– sehr modern und doch alten Werten verpflichtet
Da in der Zeit, als ich dort war, von Dublin aus kein vernünftig zu bezahlender Flug zu bekommen war, bin ich zurück nach Deutschland gefahren und von Stuttgart aus geflogen. Mitten in der Nacht auf einem fremden Flughafen! Hier gibt es aber ein ausgezeichnetes Busnetz, sodass der Transfer zum Hostel reibungslos verlief.
Reykjavik, die Hauptstadt Islands befindet sich in einem Gemeindeverbund mehrerer Orte. Dieser hat so um die 200.000 Einwohner, Reykjavik so um die 120.000, die ganze Insel nicht mehr als 313.000. Trotz dieser Größe versprüht Reykjavik eher den Charme einer Kleinstadt. Kleine, verwinkelte Gassen, viele kleine Geschäfte und Cafés. Designerläden beherrschen die Szene und bieten neben Bekleidung und Wohnacessoires so ziemlich alles, was sich designen lässt, natürlich Andenken und das Handgestrickte: in eigenen Läden und einer eigenen Organisation die das vertreibt.
Welterbestätten gibt es hier 2: das Areal des Althing im Nationalpark Thingvellir und Surtsey, die Vulkaninsel.
Sie entstand in den Jahren 1963 bis 1967. Die in der ersten Zeit durch Eruptionen aufgeschütteten Geröllmassen wurden durch Erosion größtenteils wieder abgetragen, aber mit der Zeit entstand durch weitere Eruptionen eine feste Granitmasse welche einen Schildvulkan bildete und, wesentlich erosionsfester, die heutige Gestalt der Insel formte. Von Anfang an wurde die Insel unter strengen Schutz gestellt und nur wenige, berechtigte Personen dürfen die Insel betreten. So konnte vom Anfang der Insel bis heute genau verfolgt werden, wie sich die Natur einen neu erschaffenen Raum für sich erobert und besiedelt. Die ersten Flechten und Moose wurden bereits 1965 nachgewiesen. 1970 nisteten die ersten Seevögel und in den ersten 20 Jahren erschienen 20 höhere Pflanzenarten, von denen 10 dauerhaft blieben. Eine Inselrundfahrt um Heimaey, die größte der Westermännerinseln führte mich bis auf vielleicht 15 km an die Insel heran. Mehr ist als normaler Tourist nicht zu erreichen da sonst keine Besichtigungstouren angeboten werden.
Der Nationalpark Thingvellir ist mit dem Areal des Althing eine ganz besondere Stätte für Island. 930 n.Chr. trat das Althing hier erstmals zusammen und tat dies bis 1798 jedes Jahr 2 Wochen im Sommer. Gesetze für ganz Island wurden beschlossen und Recht gesprochen. Alle freien Männer Islands hatten dort Rederecht. Wenn auch mit der Zeit die Bedeutung abnahm, zuletzt war die Zusammenkunft noch eine Art höchster Gerichtshof, Gesetze wurden in Norwegen bzw. später in Dänemark erlassen, war die Bedeutung des Platzes für die Isländer immer emotional hoch. Am 17.6.1944 wurde hier die Isländische Republik ausgerufen. Noch heute ist der Gesetzesberg, auf dem der Gesetzessprecher früher die Gesetze rezitierte, gekennzeichnet und mit einem Flaggenmast versehen. Die Gegend um den Berg war zurzeit des Althing von tausenden freien Männern bevölkert, welche in Zelten kampierten. Am Boden wurden diese Zelte mit Steinen und Torfstücken verstärkt. Reste davon sind heute noch, völlig überwuchert, zu sehen. Später wurde dort Landwirtschaft betrieben und ein Hof und die ehemalige Kirche von ca. 1850 sind noch vorhanden. Eine weitere Besonderheit des ganzen Nationalparks ist die Tatsache, dass Island auf der Spalten- und Vulkanzone des nordatlantischen Rückens liegt, der die nordamerikanische von der eurasischen Kontinentalplatte trennt. Diese Zone geht direkt durch den Nationalpark und die Abbrüche und Spalten geben dem Areal des Althings eine monumentale Kulisse. Sie bewirkt aber auch, das sich das Gebiet permanent verändert. Die beiden Platten bewegen sich auseinander und der Boden senkt sich.
Ansonsten kann man der Insel eine grandiose Natur bescheinigen, ständig neue Ansichten, bizarre Felsformationen, die Geysire, und einen freundlichen Menschenschlag. Der Tourismus hier ist auf die Natur fixiert. Adventure in allen Schattierungen, von der extremen Offroadtour bis zum soften Wandern ist alles möglich und wird auch als geführte Tour angeboten. Dazu gehören dann auch Hubschrauberrundflüge, Raftingtouren oder Tauchgänge. Campen kann man außerhalb der Campingplätze überall und in den halbwegs bewohnten Gebieten sind Unterkünfte aller Kategorien verfügbar. Einzig das Preisniveau schlägt deutlich deutsche Preise und stellt zum Teil selbst Schweizer Verhältnisse in den Schatten.
Insgesamt war es eine schöne Reise für mich und ich habe viele bleibende Eindrücke sammeln können.
3. – 11. September 2015