Marokko

– ein sehr europäisches Land mit einer großen Vergangenheit

9 Welterbestätten besitzt Marokko. Keine davon ist Weltnaturerbe. Sie sind, bis auf den Osten, im ganzen Land verteilt. Und 4 davon sind die sog. Königsstädte Marokkos: Marrakesch, Fes, Meknès und Riad. Hier residierten oder residieren die Könige, die das Land beherrschen.

Ich hatte eine Fährverbindung von Algeciras, ein Hafen, in einer Bucht gegenüber von Gibraltar gelegen, nach Tanger gebucht. Hier dauert die Überfahrt nur eine Stunde. Die Abfertigung in Spanien war ziemlich kurz angebunden und der Dampfer höchsten halbvoll. Was mir bei der Überfahrt aufgefallen ist: das Wasser dort war nicht mehr türkisfarben wie im Mittelmeer sonst, sondern tiefblau wie ich den Atlantik auf den Azoren schon erlebt habe. Die Kontrollen auf marokkanischer Seite hatte ich mir strenger vorgestellt. In einer Stunde war es vorbei und nach dem ich noch eine Versicherung fürs Auto abgeschlossen hatte, lag mir das Land zu Füßen. Die Gebirge in Spanien, so schien es, setzten sich in Marokko fort. Da war kein Unterschied. Die Straßen in Ordnung, nicht nur die Mautstraßen und die Maut sehr moderat. Für ca. 130 km bis Meknès hab ich 6 Euro umgerechnet bezahlt. Weiter landeinwärts wurde es dann zusehends flacher. Das Land bestellt, ewig große Getreideflächen und Oliven, meist neu gepflanzt. Die Krux dabei war, es wurde auch immer wärmer. Hatte man an der Küste noch Wind, blieb der im Landesinneren aus und so ist mein Rekord an 1. Tag bei 38 Grad!!!

Meine erste Station von Meknès aus war Fes. Sie ist heute noch Königssitz und hat die größte mittelalterliche Altstadt der Welt. Um 800 gegründet, stiftete um  859  eine Kaufmannstochter eine Moschee mit Madrasa (Koranschule). Daraus entstand das bedeutendste geistige islamische Zentrum im Mittelalter, das über das maurische Spanien bis Europa ausstrahlte. 1957 wurde sie zur Universität erhoben ist somit die älteste ununterbrochen tätige Bildungseinrichtung der Welt. Der Souk ist unübersehbar groß. Esel und Handkarren dazwischen, auch mal ein Moped und Menschen über Menschen die sich da durchschieben. Um 818 gab es eine erste Einwanderungswelle von ca. 8000 andalusischen Familien und kurze Zeit später kamen noch einmal 2000 Familien aus Kairouan/ Tunesien und gaben der Stadt einen entscheidenden Entwicklungsschub. Neben der al Quarawiyin Moschee und die gleichnamige Madrasa gibt es noch ein großes jüdisches Viertel zu sehen.

Volubilis ist eine alte römische Stadt und war die westlichste Provinzhauptstadt im römischen Reich. Bereits im Neolithikum besiedelt, wurde die Stadt 40 v.Chr. gegründet und 170 n.Chr. befestigt. Die besterhaltenen römischen Reste im Westmahgreb gibt es zu sehen. Einst war sie Provinzverwaltung der Römer und im 2. und 3. Jahrhundert hatte sie ihre Blütezeit. Wirtschaftliche Grundlage war die Landwirtschaft, Olivenöl und der Export von Wildtieren (Bären, Löwen und Elefanten) für die Arenen in Rom. Es war eine der wenigen Städte, in denen die lateinische Sprache noch lange nach dem Untergang des römischen Reiches Verkehrssprache war. Sie ist nach dem 11. Jahrhundert verlassen worden. Es gibt eine Ausstellung dazu in dem Artefakte gezeigt werden und Rekonstruktionen der Tempel und Arenen.

Am gleichen Tag stand noch ein Stadtrundgang in Meknès auf dem Programm um hier noch einiges zu sehen. Die Stadt ist ja wie Fes Königsstadt. Die Almoraviden gründeten sie 1070 als Festung, die Almohaden eroberten und zerstörten Meknès. Von den Meriniden wurde sie später wieder aufgebaut und der Alawidensultan Monlay Ismael machte die Stadt im 17. Jahrhundert zu seiner Hauptstadt. Die Altstadt gilt mit seiner 15 m hohen Mauer als ein Paradebeispiel für eine befestigte Stadt im Maghreb. In vielen der Gassen in der Altstadt kann ich nicht mal beide Arme zur Seite ausstrecken, so schmal sind die. Auch hier gibt es eine Madrasa, Moscheen und die Tore der Altstadtmauer natürlich. Leider wurde das Mausoleum von Monlay Ismael gerade restauriert sodass es nicht zu besichtigen war.

