– ein für mich sperriges Land 17. Juni 2017
In der Nacht bevor ich von Caceres in Spanien nach Portugal aufbrach ging es schon wieder los, ich konnte vor Hitze nicht schlafen und das ging die 2 letzten Tage munter so weiter. Mittags so 34 – 36 Grad heiß und die Sonne brennt auf die Haut. Das hab ich bis jetzt nur an einem Tag mal in Marrakesch erlebt. Da verkriecht man sich mit dem Auto am besten im Schatten und wartet bis das schlimmste vorbei ist.
In Elvas hatte ich in der Hinsicht großes Glück, einen kostenlosen Parkplatz unter Bäumen. Ich selbst bin dann in einem Kaffee abgeblieben und konnte in Ruhe schreiben. Elvas ist eine Grenzstadt die zu den sog. Restaurationskriegen, als Portugal wieder unabhängig von Spanien wurde, befestigt wurde. Das tat ein holländischer Jesuitenpater namens Cosmander, der damit als einer der Begründer der holländischen Festungsbauschule gilt. Ab 1643 wurde von ihm die Garnisonsstadt mit 12 Forts umgeben und später wurden außerhalb noch einmal 2 Forts auf benachbarten Bergen errichtet. Hohe Mauern, Ravelins, Trockengräben und zentrale Kastelle als letzte Bastion, das sind die Merkmale dieser Bollwerkfestungen. Der Amoreira Aquädukt als beeindruckendes Bauwerk vor der Altstadt führt Wasser aus einem 7,5 km entfernten Stausee zu, um für eine Belagerung immer die Zisterne gefüllt zu haben.
Nicht weit von Elvas in Richtung Lissabon liegt Evora. Eine Kleinstadt, die ihre besten Zeiten im 15. / 16. Jahrhundert hatte. Aus dem Neolithikum gibt es Siedlungsspuren und die Römer bauten die erste Stadtmauer. Der Ritterorden Avis lässt sich hier 1165 nieder um die Stadt gegen die Mauren zu sichern und baut eine weitere Stadtmauer. Seit dieser Zeit werden die portugiesischen Könige hier gewählt. Immer mehr Adlige bauen sich hier Paläste, auch der König lässt eine Residenz bauen und Bischofssitz wird die Stadt auch noch. Bis zu Beginn der spanischen Herrschaft im 16. Jahrhundert entwickelt sich die Stadt zur Zweitgrößten Portugals. Da sie von dem Lissaboner Erdbeben 1755 weitgehend verschont blieb, gibt es hier noch viele erhaltene Gebäude im sog. Manuelinischen Stil, eine portugiesische Spielart der Spätgotik die sonst im Land rar geworden ist.
In Lissabon gibt es das Hieronymiten Kloster welches Weltkulturerbe ist und dort will ich mich auch einem anderen Projekt zuwenden, die „Route der mazedonischen Baumwolle nach Chemnitz Ende des 18./ Anfang des 19. Jahrhunderts“ welches am Chemnitzer Schlossbergmuseum verfolgt wird. Hier in Lissabon gibt es ein Kutschenmuseum und ich hoffe, da einiges über den Lastentransport aus jener Zeit für das Projekt zu erfahren.
Es lag direkt neben dem Kloster der Hieronymiten und beide wiederum am Ufer des Tejo. Die Autobahn führte direkt auf eine Brücke über den Tejo und dann konnte ich praktisch auf Sicht fahren. Der erste Parkplatz, den ich erwischt habe lag auch noch im Schatten und so bin ich zwar eine ganze Weile gelaufen, aber das Auto war unter und ich wusste wo ich hin muss.
Das Kloster feiert den portugiesischen Entdecker Vasco da Gama, das Pedant zum spanischen Kolumbus. Nach der Rückkehr von seiner ersten Weltreise begann man das Kloster 1501 zu bauen, deren Mönche fortan für die Seefahrer, die in die Neue Welt fuhren, beteten. Auch der Sarkophag Vasco da Gamas ist in der Kirche aufgestellt. König Manuel I. lies es bauen und übergab es dem Orden der Brüder des heiligen Hieronymus. Es ist das Hauptwerk des manuelinischen Stiles in Portugal und überaus reich geschmückt. 300 m lang ist der Bau, der einen zweistöckigen Kreuzgang enthält, ein prächtiges Eingangsportal der Kirche besitzt und in dem 2007 die sog. Lissaboner Verträge der EU unterzeichnet wurden.
