Slowakei

– der Euro inmitten anderer Währungen

ja, es stimmt, in der Slowakei bezahlt man mit Euro und in den Ländern ringsherum gibt es nur andere Währungen. Ob das nun gut oder schlecht für die Slowakei ist, kann ich nicht beurteilen. An der Tanksäule herrscht das gleiche Preisniveau wie in Deutschland. Die Lebenshaltungskosten sonst sind gefühlt schon deutlich niedriger als bei uns. Auf den Straßen hatte ich eigentlich mehr Skodas erwartet, die Markenvielfalt ist doch erstaunlich hoch. Die Straßen selbst  sind schon repariert,  jedoch deutlich schlechter in Schuss wie in Polen,  sieht man von den Autobahnen einmal  ab. Die Marktpräsenz deutscher oder internationaler Konzerne ist hier viel höher als in Polen. Das ist so in groben Zügen mein Eindruck von der Slowakei.

Die Slowakei hat 5 Weltkulturerbestätten sowie 2 Weltnaturerbestätten, die Eine, Buchenurwälder in den Karpaten und in Deutschland, besteht gemeinsam mit Deutschland und der Ukraine. Gelistet sind ca. 30.000 ha Buchenurwälder in der Slowakei und der Ukraine sowie  4.400 ha. in Deutschland. 4 Standorte sind es in der Slowakei, 6 in der Ukraine und 5 in Deutschland. Die Standorte sind alle naturbelassen und sollen die Bedeutung der Buche für die unterschiedlichen Ökosysteme zeigen. Vor der Eiszeit bedeckten Buchenwälder große Teile Europas. In der Slowakei sind 4 Standorte ausgewiesen: Havesova, Rozok, Stuznica – Burkovske und Vihorlat.

Die Zweite, die Höhlen des Akkteleker und des slowakischen Karstes, ist eine Stätte, welche gemeinsam mit Ungarn in die Weltnaturerbeliste eingetragen ist. 712 Höhlen auf einer Fläche von ca. 60.000 ha in beiden Ländern zeigen die Auswirkungen der Karstbildung auf Klima und Geologie des Gebietes während zweier tropischen und zweier glazialen Klimaperioden. Die Erforschung dieser Höhlen geben Einblick in ca. 10 Mill. Jahre geologische Entwicklung.

Bardejov, ist eine Festungsstadt, welche sich ab dem 13. Jahrhundert aus einer slawischen Siedlung heraus entwickelte. Zu dieser Zeit kamen deutsche Siedler in die Stadt und so entwickelte sich Bardejov zu einer typischen Stadt der deutschen Ostkolonisation. Großer rechteckiger Marktplatz und einer schachbrettartigen Stadtanlage. Der Marktplatz ist auf drei Seiten von Bürgerhäusern verschiedener Baustile eingegrenzt, die vierte Seite bildet die Kirche St. Giles, eine gotische, dreischiffige Kirche. In der Mitte des Marktplatzes findet sich das Renaissancerathaus. An den Handelsrouten von Ungarn nach Polen und weiter nach Westeuropa gelegen, entwickelte sie sich schnell zu einer bedeutenden Stadt. Die Festungsanlagen waren zur Zeit ihrer Entstehung die modernsten Europas und wurden auch bis ins 19. Jahrhundert hinein instand gehalten. Heute ist davon noch vieles erhalten. Ab dem 18. Jahrhundert entstand außerhalb der Stadtmauern ein jüdisches Viertel, von dem neben der Synagoge von 1727 noch ein rituelles Schlachthaus, eine Mikwe und ein Tagungsgebäude erhalten sind.

Levoca, Spissky Hrad und andere Kulturdenkmäler ist eine Stätte in der Zentralslowakei, welche  1993 eingetragen   und 2009 erweitert  wurde. Die Burg Spissky Hrad ist eine der größten  Anlagen der Militärarchitektur Mitteleuropas. Sie vereinigt in sich Elemente der frühen Renaissance, der Romanik und der Gotik. Sie wechselte mehrmals den Besitzer und war zuletzt von 1636 bis 1947 im Besitz der Familie Csaky.  1780 brannte sie vollständig aus und wurde nicht wieder aufgebaut. In Levoca kann man im Dom den höchsten gotischen Altar (18.62m) der Welt besichtigen. Er stammt aus der Werkstatt des einheimischen Paul von Levoca.  Die Festungsanlagen sind noch gut erhalten und mit Ludovit Stur wird hier der Mann verehrt, der 1843 die slowakische Sprache kodifizierte. Im Juli wird hier die größte Wallfahrt der Slowakei abgehalten. Spisska Kapitula ist ein Kirchendorf mit Kathedrale, Bischofsitz, einem Priesterseminar und weiteren kirchlichen Einrichtungen.  Weiter gehört eine gotische Kirche in Zehra mit schönen Ausmalungen der Kirchenwände dazu.