Marrakesch war für 3 Nächte die 2. Station der Reise. Übernachtet habe ich in einem Riad, ein Haus mit einem Innenhof. Außen hat es kaum Fenster, alles geht in diesen Innenhof. Man kann es vergleichen mit einer Pension bei uns. Es lag in der Altstadt wie auch schon das in Meknès.

Der Ksar nach Ait Ben Haddou, ein Wüstendorf, dessen Bebauung ausschließlich in Lehm ausgeführt ist. Es liegt ca. 190 km südöstlich von Marrakesch mitten im Atlasgebirge.
Das Dorf selbst ist eine Ansammlung von ineinander, übereinander und Mauer an Mauer gebauten Häusern wobei die größeren, sog. Tighremts (Wohnburgen) noch Türme und Zinnen aufweisen. Sie hatten außen kaum Fenster. Diese gingen alle in einen Innenhof. Im Untergeschoß waren die Stallungen und Speicher, in den Obergeschossen die Wohnräume. Den Handel von Timbuktu nach Marrakesch hat man ab dem 11.Jahrhundert von hier aus kontrolliert und ein bisschen Landwirtschaft am Wadi hat man betrieben. Die jetzige Bebauung stammt wohl aus dem 17. Jahrhundert. In dieser Zeit sollen ca. 1000 Einwohner das Dorf besiedelt haben.

Dieser Ksar war der südlichste Punkt der Reise.

Marrakesch ist als hervorragendes Beispiel einer islamischen Hauptstadt in die Welterbeliste eingetragen. Die Almoraviden gründeten 1070 die Stadt um eine Hauptstadt zu haben. 1147 von den Almohaden erobert, zerstörten dies viele religiöse Bauten ihrer Vorgänger und errichteten nach ihren Vorstellungen Neue. So entstand auch die Koutoubia Moschee, deren Minarett heute das Wahrzeichen Marrakeschs ist. Ab 1554 war die Stadt Hauptstadt der Saadier, die ein Mausoleum ihrer Herrscher hinterließen.  Die Koranschule Ben Yussuf, Tore der Medina und natürlich der Platz Jemaa El Fna sind weitere Höhepunkte des Welterbes. Der Platz Jamaa El Fna ist riesengroß und abends trifft sich dort alles, Schlangenbeschwörer, Musikanten, Theaterleute, Artisten und natürlich Händler über Händler mit allem was sich vielleicht verkaufen lässt und der Rest guckt zu oder so. Er ist zusätzlich in die Liste des immateriellen Welterbes eingetragen.
Zurück ins Hotel bin ich mit dem Taxi und das war der Fehler. Mir ist dabei das Smartphone aus der Tasche gerutscht und ehe ich es gemerkt habe ist der natürlich über alle Berge gewesen. Bei tausenden von Taxen da – keine Chance. Zum Glück ist keine SIM Karte drin gewesen. Ich hatte es in der Hauptsache zur Navigation und schnell mal Mails checken. Nun muss ich wieder analog navigieren mit Karte und den Straßenschildern. Man glaubt nicht, wie schnell man sich an sowas gewöhnt und wie sehr es dann fehlt.

Am Sonntag, den 21. Mai sind hier in Marokko die Uhren um eine Stunde zurückgestellt wurden, da am 28. Mai 2017 der Ramadan beginnt. Wegen der Fastenzeit ab Sonnenaufgang machen die das hier. Der Zeitunterschied zu Europa beträgt also 2 Stunden jetzt.
Essaouira, an der Küste war schon lange besiedelt. Um die Zeitenwende war es der südwestlichste Punkt des römischen Reiches. Berberstämme und die Almoraviden wechselten sich in der Herrschaft ab. Die Portugiesen besetzten es und ab 1507 befestigten sie den Hafen, was die Sultane nach deren Vertreibung fortsetzten. Im 18. Jahrhundert war es der größte Seehafen Marokkos und der wichtigste Hafen im Afrikahandel mit Europa und der Welt. Er wurde sogar als der Seehafen Timbuktus beschrieben. Erst mit der Besetzung von Timbuktu 1894 durch die Franzosen ging die Bedeutung schnell zurück. Die Medina aus dem 18. Jahrhundert ist von einem Franzosen geplant worden. Und so europäisch sieht’s auch aus, völlig ungewohnt mit vielen Resten aus der Kolonialzeit.