Das Kutschenmuseum lag, wie gesagt gleich nebenan und ist in zwei Teile aufgeteilt. Der kleinere Teil ist in der königlichen Hofreitschule untergebracht. Ein älterer Bau mit schönem Deckengemälde. Der Hauptteil, die Prunkkutschen stehen in einem supermodernen Bau und sind herrlich anzusehen. Es scheint noch der ganze königliche Fuhrpark erhalten und dort ausgestellt. Für das Projekt gab es leider keine neuen Erkenntnisse.
Übernachtet hab ich dann am Kap de Robo, der westlichste Punkt des europäischen Festlandes. Hier war es sehr stürmisch und entsprechend unruhig die Nacht. Dort gab es aber einen Tourismo, eine Touristenauskunft, die mir mit einem Stadtplan von Sintra und vielen Tipps aushalfen, sodass ich genau wusste, wo ich hinfahren muss.
Sintra ist eine Kulturlandschaft, die von vielen Villen, Chalets und Schlössern mit den dazugehörigen Gärten geprägt ist. Das Zeitalter der Romantik im 19. Jahrhundert wurde hier von Ferdinand von Sachsen-Coburg Gotha mit seinem Palast de Pena eingeläutet und wer was auf sich hielt hatte hier ein entsprechendes Anwesen. Der Nationalpalast von Sintra entstand aus einer alten Maurenresidenz und der verspielte Palast Quinta da Regaleira wurde in dieser Zeit gebaut. U.a. Hans Christian Andersen oder Lord Byron hielten sich hier auf und schrieben über die Landschaft. Jungsteinzeitliche Siedlungsspuren findet man hier, die Römer waren auch da und Maurische Quellen nennen den Ort, der 1109 vom Norwegischen König Sigurd überfallen wurde, im 11. Jahrhundert den bedeutendsten nach Lissabon.
Drei Klöster waren die nächsten Stationen auf meiner Reise. Sie lagen nur wenige Kilometer auseinander sodass es mir doch tatsächlich gelungen ist alle Drei an einem Tag zu besuchen statt, wie geplant in 3 Tagen. Da Klöster einen doch ziemlich einheitlichen Aufbau haben, ist es auch nicht schwer sie zu beschreiben. Eine Kirche haben sie, den Kreuzgang, Refektorium, Dormitorium, Küche und dann halt verschiedene Nebenräume. Natürlich unterschiedlich gestaltet und jedes mit seiner ganz eigenen Geschichte.
Das Kloster von Alcobaca ging aus einer Stiftung von 500 qkm Land an den Zisterzienserorden durch König Alfonso I. 1152 hervor. Die Zisterzienser besiedelten es bald und errichteten Meierhöfe in der Umgebung von einer Tagesreise und wenn diese gesichert waren wieder eine Tagesreise entfernt die nächsten. Auf diese Weise konnten sie das Land relativ schnell besiedeln. 1178 begann der Bau des Klosters das 1223 bezogen werden konnte. Der Bau wurde immer wieder von maurischen Überfällen unterbrochen. Die Weihe der Kirche, heute noch der größten des Landes, erfolgte 1252. Der Abt von Alcobaca war geborenes Mitglied der Cortes, der Ständeversammlung Portugals und außerdem Seelsorger des Königs. Damit hatte das Kloster einiges Gewicht im Leben Portugals.
Das Kloster Batalha wurde vom König gestiftet, als er am 14. August 1385 die Kastilier besiegte und die 2. Portugiesische Königsdynastie der Avis wollte so ihren Anspruch auf den Thron dokumentieren und finanzierte das Bauvorhaben maßgeblich. Das erklärt auch die für Dominikaner ungewöhnlich reiche Bauplastik, die ja sonst eher schlicht bauen. Begonnen wurde der Bau alsbald nach dem Sieg und vollendet wurde es ca. 150 Jahre später. Sehenswert ist der Kapitelsaal des Klosters, der mit einer Seitenlänge von 20 m und einem stützenlosen Sternkuppelgewölbe der größte aus dem Mittelalter auf der iberischen Halbinsel ist. An das Kloster angebaut ist eine große Kapellenanlage aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, die nie fertiggestellt wurde und mit überbordender Bauplastik ausgestattet ist.
