Mexiko hat sich mit vielen Mücken verabschiedet. Der Campingplatz in Chetumal an einem See war deswegen nicht so optimal. Aber sonst wars schon o.k. Die Grenze war ja dort nicht weit. Und so hatte ich einen 3 Länder Tag. In Chetumal, Mexiko bin ich losgefahren, durch Belize durch und dann nach Tikal in Guatemala, die erste Welterbestätte dort.
An der Grenze alles ganz geschmeidig. Ohne viel fragen. Aber bissel was verdienen wollen sie alle. Na gut. Die Versicherung für Belize gibt es tatsächlich nur für einen Tag, das schließt man gleich nach der Grenze ab und fährt dann an einem Tag durch. Belize kam mir deutlich sauberer als Mexiko vor. Die Straße durchweg geteert. Infrastruktur wird durch die EU gefördert, das hängt wohl mit England zusammen. Komisch ist das schon, die blauen Schilder dort zu sehen. Ich hab nur einen Abstecher nach Belmopan gemacht, die Hauptstadt. Eigentlich ein großes Dorf, die Ministerien größere Einfamilienhäuser. Bei 370.000 Einwohnern des gesamten Landes kein Wunder. Auch die Grenze nach Guatemala war unproblematisch. Der guatemaltekische Grenzbeamte hat mich nicht mal angeguckt als er den Einreisestempel in den Pass drückte. Beim Zoll musste ich dann für den Bus einiges löhnen, kann dafür aber in 3 Monaten so oft raus und rein, wie ich will.
In Tikal hatte ich einen Campingplatz direkt an der Stätte gemeinsam mit Nasenbären. Erste Siedlungsspuren der Stadt sind ab 900 v.Chr. belegt. Erste, komplexe Bauten folgten 500 Jahre später als der Aufstieg Tikals zu einem Zentrum der frühklassischen Periode begann. Bedingt durch Auseinandersetzungen mit dem Rivalen Chalakmul, wechselten die Herrschaftsverhältnisse öfters. Mit einem neuen König begann 695 eine zweite Phase des Aufstiegs, der aber abrupt Ende des 9. Jahrhunderts endete. Die letzte gefundene Datierung einer Stele stammt von 879. Damit überlebte diese Maya Stätte von allen anderen am längsten.
Nach einem Zwischenstopp an einer Marina direkt an der See mit guter Infrastruktur hab ich einen gewaltigen Satz gemacht und bin zu den Ruinen von Quirigua gefahren. Eine Stätte, die ich nicht kannte, aber die durch ihre Stelen und Inschriften gewaltig zum Verständnis der Maya Welt beitrugen. Da sie bei Touristen nicht so bekannt ist, hat man sie fast für sich alleine. Ihre Bedeutung war auch nur für kurze Zeit so überragend. Die meiste Zeit war Quirigua ein Vasallenstaat von Copan, heute in Honduras gelegen, das eigentlich nur ca. 50 km entfernt ist. Auf einer Pferderanch hab ich gut geschlafen und konnte sogar ein bisschen schwimmen dort. Der Pool war klasse. Und wenn ich schon mal da in der Ecke war, hab ich die einzige Welterbestätte von Honduras gleich mit besucht. Da die Preise für die Einreise mit dem Auto in Honduras ziemlich hoch sind, hab ich gedacht, die 10 km von der Grenze bis zur Stätte fährst du mit dem Minibus. Gesagt getan. Bei uns wäre das Fahrzeug, ein Nissan Urvan, bestimmt für 8 Personen zugelassen. Wir waren ohne Fahrer 18. Die Ideen um Leute unterzubringen sind unerschöpflich. Ich hab mich trotzdem nicht zu sehr bedrängt gefühlt.
Die Stätte in Copan selbst ist unheimlich von Urwald überwachsen. Selbst aus den Ruinen wachsen Riesenbäume. Viele Skulpturen sind zu finden, anders als bei anderen Stätten. Der längste Hieroglyphentext der Maya ist hier an den Stirnseiten der Stufen einer Treppe, wieder viele Stelen auch. Das Besondere an Copan ist, einige Guides sprechen deutsch, das hätte ich nicht erwartet. Einer, der beschäftigt war und den ich deshalb nicht angesprochen habe, schien mir sogar ein Deutscher zu sein. Mit schwäbischem Dialekt, das lernt doch keiner sonst.
Damit konnte ich Honduras auf meiner Liste schon abhaken, es gibt dort keine Welterbestätte weiter. Letztes Gimmick war der honduranische Grenzbeamte. Er hatte mich auf der Hintour schon abgefertigt und als ich zurückkam, begrüßte er mich wie ein alter Bekannter. Die sind hier mit sowas ganz schnell.
Und ums komplett zu machen war ich auch noch in Antigua, Guatemalas alter Hauptstadt und für mich die letzte Welterbestätte im Land. Dreimal wurde es nach Erdbeben oder Schlammlawinen wieder aufgebaut bis man die Hauptstadt verlegte. Viele blieben jedoch und so ist Antigua heute eine Stadt mit vielen barocken Baudenkmälern. Manche aufgebaut, andere Ruinen, aber auch welche, wo die Fassade noch stand und man dahinter was Neues gebaut hat. Die Kathedrale zum Beispiel. Vorn eine prächtige Fassade und statt längs, ist quer eine Kirche dahinter.
