Ehe ich nach Anklam kam, lag das Dörfchen Iven an meinem Weg. Ein Name, der mir so gar nicht hier in die Gegend zu passen schien. Auf einem Friedhof in Anklam hab ich dann den Namen Iven auch als Familiennamen gesehen. Ist wohl ein vorpommerscher Name halt.
Jedenfalls gab es in Iven eine schön restaurierte Dorfkirche mit einem vieleckigen Holzturm, der eine achteckige Haube trug. Das Dorf selbst lag am Ende einer Stichstraße mitten im nirgendwo Vorpommerns.
In Anklam war ich vor drei Jahren schon einmal, da hat mich der Hafen und sein Camperstandplatz angezogen. Dort am Hafen gibt es auch eine Fleischerei, die damals Tollatsch, eine pommersche Spezialität, anbot. Das wollte ich neben der Backsteingotik in der Stadt unbedingt erleben.
Es stellte sich heraus, dass dieses Tollatsch eine Art süße Blutwurst ist. Viele exotische Gewürze wie Zimt, auch Kardamom und Rosinen sind enthalten und das Blut wird halt mit Mehl gebunden. Es ist gewöhnungsbedürftig aber mir hats geschmeckt.
Anklam, Otto Lilienthal, der Flugpionier ist von hier, war einst Hanse Stadt und aus dieser Zeit stammen die Bauten der Backsteingotik. Die Marien- und die Nikolaikirche, sind aus der Zeit und das einzige profane Haus der Backsteingotik in Anklam, das Gotische Giebelhaus, stammt aus dem Jahre 1406. Das Steintor, das letzte der ehemals 4 Stadttore Anklams, stammt in seinen Ursprüngen aus dem Jahre 1300 und beherbergt heute das Stadtmuseum.
Die Nikolaikirche war im WWII stark zerstört und wird erst seit 1993 langsam wieder aufgebaut. Es soll das „Ikareum“ in den Mauern der Kirche entstehen. Eine Ausstellung, die sich mit dem Fliegen beschäftigt, inspiriert durch Otto Lilienthal, dem großen Sohn der Stadt. Die Dame in der Touristinformation rechnet wohl mit einer Eröffnung erst 2027, auch wenn 2026 geplant ist.
Die Dorfkirche in Bargischow ist sehr schön von außen restauriert, soll aber auch ein schönes Inneres haben. Sie war leider geschlossen und die oft am Brett angeschlagenen Betreuer mag ich nicht belästigen. Hat ja auch jeder noch sein eigenes Leben. Was ich etwas skurril fand war ein Pferdedeckenwaschservice, direkt neben der Kirche. Eine Freundin der Anbieterin ist dazu früher wohl nach Berlin gefahren und so hat sie das Gewerbe kurzerhand angemeldet und, nach den Google Rezensionen zu urteilen, scheint sie es ganz gut zu beherrschen.
Zwei weitere Dorfkirchen waren noch zu besuchen, die in Behrenhoff, mal eine Kirche ohne Turm, und die in Groß Kiesow, eine schöne gotische Anlage.
Und wenn man jetzt so durch die Lande fährt, ist es schon eine magische Zeit. Die Natur hat keine Lust mehr auf Winter und allerorten sprießt und grünt es mit Macht. Nur sind in den einzelnen Landstrichen schon Unterschiede zu beobachten. Hier ist z.B. der Raps schon gelb, anderswo noch nicht. Manche Tulpenbäume sind schon am verblühen, die anderen fangen gerade erst an. Eine Baumsorte ist dort noch kahl, andernorts sieht man schon junge Blätter. Aber in zwei Wochen sieht man da kaum noch Unterschiede.
Unterschiedlich im Vergleich zu Chemnitz ist auch die Nutzung von Elektrorollern. Hier oben im Norden sieht man viel mehr solche Roller rumflitzen. Ich kanns nicht verstehen, dass sich die Leute noch weniger bewegen.
Und erstmal die letzte Station war Wolgast. Der Ort ist mir nur durch Koffer schleppen in Erinnerung geblieben. Als ich noch Kind war, sind meine Eltern und ich mit dem Zug bis Wolgast gefahren, der dort endete und zur Weiterfahrt auf der Insel Usedom mussten wir über die Brücke laufen um dann den Zug der Inselbahn zu erreichen. Heute fahren die Züge allerdings auf die Insel durch.
Die Touristinformation hat mich als erstes Mal drauf hingewiesen, dass ich doch Kurtaxe zu bezahlen hätte. Die Leute haben es wohl hier oben nicht mehr nötig freundlich zu sein und der Tourist ist in erster Linie nur die zu melkende Kuh.
St. Petri, der dritte Kirchenbau an der Stelle der heutigen Stadtkirche, ist im Stil der Gotik errichtet und auf dem Wolgaster Friedhof gibt es noch eine Gertrudenkapelle, eine ehemalige Spitalkapelle, die ebenfalls im Stil der Gotik errichtet wurde.
Die Stadt ist ansonsten sehr durchwachsen gestaltet. Viele Neubauten, wenig Altes ist erhalten.
Da ich nun schon eine Woche wieder unterwegs war, wurde es Zeit, einen Haushalttag einzulegen. Das habe ich auf einem Campingplatz in Loitz getan……….