Das Christuskloster in Tomar schließlich geht auf eine Anlage der Templer zurück die das Land um Tomar 1159 vom König Alfonso Henriques erhielten. Sie bauten zunächst die Burg und die Kirche. Als der Templerorden 1312 vom Papst Clemens aufgelöst wurde, ging dieser in Portugal in den Christusorden auf. Der Christusorden nutzte die Anlage weiter und baute sie noch aus. Kern der Kirche ist ein oktogonaler Bau, der, reich geschmückt, nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem errichtet ist und der heutigen Kirche als Apsis dient. Diese wurde durch Heinrich dem Seefahrer angebaut und hat das sog. Manuelinische Fenster gegenüber der Apsis. Ab 1484 war der spätere König Manuel I. Großmeister des Ordens und in dieser Zeit hinterließ der weitere Ausbau der Anlage viel manuelinischen Schmuck.
Von Tomar bin ich dann nach Coimbra gefahren. Die Navigation hier in Portugal ist schon ein Kreuz. Neben lokalen Straßen gibt es meist noch Landstraßen und damit nicht genug. Auch Autobahnen brauchen wir auch noch. Das Land, so scheint es, ist zumindest in der Region hier sehr mit Verkehrswegen zugebaut.
Die Universität von Coimbra ist 1290 von König Divis gegründet worden und wechselte zunächst zwischen Lissabon und hier, bis sie 1537 ihren endgültigen Sitz hier bekam und zwar im Königsschloss. Das ist noch so erhalten, wie zu Königszeiten und im Thronsaal werden die bedeutendsten Zeremonien wie Immatrikulation, Verteidigung der Doktorarbeiten und ähnliches abgehalten. Die Sao Miguel Kapelle findet sich hier und die Universitätsbibliothek „Joanina“ mit ihren 60.000 Bänden historischer Bücher wurde hier 1717 bis 1728 gebaut. Der ganze Alta Hügel ist mit universitären Einrichtungen bebaut. Ab 1940 gab es da ein großes Bauprogramm. Vom 15. bis zum 17. Jahrhundert wurden in der Stadt zahlreiche Kirchen gestiftet mit angegliederten Bildungseinrichtungen die sich zu Fakultäten oder Instituten der Universität wandelten. Diese sind in der Sofia Straße zu finden.
Die Altstadt von Porto ist ein einziges Museum. Welterbe ist dort die in 1000 Jahren gewachsene Altstadt in ihrer Gesamtstruktur. Häuser aus allen Epochen und in jedem Erhaltungszustand. Meisten jedoch ungenutzt, bis auf die Ladenzeile. Gebaut wird zwar auch, aber das hält sich in Grenzen. Porto war 1096, als die Grafschaft Portugale Heinrich dem Seefahrer als erbliches Lehen zugesprochen wurde ein Zentrum dieser Grafschaft und der Reconquista. Portwein gibt’s natürlich in allen Preislagen. Das haben die Portugiesen den Engländern zu verdanken. 1703 schlossen sie mit Portugal einen Vertrag über die zollfreie Einfuhr von englischen Tuchen und im Gegenzug bezahlten die Portugiesen 1/3 weniger Zoll in England für ihren Wein als die Franzosen. Das hat hier im Hinterland den Weinbau angekurbelt und der Hafen, über den die Ausfuhr abgewickelt wurde, wuchs. Ende des 18. Jahrhunderts hatten in Porto die Engländer einen Bevölkerungsanteil von 15%.
