Und wieder eine Überraschung. Auf dem Weg nach Paide fuhr ich durch Kosch (dt. Kose), einem kleinem Flecken im estnischen Inland. Wikipedia danach befragt, stellte sich heraus, dass hier Otto von Kotzebue (1787 bis 1846) und seine Familie sein Grab haben. Er war der zweite Sohn von August von Kotzebue, Dichter aus Weimar. Geboren und gestorben ist Otto in Reval, dem heutigen Tallinn. Er war Offizier der kaiserlich russischen Marine und als solcher hat er drei Weltumseglungen mit gemacht bzw. selbst kommandiert. Die Kleinstadt Kotzebue in Alaska ist nach ihm benannt, auch die Otto von Kotzebue Insel in der Antarktis. Sein Grab ist noch erhalten und wird gepflegt.
Der Flecken selbst hat nichts Touristisches weiter zu bieten, sieht man von der Kirche ab. Die Supermarktkette COOP unterhält hier einen Markt und der heißt, wie alle von der Kette „Konsum“. Wie sie zu dem Namen gekommen sind…..
Paide dann ist ein etwas größeres Städtchen. Schon 1220 begann man eine Burg des Livländischen Ordens zu bauen, dessen Überreste noch zu sehen sind, ein Jugendstil Rathaus haben sie und einen tollen Badesee. Den habe ich ausgiebig genutzt und auch dort gleich auf dem Parkplatz ganz ruhig geschlafen. Als ich heute weiterfuhr habe ich auch noch das Grab von Hermann Hesse´s Großvater Carl Hermann gefunden, dessen Familie von hier stammt und auf dem Friedhof begraben liegt.
Und immer weiter Richtung Süden fuhr ich durch Olustvere, wieder nicht mehr als nur ein Herrensitz mit einigen Häusern, wie so oft hier in Estland. Die Gebäude sind jedoch im Vergleich gut in Schuss. Das Herrenhaus ist Jugendstil, auch die Einrichtung. Ein Graf Fersen aus der baltischen Linie des niedersächsischen Adelsgeschlechtes aus Veerßen bei Uelzen stammend, hat es 1905 bauen lassen. Ein Hostel gibt es, Pferdezucht, Landwirtschaft und auch eine Landschule. Was auch immer die da ausbilden. Ein kleines Museum ist zu bestaunen und die Landschule betreibt einen Woll- und Folkloreshop. Auch hier gab es wieder keine Fingerhandschuhe in traditionellem Muster für mich. Meine Hände sind einfach zu groß. Bei einer freundlichen Dame im Shop konnte ich jedoch eine Bestellung aufgeben. Ich hab meine Karte da gelassen und sie will mir die Handschuhe schicken. Mal sehen, ob das funktioniert.
Der Zufall führte mich dann zu einem gut ausgebauten Rastplatz des RMK, der staatlichen Forstverwaltung Estlands. Neben Feuerstellen mit Feuerholz, Picknicktischen, einer Toilette und einen Parkplatz gab es noch einen bedeutenden historischen Ort der Esten dazu: einen Berg, auf dem sich die Burg Lembitu befand. Sie ist nach dem ersten König der Esten benannt, der hier 1217 dem deutschen Schwertbrüderorden erst widerstand um dann bei einem 2. Angriff zu fallen.
Nun werde ich noch einen Stopp in Viljandi und später in Karksi einlegen um dann für dieses Jahr Estland zu verlassen……………