Vlkolinec, ein kleines Dorf nahe Ruzomberok, besteht aus ca. 45 Holzhäusern, deren Architektur auf das Mittelalter zurückgeht, von denen einige noch heute bewohnt werden. Es ist die einzige, in dieser Geschlossenheit existierende Siedlung in Mitteleuropa. Ein Brunnenhaus von 1860 ist zu sehen, ein Glockenturm von 1770. Die Kirche wurde 1875 in neuklassizistischem Stil errichtet. Die Siedlungsstruktur ist seit 1469 nahezu unverändert, wie eine Karte aus dieser Zeit zeigt. Das Dorf liegt an einem Berghang und so sind die Grundstücke lang und schmal. Hinter dem Wohnhaus stehen der Stall und dann die Scheune. Die Felder sind terrassiert und ziehen sich schmal am Bergrücken entlang. Mitten durch das Dorf fließt ein Bach der mit Holzrinnen gefasst ist. Trotz allem ist es kein Museumsdorf, 6 Häuser sind noch bewohnt und viele sind bzw. werden wieder hergerichtet.

Eine Welterbestätte, die mich persönlich sehr berührt hat ist Banska Stiavnica. Zum einen natürlich wegen des deutschen Namens, Schemnitz, zum anderen liegt das Städtchen eingebettet in eine wunderschöne Mittelgebirgslandschaft, Stiavnicke vrchy,  die sehr an das Erzgebirge erinnert. Die Berge schroffer und der Wald eher mit Buchen und anderen Laubbäumen besetzt, findet man auch hier allenthalben gemauerte Mundlöcher und andere, auf Bergbau hinweisende technische Anlagen. Ein umfangreiches Wasserhaltungssystem mit Teichen und Gräben zur bergbaulichen Verwendung ist ebenfalls vorhanden.  Seit dem 13. Jahrhundert wird hier auf Gold, Silber, Kupfer und Blei gegraben.  Ende des 19. Jahrhunderts versiegten die Lagerstätten. Die Stadt war Sitz der Mittelslowakischen Bergverwaltung im Mittelalter, besaß die erste Berguniversität, gegründet 1762, und hier wurde 1627 zum ersten Mal in der Geschichte untertage mit Schwarzpulver  zum Abbau gesprengt. 1782, noch vor der Anwendung in England, wurde hier erstmals eine Dampfmaschine zur Stollenentwässerung eingesetzt. Das ganze Gebiet ist auch durch den Barbaraweg erschlossen. Dieser Pilgerweg ist 186 km lang und kann an 9 Tagen erwandert werden. An 29 Stationen kann der Geschichte des Bergbaues nachgespürt werden, Religion und Natur ist zu erleben.

Die Holzkirchen im slowakischen Teil der Karpaten  wurden 2008 in die Welterbeliste eingetragen. Es sind 2 römisch katholische, 3 griechisch orthodoxe und 3 evangelische Kirchen welche zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert erbaut wurden. Sie dokumentieren die lokale Praxis der Sakralarchitektur und zeigten gleichzeitig die liturgischen Unterschiede  der einzelnen Konfessionen. Zudem  sind sie ein Beispiel für das Aufeinandertreffen ost- und westeuropäischer Bautraditionen. Die evangelischen Kirchen wurden nach dem Toleranzpatent des Habsburger Kaisers Leopold I. von 1681 errichtet. Das beinhaltete die Bestimmungen, dass in einem Kirchendistrikt nicht mehr wie 2 Kirchen gebaut werden durften. Die Kirchen mussten in einem Jahr gebaut werden, durften nur aus Holz sein, keinen Turm haben und der Eingang sollte nicht von der Straße aus sein.  Sie sind samt und sonders gut erhalten, leider aber kaum ausgeschildert und befinden sich immer in kleinen Dörfern.

An der Stelle will ich vielleicht einmal über die Unterschiede zu Deutschland in Bezug auf den Kirchenbesuch hinweisen. Es ist mir in Polen und nun auch hier in der Slowakei immer wieder passiert, das die Kirchen bei Gottesdiensten rundum zugeparkt  und im Inneren die Sitzplätze alle belegt sind und selbst in den Gängen die Leute stehen.  Das hab ich so das letzte Mal in Ägypten oder in Libyen vor Moscheen gesehen. Die Besucher selbst von Jung bis Alt, alles gemischt. Mütter mit Kinderwagen hab ich in der Kirche keine gesehen, die standen im Eingang und verfolgten den Gottesdienst über Lautsprecher mit, durchaus auch mit den Gebeten und Bekreuzigungen.

Das waren die Welterbestätten der Slowakei. Ich fahre jetzt nach Ungarn um dort meine Reise fortzusetzen.

2. Mai 2016

Slowakei

 

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