Die Altstadt von Guimaraes ist die Wiege Portugals. Um 960 ließ die galicische Gräfin Mumadena Dias eine Burg hier bauen um Stadt und Kloster vor Einfällen der Mauren und der Normannen zu schützen. Später, Ende des 11. Jahrhunderts bewohnte die Burg die Tochter König Alfonsos VI. von Leon mit ihrem Mann. Deren Sohn, 1109 hier geboren, sollte später als Alfonso I. der erste König Portugals werden. 1128, in der Schlacht von Sao Mamede, besiegte er die Truppen seiner Mutter um die Nachfolge, die diese mutmaßlich ihrem Liebhaber zuschanzen wollte. 1139 schließlich ließ sich Alfonso zum König von Portugal ausrufen nachdem er die Mauren in einer Schlacht besiegt hatte. Guimaraes wurde dann für 4 Jahre Hauptstadt Portugals ehe sie nach Coimbra verlegt wurde. Das geschah 1143, nachdem Kastilien in einem Vertrag die Unabhängigkeit Portugals anerkannte. Es gibt eine sehr schön restaurierte Altstadt zu sehen und auf einem Hügel sind die Burg, die Kapelle in der Alfonso I. getauft wurde und der Palast der Herzöge von Baraganca, im 15. Jahrhundert im normannisch – burgundischen Stil gebaut, vereint.
Wenn man den Douro landeinwärts in die Region Alto Douro, also oberer Douro, folgt, kommt man in das Weinbaugebiet Alto Duro. Hier schlägt tatsächlich das Herz des Portweines, denn der Alto Douro ist mit seinen Berghängen ein großes Weinbaugebiet das als Hauptprodukt der Portwein hervorbringt. Man kann nicht sagen das das Gebirge schroff ist, aber die Bergflanken sind unheimlich steil und an manchem Hang, an dem noch auf Terrassen Wein gebaut wird, kann ich ohne Gefahr für Leib und Leben nicht nach unten sehen. Die Terrassen sind dabei so schmal, das manchmal bloß eine Reihe Weinstöcke gepflanzt ist und der nächste Weinstock deutlich über der Krone des anderen steht. Hauptort ist Peso de Regua und viele Weingüter, die was auf sich halten haben hier natürlich einen Verkauf, ein Museum gibt es. 1756 wurde durch den damaligen Ministerpräsidenten Marques de Pombal die Weinregion mit Marksteinen abgegrenzt und der Weinbau einer eigens gegründeten Firma unterstellt. Es soll wohl damit die erste herkunftsgeschützte Weinregion der Welt entstanden sein behauptet man da. Jedoch schon 1737 etablierte Charles III., König von Ungarn per Dekret die erste geschlossene Weinbauregion der Welt, das Gebiet um Tokaj. Da kann man sich nun streiten.
Die letzte Welterbestätte in Portugal für mich waren dann Prähistorische Felsmalereien im Coatal und Siega Verde. Die Stätte liegt mit dem Coatal in Portugal und Siega Verde befindet sich in Spanien. Im Paläolithikum haben hier die Menschen den relativ weichen Schiefer genutzt um eine Menge Zeichnungen in das Gestein zu ritzen. Verschiedene Nutz- und Jagdtiere wie Ziegen, Auerochsen, Hirche oder Steinböcke sind zu sehen, aber auch Fische. Nicht wie an anderen Fundorten in Höhlen, sondern im Freien sind die Zeichnungen. Es sind die künstlerisch ausgereiftesten Darstellungen der iberischen Halbinsel aus dieser Zeit.
Mittelpunkt der Stätte ist der Ort Vila Nova Foz Coa. Leider herrschten in dem Tal an dem Tag derart hohe Temperaturen, das ich die Besichtigung gelassen hab. Jeweils eine Stunde in der prallen Sonne bei nahezu 37 Grad laufen, das wollte ich mir nicht antuen. Und so gibt es keine Bilder von der Stätte.
Und dann sollte wieder der Wechsel nach Spanien erfolgen jedoch ereilte mich an dem Tag ein Anruf der Chemnitzer Polizei über einen Einbruch in meine Garage verbunden mit dem Diebstahl des Motorrades und so musste ich meine Tour abbrechen um nach Deutschland zurück zu fahren und diese Angelegenheit zu regeln. Die Mail sende ich also aus Deutschland.