Die Besichtigung der Stadt geriet zu einem Volksfest. Am 15. September war Unabhängikeitstag in Guatemala und anderen mittelamerikanischen Staaten. Und so zogen die Schulen mit ihren Orchestern und Bands sowie traditioneller Bekleidung durch die Straßen. Mich erinnerte das an die Umzüge zum 1. Mai zu DDR Zeiten. Die Begeisterung hier war aber weitaus höher.
El Salvador hat eine Besonderheit, es gibt keinen Stempel in den Pass. Leider hatte die salvadorianische Stätte zu. Sonntag wars aber auch hier der Unabhängigkeitstag. Da steppte der Bär anderswo mit Umzügen und Volksfesten und so bin ich dann durchs Land gefahren um kurz vor der honduranischen Grenze zu übernachten. Eigenartige, steile, nicht zu hohe Berge haben die hier. Immer bis oben hin bewaldet, manchmal ein Stück Grün rausgeschnitten für Felder, die bis an die Gipfel reichen, Mais meistens. Der Bus des kleinen Mannes hier ist der Kleinlaster, vollgestopft, manche hängen hinten dran. Die Straßen leidlich, es sind halt die Reifengeräusche und das Klappern im Schrank. Müll in mehr oder weniger großen Mengen an den Straßenrändern aber auch in unmittelbarer Wohnumgebung. Gefahren wird sehr kreativ, dazwischen immer wieder Tucktuck in großen Mengen. Die Grenzübergänge oft nach gleichem Muster, erst Passtempel, dann Zoll mit dem Auto. Jeder hat seine eigenen Preise, es geht aber. Alle Beamten sind überaus freundlich, man wird mit Handschlag verabschiedet.
Honduras war für mich nur Transitland. Statistisch gesehen ist es das ärmste Land Mittelamerikas. Einen Unterschied zu den anderen Ländern hab ich nicht gemerkt. Ich bin ja auch nur die Panamerikana gefahren und nicht ins Hinterland. Die Straße jedoch hat mich sehr überrascht. Meist geteert, manchmal Beton hatte sie einen tadellosen Zustand und man konnte zügig fahren. Etwas sauberer wie El Salvador war es auch.
In Nicaragua waren die ersten 100 km nach der Grenze praktisch autofrei bis auf einige Laster. Vor Leon kam dann doch wieder das gewohnte Bild. Der Unterschied, die Tucktuck sind durch eine Art Fahrradrikscha ersetzt, das ist billiger und noch quirliger in den Innenstädten. Und einem übervollen MC Donald bin ich begegnet. Komisch, die Leute haben wenig Geld, das tragen sie aber dann auch noch dorthin. Die Kathedrale von Leon ist Welterbe. Ein wunderschönes Gotteshaus, da verschiebt sich wieder meine Rangfolge der schönsten Kirchen weltweit. Es ist die 6. Kirche an diesem Platz. Groß, mit dicken Mauern und niedrigen Türmen weil die Region erdbebengefährdet ist. Das Dach ist begehbar und man sieht die Laternen der Kuppeln, die den Raum innen in ein großartiges, helles Licht tauchen, ganz nah. Übernachtet habe ich in einem Hostel, der Bus auf der Straße, ohne Probleme. Das Publikum international, Belgier, Deutsche, Engländer. Amtssprache Englisch, Währung Dollar.
Auf dem Weg in den Süden bin ich Richtung Osten nochmal abgebogen um die fast am Managua See gelegene Ruinenstadt Leon Viejo zu besuchen. 1524 gegründet, war sie seit 1531 Bischofssitz. Ein Ausbruch des Momotombo 1578 brachte erste Zerstörungen und ein Erdbeben machte 1610 die Stadt dem Erdboden gleich. Der Ort wurde daraufhin aufgegeben und Leon an der jetzigen Stelle neu errichtet. Dann holte sich der Urwald alles zurück. Die Ausgrabungen zeigen eine spanische Stadt, wie sie damals erbaut wurde ohne spätere Überbauungen. Das ist die Stärke dieser Stätte. Fundamente verschiedener Bauten sind zu sehen, so die Kathedrale, ein Kloster, Wohngebäude und der Gouverneurspalast.
Nicaragua hat genauso gute Straßen wie Honduras, jedoch ist auch hier der Verkehr sehr bescheiden. Auch fahren die Leute hier sehr diszipliniert und halten sich an die Vorschriften. Fast ein wenig wie bei uns. Der Weg Richtung Costa Rica führte mich am Nicaragua See vorbei. 2 Vulkane sind als Inseln in ihm und die Chinesen verfolgen wohl dort ein Projekt für einen 2. Kanal zwischen Atlantik und Pazifik.