Die portugiesische Stadt Mazagan (heute El Jadida), ist eine 200.000 Seelengemeinde aus der Almohadenzeit. Die Portugiesen legten hier im 15. Jahrhundert einen Stützpunkt an um ihre Schiffe auf dem Weg nach Indien mit Wasser und Proviant zu versorgen. Später wurde der Hafen befestigt und diese Befestigungen sind Welterbe. Es sind die Ersten der Portugiesen im Renaissancestil. Vieles ist nicht gut erhalten, vieles überbaut. Die Befestigungsanlagen mit ihren abgeschrägten Mauern, das Waffenlager, welches später als Zisterne genutzt wurde und die im Manoeline Stil, ein Stil, dem ich wohl in Portugal noch öfter begegnen werde, gebaute Kirche Maria Himmelfahrt sind noch die am besten erhaltenen Gebäude.

Rabat, moderne Hauptstadt und historische Altstadt. Die Stadt ist riesig und so hab ich mir ein Taxi genommen um die Hauptbestandteile der Erbestätte zu sehen. Sie hat zwar 2 Straßenbahnlinien und auch Busse, aber in diesem Gewirr den Überblick behalten, dazu hatte ich keine Lust, zumal die Entfernungen und damit die benötigte Zeit nicht einzuschätzen waren.
Mit Beginn des französischen Protektorates 1912 bestimmte der französischen Gouverneur Rabat als seinen Sitz. Henri Prost entwickelte einen Bebauungsplan, dessen Umsetzung eines der ehrgeizigsten und kompaktesten Projekte für die Entwicklung einer Hauptstadt in Afrika hervorbrachte. Die historischen Viertel wurden in das Konzept integriert und so ergab sich eine harmonisch gewachsene Stadt. Welterbe sind die verschiedensten Stätten, historische wie moderne: die Kasbah Qudaias, von den Almohaden errichtet, gehört dazu, die Medina, die antike Stätte Chellah, das Quartier Habous de Diour Jamaa, Bauten der neuen Moderne, einer Medina nachempfunden sowie der Komplex der Hassan Moschee mit dem Hassan Turm und dem Mohammed V. Mausoleum.

An meinem letzten Tag in Marokko wollte ich auf dem Weg zum Fährhafen in Tanger noch die Stadt Tétouan, deren Medina Welterbe ist, besuchen. Die Informationen zu dieser Stätte waren aber so spärlich, nicht einmal eine Moschee oder Madrasa wurde erwähnt, das ich das Vorhaben aufgegeben habe und direkt zum Hafen gefahren bin. 18:00 Uhr marokkanischer Zeit legte die Fähre ab und durch den Zeitunterschied war ich dann 21:30 Uhr wieder in Spanien.

10 Tage war ich in Marokko, da kann man ein Land natürlich nicht umfassend kennen lernen. Die Menschen sind freundlich, gehen auf Dich zu, die meisten beherrschen 2 oder mehrere Sprachen. Viele können da auch mitten im Satz wechseln. Das fasziniert mich sehr.
Auf der Autobahn oder der Landstraße fahren die meisten Marokkaner sehr defensiv, bleiben lieber 10 km/h unter der erlaubten und bei Polizeiposten wird nochmal gebremst. Die geringste Geste eines Polizisten wird beachtet. Mich haben die Posten in aller Regel ignoriert. Wenn man die Polizei aber nach dem Weg anspricht, bekommt man immer freundliche Auskunft. Der Verkehr in der Stadt ist aber sehr chaotisch. Wo Platz ist, wird gefahren und aus 2 werden schnell mal an der Kreuzung 5 Spuren. Das gibt sich aber wieder nach der Kreuzung recht schnell.
Die Landschaft und die Vegetation sind sehr verschieden zu dem was man kennt. Die höchsten Gipfel immer noch sanft, besonders im Atlas und die weiten Ebenen meist zur Landwirtschaft genutzt. Viel Getreide, oft so schütter gewachsen wie Haare von älteren Leuten, auch bei Mais ist das so. Die Technik von der Sichel bis zum Mähdrescher. Viele Felder werden bewässert und Bananen unter Folie hab ich auch gesehen?? An der Küste gibt es viele Seebäder, Hotels, Sportanlagen die eifrig von den Einheimischen benutzt werden.

26.Mai 2017

Marokko

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen