In einer politisch schwierigen Phase für die Niederlande gründete Johannes van den Bosch diese Kolonien um armen Menschen wieder eine Lebensperspektive zu eröffnen. Der humanistische Ansatz und die Landschaftsplanung des Projektes führte 2021 zur Eintragung der Kolonien in Veenhuizen, Frederiksoord und Wortel in die Welterbeliste.
Anfang des 19. Jahrhunderts bedrängte Napoleon auch die Niederlande, die industrielle Revolution zog viele Leute in die Städte und der Vulkan Tambera in Indonesien verursachte 1815 ein „Jahr ohne Sommer“ durch seine Aschewolken. Viele Menschen verarmten in der Zeit und litten Hunger. Johannes van den Bosch´s Kolonien sollten verarmten, aber arbeitswilligen Familien ein Auskommen sichern und straffällig gewordene Menschen durch Arbeit erziehen.
Erstere bekamen ein Stück Land samt Häuschen, eine Kuh und ein Schwein für den Anfang. Die Kolonien wurden gleichmäßig entlang sich im rechten Winkel kreuzender Alleen angelegt. Im Zentrum einer Kolonie befand sich eine Kirche, ein Gemeinschaftshaus, eine Schule ein Verwaltungsgebäude und auch ein Arzt war da. Für die straffällig gewordenen Menschen baute man große Güter mit Schlafsälen für bis zu 40 Menschen, die diese unter strenger Aufsicht bewirtschaften mussten.
Die erste Kolonie entstand in Frederiksoord bereits 1818. Hier wurden nur arbeitswillige Familien untergebracht. In der Landwirtschaft erfahrene ehemalige Soldaten überwachten die Kolonie und halfen mit Rat und Tat. In Veenhuizen hingegen entstand zunächst ein großes Gut mit Gemeinschaftsunterkünften. Später wurde daraus ein Gefängnis. Veenhuizen war eine sog. „unfreie“ Kolonie. Im heute belgischen Wortel entstand ebenfalls ein großes Landgut mit Schlafstellen im Obergeschoss der Ställe, aber auch Kolonistenstellen für Familien. Sie war damit eine „freie“ als auch eine „unfreie“ Kolonie. Neben dem Landgut entstand später auch ein Gefängnisbau.
Erst in den 1970iger Jahren wurden die Kolonien in ihrer ursprünglichen Form aufgegeben. Ein Gesetz gegen die Landstreicherei in Belgien gar erst 1996 aufgehoben.
28. Juni 2023