In Costa Rica dann der Schreck, ich hatte meine 2 Kreditkarten verschusselt und bekam kein Geld mehr. Das hab ich kurz vor Chacara, schon ganz im Süden Costa Ricas gemerkt. Die einzige Welterbestätte Costa Ricas war nicht weit und so hab ich eine präkolumbianische Siedlung mit Steinkugeln der Diquis besucht. Die Diquis haben von 500 v.Chr. bis ca. 1500 n. Chr. hier gelebt. Eisen kannten sie nicht, haben aber Kugeln aus Stein bis 2,50 m im Durchmesser hergestellt um ihre Hauseigänge zu markieren. Gefunden hat man außerdem Figuren aus Stein und aus Goldguss. Vorbilder für die Herstellung dieser Dinge in der unmittelbaren Umgebung hatten sie keine. Die Maya mit ihrer Steinbearbeitung waren ca. 1000 km nördlich und Goldguss findet man ca. 1000 km südlich erst in Südamerika wieder. Umso erstaunlicher die Leistung.
Hier setzten dann wiedermal „Deutschen Tage“ ein. An der Welterbestätte ein Ehepaar aus Wiesbaden, meine nächste Übernachtungsstätte von einem Ehepaar geführt. Der Mann Schweizer, sie Costa Ricanerin, die aber gut deutsch sprach und am nächsten Tag traf ich auf dem Camping Landsleute aus Erfurt, die auch mit einem T5 unterwegs waren.
Das war alles schon Rücktour. Ich hatte mich dann entschlossen, Panama nicht zu besuchen um mit meinem Geld auch wieder nach Mexiko zu kommen.
Der Rest war dann Rückreise bis nach San Miguel de Allende zu Matthias und seiner Autowerkstatt. Zuvor bin ich in El Salvador aber noch abgebogen, um die auf der Hintour geschlossene Welterbestätte Joya de Ceren zu besuchen. Unter einer dicken Asche- und Bimssteinschicht hat sich dort ein Mayadorf erhalten, das seine Bewohner eines Vulkanausbruchs wegen verlassen mussten. Alle Alltagsgegenstände lagen noch an ihrem Platz und so kann man gut die Lebensumstände der ländlichen Bevölkerung nachvollziehen. Eine einmalige Gelegenheit, die aber sehr aufwändig erschlossen werden muss. Sind doch alle Grabungsstätten überdacht, des unstabilen Materials wegen.
Von Matthias aus bin ich am 2. Oktober nach Mexico City aufgebrochen um dann am 4. Oktober mittags in Frankfurt/ Main anzukommen.
Fazit:
Am 7. April in Berlin gestartet, war ich damit genau ein halbes Jahr unterwegs. Ich legte mit dem Bus ca. 41.000 km zurück. Der östlichste Punkt, der Nördlichste und der Westlichste lagen alle in Kanada. Lediglich der südlichste Punkt befand sich in Costa Rica.
Die unendlichen Wälder Kanadas und der USA hab ich gesehen, Bergseen und Gletscher, raue Küstenabschnitte, tolle Architektur in den Städten und einzigartige Welterbestätten. In meine Jugendzeit bin ich an der Westküste der USA eingetaucht. San Franzisco, Mendocino, San Bernadino, alles Orte, an denen in den 60iger Jahren die damals aktuelle Musik entstand.
In Mexiko eröffnete sich mir eine ganz eigene Welt. Neben den vielen barocken Denkmälern aus der Anfangszeit der Besiedlung Amerikas durch Europäer, habe ich die Staatengebilde von Mesoamerika, das sich von Mittelmexiko bis Guatemala und z.T. weiter südlich bis nach Costa Rica erstreckte, kennengelernt. Bis jetzt kannte ich bloß Moctezuma II., den Aztekenherrscher, auf den der Spanier Cortez traf als er Amerika erreichte und dessen Palast im Zentrum des heutigen Mexiko City stand. Die Existenz der vielen anderen Staaten oder Stadtstaaten, die letztlich an der Ernährungsgrundlage scheiterten, war mir bisher nicht bekannt gewesen. Eindrucksvoll die Kulturleistung dieser Völker beim Bau der großen Gebäude, der Schriftzeichen und künstlerischen Leistungen.
Letztendlich die erstaunlichen handwerklichen Leistungen einzelner isolierter Gruppen, die z.B. Steinkugeln von großem Durchmesser ohne Metallwerkzeuge schufen oder Schmuck aus Goldguss herstellten. Technologische Vorbilder dazu waren tausende Kilometer bei anderen Kulturen entfernt.
Und zum Schluss natürlich die vielen Menschen, die ich treffen durfte und über deren ganz eigenen Lebensauffassungen ich manchmal staunte, nichts ahnend was es da so alles für Facetten gibt.
Nun werde ich erstmal in Deutschland überwintern, einen anderen Bus ausbauen, meinen jetzigen musste ich leider in Mexiko zurücklassen. All die Eindrücke verarbeiten, vielleicht wieder einen Vortrag vorbereiten, einen Kalender mit den schönsten Bildern will ich machen und nächstes Jahr? mal sehen………………………………..
10. Oktober 2019