– im Land der Frühstückshörnchen und des Becherovka
Nachdem ich zunächst in Deutschland zwei Wochen Welterbestätten besucht hatte um den Bus weiter zu optimieren, bin ich in die Tschechische Republik aufgebrochen.
Tschechien ist, wie wohl alle ehemaligen Ostblockländer, erst nach der politischen Wende Anfang der 90 ziger Jahre der Welterbekonvention beigetreten. Hat aber bis zum heutigen Tage bereits 12 Welterbestätten auf der Liste stehen. Es gibt einen Verein, der sich landesweit um die touristische Vermarktung der Stätten kümmert und der unermüdlich Info Material zur Verfügung stellt. Leider ist das in den einzelnen Tourist Infos nicht immer vollzählig vorhanden. Alles in allem ist man immer gut informiert über die Welterbestätten und es fällt leicht diese zu finden.
Nun zu den Stätten selbst:
Tschechien hat Eine, die der Moderne zuzuordnen ist, die Villa Tugendhat in Brno, Fünf welche einen mittelalterlichen Stadtkern aufweisen, Prag, Kutna Hora, Trebic, Telc und Cesky Krumlov. Der Rest verteilt sich auf eine Wallfahrtskirche in Zdar, eine Dreifaltigkeitssäule in Olomouc und drei Residenzen von Fürsten, in Litomysl, Kromeritz und Lednice/ Valtice. Was bleibt, ist ein mittelalterlicher historischer Dorfkern in Holasovice.
Dieser Ort wurde so im 11./ 12. Jahrhundert gegründet und die deutschen Bewohner wurden 1946 zwangsumgesiedelt. Die Tschechen hatten in der Folgezeit nur mehr die Kraft, die vorgefundenen Häuser zu er-
halten. Somit ist der gesamt Bestand an Häusern aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert erhalten geblieben und ist in einem gut renovierten Zustand.
Eine Besonderheit in den tschechischen Welterbestätten ist die Villa Tugendhat in Brno. 1929/1930 von Mies van der Rohe, einem Bauhausdirektor in Dessau und führenden Architekten der Moderne, für die Fabrikantenfamilie Tugendhat entworfen, vereinigt sie die damals modernste technische Installation mit den innovativen Raumkonzepten der Moderne inklusive der Gartengestaltung.
Den größten Anteil jedoch haben die Stätten mit mittelalterlichem Stadtkern. Gleichzeitig sind natürlich immer auch noch einige Besonderheiten zusätzlich mit vorhanden.
Telc besitzt einen Marktplatz mit Renaissancehäusern und liegt auf einer Halbinsel mit einem Renaissanceschloss. Die Anlage ist zu großen Teilen von italienischen Baumeistern errichtet worden. Das einzige, geschlossen erhaltene Renaissanceensemble Tschechiens Trebic ist ein herausragendes Beispiel für das friedliche Zusammenleben von Menschen jüdischen und christlichen Glaubens. Das jüdische Viertel aus dem Mittelalter ist in seiner Struktur komplett erhalten. Genauso wie der älteste und größte jüdische Friedhof Tschechiens. Im Ort befindet sich auch ein Benediktinerkloster aus dem 14. Jahrhundert.
In Kutna Hora findet man ein Jesuitenkolleg aus dem 17.Jahrhundert sowie ein ehemaliges Ursulinenkloster entstanden in der gleichen Zeit. Die wirtschaftliche Basis war lange Zeit der Bergbau auf Silber. Das hat dazu geführte, das eine starke königlich Domäne und Münzprägestätte in der Stadt war und 1471 sogar Wladislaus II. Jagiello hier zum böhmischen König gewählt wurde. Der Dom St. Barbara, dessen Grundstein Mitte des 11. Jahrhunderts gelegt wurde ist erst 1905 vollendet worden.
Eine der am besten touristisch vermarkteten Stätten ist Cesky Krumlov. Zwischen 2 Flussschleifen der Moldau ist auf den Halbinseln die Altstadt zu finden überragt von dem, nach Prag, größten Schloss Böhmens. Die gesamte Innenstadt besteht aus Shops, Restaurants und Hotels. In jedem noch so kleinen Fenster befinden sich Auslagen und aus jeder Tür heraus wird verkauft. In der Tourist Info sind hier auch keine Informationen zum Weltkulturerbe zu erhalten.
Die Wallfahrtskirche St. Johannis von Nepomuk auf dem grünen Berg bei Zdar ist aus der Privatschatulle eines Abtes des nahen Zisterzienserkloster gestiftet worden. Nach mythologischen Grundsätzen besitz sowohl der Umgang als auch die Kirche selbst einen Grundriss in Form eines fünfzackigen Sterns. Im Umgang befinden sich 5 Eingänge und 5 Kapellen. Die Fläche dazwischen wurde früher als Friedhof genutzt.
