die Gegend. Nach der Stadtgründung kamen auch immer mehr deutsche Kaufleute und ließen sich nieder. Riga war schon früh Mitglied der Hanse und die Bürgerschaft besaß viele Freiheiten. Die Wahl des Stadtvogtes und des Rigaer Rates sind schon für 1225 bezeugt. Von 1492 bis 1561 war der Deutsche Orden Schutzmacht von Riga, von 1581 bis 1621 stand es unter polnischer Herrschaft. Bis 1721 war Riga die zweitgrößte Stadt Schwedens nach Stockholm und danach kam Riga zum russischen Reich und wurde da der bedeutendste Ostseeehafen.   Deutsch als Amtssprache gab es immerhin bis 1891 und der Einfluss einer deutschen Oberschicht war bis dahin ungebrochen. Riga hat eine intakte Altstadt, die von einem Grüngürtel umgeben ist, der von den geschleiften Befestigungen herrührt und jede Menge Jugendstilhäuser weshalb sie auch die Jugendstilhauptstadt Europas genannt wird.

Estland

– auch die Hauptstadt von Estland, Tallin, das alte Reval ist Weltkulturerbe. Gewürdigt wird die Stadt, weil sie ihre mittelalterliche Struktur bewahrt hat und viele historische Häuser erhalten sind. Besonders im Sommer lebt aber die Stadt auch diese Zeit. Musikanten sind unterwegs, die Kellner in historischen Trachten auch Marktstände sind so gestaltet. Und wenn Kreuzfahrtschiffe im Hafen sind, ist die Zahl der Touristen unübersehbar. Kaffees, Restaurants überall. Die Stadt ist zweigeteilt: der sog. Domberg mit Schloss, Alexander Newski Kathedrale und dem Dom St. Marien bildete schon seit Zeiten des Deutschen Ordens die Landesverwaltung und hatte bis zur 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ein eigenes Recht. Die Unterstadt, das eigentliche Reval, entwickelte sich seit 1230, als gotländische Kaufleute durch den Schwertbrüderorden dort angesiedelt wurden, entwickelte sich schnell und wurde eine Hauptstütze des Osthandels der Hanse. Mal unter schwedischer, dann wieder russischer Herrschaft konnte die Stadt immer ihre Privilegien sichern und deutsch war auch unter russischer Herrschaft bis 1889 Amtssprache. Heute ist Tallin eine atemberaubende, moderne Stadt mit vielen modernen Bauten. Die Krux: genau wie in Dresden ist die Skyline Teil des Weltkulturerbes und die ist durch die modernen Hochhäuser  gefährdet. Die UNESCO hat die Stadt schon aufgefordert, ihr Entwicklungskonzept anzupassen.

Was gibt es zum Baltikum noch zu sagen: Das erste Mal habe ich Birkenwälder erlebt. Auf dem Weg zu lettischen Messpunkt des Struve Bogens in Jekabpils von Riga aus bin ich viele km daran vorbeigefahren. Die Gegend ist nach der Karte auch sehr wasserreich. Im Handel überwiegen eher skandinavische Ketten. Was man aus Deutschland kennt, ist dort unbekannt. Der Unterschied zwischen Stadt und Land in den Lebensumständen habe ich als nicht so krass empfunden und alte Ladas sind hier nur noch Oldtimer und nicht auf den Straßen zu sehen. Besonders in Estland habe ich ein hohes Preisniveau gefunden, insbesondere die deftigen Parkgebühren in den Innenstädten. Da war ich froh, Vilnius und Tallin mit dem Zug besuchen zu können.

Letztlich auch hier wieder: viel Sehenswertes und Interessantes und vieles bei uns leider unbekannt, auch weil Vorurteile vieles verhindern. Die Leute hier sind freundlich und hilfsbereit. Wenn ich mal rumstand um mich zu orientieren haben mich öfter vor allem Jugendliche oder junge Leute angesprochen um zu helfen.

18. Juni 2016

Baltikum

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