Bergbaugebiet Marienberg

Das Revier ist eines der Jüngsten im Erzgebirge. Erst 1519 gab es die ersten Silberfunde. Clemens Scheffel wurde zu dieser Zeit der erste Schacht, die „Fabian Sebastian Fundgrube“ verliehen. Als 1530 der „Bauer Morgengang“ und der „Reichen St. Barbara“ erschürft wurden, begann eine ertragreiche Periode. Höhepunkt war 1540, da betrug die Ausbeute 270.384 Gulden. 550 Gruben gab es da und nur 20 davon waren fündig. Die ab 1545 verlagerten Arbeiten erschlossen nordwestlich von Marienberg beim heutigen Lauta den „Elisabeth Flachen“ Erzgang und den kreuzenden „Bauer Morgengang“ – die reichsten Silbererzvorkommen des Erzgebirges. Der Reizenhainer Kunstgraben wurde angelegt und im Erzgang „Elisabeth Flachen“ erreichte man 1569 eine Schachttiefe von 230 m. Als 1614 Gruben ausbrannten kam der Bergbau auf Silber fast zum Erliegen. Zinn und Kupfer baute man noch in bescheidenem Maße ab. Heinrich von Trebra, Bergmeister ab 1767, gelang die Wiederbelebung des Silberbergbaues. 1772 konnten wieder 4.032 Mark Silber gefördert werden. Die Silberfunde in Amerika jedoch ließen Anfang des 19. Jahrhunderts die Silberpreise einbrechen. Nach einem Versuch 1859, den Silberbergbau zu rationalisieren erlosch er endgültig 1904.

Zum Revier gehören 4 Bestandteile:
1. Bestandteil ist die historische Altstadt von Marienberg. Sie wurde kurz nach den ersten Silberfunden von Herzog Heinrich den Frommen 1521 gegründet. Ulrich Rülein von Calw entwarf sie nach den Idealvorstellungen der Renaissance rechtwinklig und im Schachbrettmuster. Das Renaissancerathaus stammt aus dem Jahre 1539, die Stadtkirche St. Marien von 1564 ist die letzte spätgotische Hallenkirche Sachsens. Von der Stadtmauer ist nur noch ein Stück im Norden gemeinsam mit dem Zschopauer Tor erhalten. Das älteste Haus, Lindenhäuschen genannt, hat alle Stadtbrände überstanden. Ein kultureller Mittelpunkt der Stadt ist das als Museum, Bibliothek und Veranstaltungsort erhaltene Bergmagazin, welches 1806 – 1809 der Bergmeister Heinrich von Trebra als Getreidespeicher für die Bergleute errichten lassen.

Der 2. Bestandteil ist die nördlich von Marienberg gelegene Bergbaulandschaft Lauta. Seit 1523 wird um Lauta Bergbau betrieben. Der Haupterzgang ist dabei der Bauer Morgengang, der sich in einer Länge von ca. 5,5 km von Ost nach West bei Lauta ausdehnt. Der erste Schacht war die Bauernzeche, welche dem Erzgang dann auch den Namen gab. Gekreuzt wurde der Bauer Morgengang vom Erzgang Elisabeth Flachen, beide die ertragreichsten Erzgänge des Erzgebirges. An dieser Kreuzung wurde um 1552 die Wasserlochzeche, der nachmalige Rudolphschacht abgeteuft. Probleme im Revier bereiteten die Entwässerung der Schächte sowie die Abführung der Aufschlagwasser. Das aufwändige Vortreiben von Entwässerungsstollen sowie die Auswirkungen des 30- jährigen Krieges ließen den Bergbau Anfang des 17. Jahrhunderts zum Erliegen kommen. Erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts gelang die nachhaltige Wiederinbetriebnahme. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts installiert man in der Wasserlochzeche einen Pferdegöpel zur Förderung des Erzes und nennt die Zeche fortan Rudolphschacht als Hauptförderschacht der Grube Vater Abraham. Dieser wird in der Folge durch eine Dampfmaschine abgelöst und die Grube bis 1904 betrieben. Damit endet der Bergbau auf Silber im Marienberger Revier.

3. Bestandteil ist die westlich von Marienberg gelegene Bergbaulandschaft Ehrenfriedersdorf. Es ist eines der ältesten mittelalterlichen Zinnvorkommen. Im 13. Jahrhundert begann der Abbau von Zinn vorerst durch Seifenabbau im Greifenbachtal. Im 14. Jahrhundert führte man Aufschlagwasser für die Kunstgezeuge durch den Röhrgraben zu. Mittelpunkt sind die Bergbauanlagen auf dem Sauberg. Hier finden sich zahlreiche bergbauliche Gebäude und Anlagen, Haldengebiete, die Ruine der Morgenröther Scheidebank und im Gelände sog. Strossenbaue in denen von oben nach unten abgebaut wurde. Auch der Röhrgraben endet hier.

4. und letzter Bestandteil ist die Saigerhütte Grüntal. Das Saigern, ein Verfahren zur Entsilberung von Rohkupfer, lieferte den Besitzern der Hütte Silber, was nicht versteuert werden musste. Entsprechend lukrativ war die Hütte für ihre Besitzer. 1537 vom Annaberger Bergmeister Hans Leonhard gegründet ging sie durch Kauf 1550 an den Annaberger Bergherren Christoph Uthmann. Nach dessen Tod betrieb die Witwe Barbara Uthmann mit ihren Kindern die Hütte bis 1567. Das Privileg zum Betrieb der Hütte verlängerte der sächsische Kurfürst nicht und sie ging in seinen Besitz über. Die Saigerhütte war als selbständige Gemeinde organisiert bis hin zu eigener Gerichtsbarkeit.

Zeitweise kamen aus der Hütte bis zu 10 % des sächsischen Silberaufkommens.

Da durch den Silberentzug das Kupfer weicher und besser zu verarbeiten war, wurde das Garkupfer gleich im Ort werter verarbeitet. Dazu errichtete man außerhalb der Saigerhütte einen Kupferhammer. Herausragendes Produkt über viele Jahre waren Dachplatten die man in ganz Europa vertrieb. Der Komplex ist original erhalten, nur die Saigerhütte selbst ist Ruine.

26.Oktober.2018

 

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