Als Einzelbauwerk ohne weitere Bauwerke in der Stadt ist die Dreifaltigkeitssäule in Olomouc Welterbe. Sie wurde von 1715 bis 1754, immer wieder mal durch Geldmangel unterbrochen, gebaut. Sie ist die größte europäische Gedenk säule und erreicht eine Höhe von 35 m. Im unteren Teil befindet sich eine Kapelle in der neben einem kleinen Altar nur noch der Priester Platz hatte. Der Gottesdienst fand für die Gläubigen im Freien statt, die ihn durch große Öffnungen im Mauerwerk zumindest mithören konnten.
Zuguterletzt die fürstlichen Residenzen:
In Kromeritz die Sommerresidenz des Olomoucer Bischofs Karl II von Liechtenstein-Castelcorn. Hier beeindrucken seine ebenfalls angelegten Gärten. Der Schlossgarten als Landschaftspark und der Blumengarten wird als tschechisches Versailles bezeichnet.
Das Schloss Litomysl, einer der bedeutendsten europäischen Renaissanceschlossbauten beindruckt vor allem durch seinen unglaublich arbeitsaufwändigen Sgraffitiputz. Hier wurde als Sohn des Hofbraumeisters Bedrich Smetana am 2.März 1824 geboren. Seine „Moldau“ haben durch den Schulunterricht bestimmt noch viele im „Ohr“. Die Anlage ist auch deshalb interessant, weil alle, für einen fürstlichen Lebensstil benötigte Nebengebäude noch vorhanden sind.
Lednice/Valtice in Südmähren fällt auf, weil hier im Laufe der Zeit auf einer Fläche von ca.200 qkm in harmonischer Verbindung von Natur, Architektur und Kunst eine Kulturlandschaft vom Geschlecht derer von Liechtenstein geschaffen wurde, die seines gleichen sucht. Neben den Schlössern von Lednice (heute in englischer Neugotik) und Valtice (Barock aus dem 17. Jahrhundert) gibt es eine Vielzahl von Schlösschen, anderen Bauten oder Kunstobjekte die über das ganze Areal verstreut sind und den Lustbarkeiten der Grafen dienten.
Was ich völlig neu begriffen habe ist, dass ich bei vielen Welterbestätten in der Tschechischen Republik der Bezug zum Wiener Hof hier mitdenken muß. Lange Jahre war das Gebiet Bestandteil Österreich Ungarns und Wien die Hauptstadt. Im Winter verbrachten die Fürsten ihre Zeit in Wien bei Hof und den Sommer auf ihren Domänen und Residenzen auf dem Land aus denen sie auch die Mittel für ihren Lebensstil zogen.
Ich habe in Tschechien viele freundliche Menschen getroffen. Die Kaffeehauskultur ist nicht so ausgeprägt wie in Österreich aber auch gut entwickelt. Kaffee trinken und in der Sonne sitzen dabei, lesen oder schreiben kann man fast überall. Aber so richtig gehört man hier eigentlich nur dazu, wenn man das tschechische – Zmrzlina – für Speiseeis richtig aussprechen kann. Aber Achtung, die Knoten in der Zunge sind mit der Zeit schmerzhaft!
Lustig sind die Biker, wenn man sie vorbei lässt bedanken sie sich indem sie das rechte Bein ausstrecken. Das ist erst mal ungewohnt. Der Straßenverkehr ist jedoch ziemlich anstrengend. Es wird sehr schnell gefahren und so bilden sich hinter Jedem, der etwas langsamer fährt oder sich auch nur an die vorgeschriebenen Geschwindigkeiten hält schnell respektable Schlangen.
Die Geldversorgung in Tschechien ist gut. Automaten sind überall zu finden. Die Banken bieten beim Abheben die Möglichkeit, zum offiziellen Kurs den Euro zu nutzen. Der offizielle Kurs (ca. knapp 25 Kronen für 1 Euro) in Tschechien ist jedoch ein Anderer als auf einer deutschen Bank (knapp 28 Kronen je Euro). Die Umstellung auf eine Visa Karte der DKB, mit der man weltweit kostenlos Geld abheben kann hat sich hier das erste Mal bewährt.
Cesky Krumlov war nun die letzte Station in Tschechien und von dort bin ich nach Österreich aufgebrochen und in die Wachau gefahren. Aber dazu beim nächsten Mal mehr.
Mai 2015
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