Gestern und heute standen unter diesem Motto.
Gestern habe ich in Richtung Antwerpen die letzten drei Städte besucht in denen Beginen ihre Höfe gebaut hatten. Leuwen, Mecheln und Lier. Beginen, es gibt auch eine männliche Form Begarden, aber meistens waren es doch Frauen, verwitwete oder ledig gebliebene. Sie wollten ein Leben mit Gott führen aber kein Ordensgelübde ablegen, sodass ein Weg zurück in ein normales bürgerliches Leben offen war. Diese Bewegung war im 13. / 14. Jahrhundert sehr über Europa verbreitet. Die Kirche tolerierte dies nicht immer und überall, da auch Strömungen darunter waren, die die offizielle Kirche ablehnten. Schließlich kam es 1311 auf dem Konzil von Vienne zu einer Verurteilung, von der der Papst nur das Gebiet von Flandern ausnahm. Daraufhin ging die Bewegung in ganz Europa zurück.
Die Höfe sind in sich abgeschlossene Bereiche, meisten mit einer Mauer umgeben, die wenige Zugänge hat, aber mitten in der Stadt liegt. Dort sind für die Beginen kleine Wohnungen oder Häuser vorhanden, die sich um Kapelle oder Kirche, ein Versammlungshaus, ein Haus der Meisterin und Nebengebäude gruppieren. Oft gibt es einen Shop, manchmal auch einen Infopunkt. Der Erhaltungszustand ist unterschiedlich. Das beste Konzept hatte Leuwen, da hat die Uni aus der ganzen Anlage Studenten- und Professorenwohnungen gemacht.
In Amsterdam ging nun noch mehr zu Ende. Zum ersten hat die Stadt als Besonderheit keinen reinen Bellfried sondern der Turm der „Unsere Lieben Frauen Kathedrale“ ist bei den Bellfrieds mit gelistet. Damit sind nun die Bellfrieds auch zu Ende. Zum zweiten gibt es ein Haus von Le Corbusier in der Stadt, das ich fotografiert habe. Damit ist für dieses Jahr auch damit Schluss. Die noch fehlenden Bauten liegen auf anderen Kontinenten. Ich leg mir das auf Wiedervorlage zu gegebener Zeit.
Die eigentliche Welterbestätte ist das Plantin Moretus Haus. Christoph Plantin, Buchdrucker und Lederbearbeiter aus Frankreich, gab in Antwerpen sein erstes Buch 1555 heraus und entwickelte seine Firma in 20 Jahren zur Führenden in der Stadt. Er legte Wert auf Qualität und in kürzester Zeit ließen viele Wissenschaftler und Schriftsteller hier drucken. Er arbeitete auch mit P. Paul Rubens, dem Maler, zusammen, der für ihn Bücher illustrierte und Familienmitglieder porträtierte. Dank seiner Firma war Antwerpen neben Paris und Venedig eine führende Stadt im Drucken im mittelalterlichen Europa. Die Firma lief über neun Generationen immer am selben Platz, dem Vrijdagplats, in der die Familie auch wohnte. 1876 verkaufte die Familie das Anwesen an die Stadt um daraus ein Museum zu machen. Es ist die älteste, komplett erhaltene Druckerei der Welt. Die Werkstätte aus dem 16. Jahrhundert und die Wohnräume mit Ausstattungen aus dem 18. Jahrhundert.
Und damit geht nun mein Besuch in Belgien zu Ende. Fazit: Das Land ist sehr zugebaut. Man muss schon sehr suchen um ein paar Grünplätze zu finden. Was mir in Frankreich hin und wieder aufgefallen ist, hat sich hier sehr verstärkt: die Polizeipräsenz. Unversehens, meistens in großen Städten, laufen drei Polizisten oder auch Soldaten mitten durch die Fußgängerzone, schwer bewaffnet, die Maschinenpistole im Anschlag. In Antwerpen war ein Volksfest in der Innenstadt, da waren laufend welche zu sehen. Auch ich selbst hatte 2 Begegnungen. Einmal stand ich auf einem Waldparkplatz, da kam ein Streifenwagen und leuchtete nachts um 24 Uhr ins Auto und als ich an einem Sportkomplex mit anderen Campern zusammen stand, stellte sich ein Streifenwagen eine halbe Stunde dazu. In beiden Fällen haben die mich in Ruhe gelassen. So engen Polizeikontakt hab ich aber die ganze Reise nicht gehabt.
Morgen nun besuche ich erstmal Tramps aus Holland, die ich vergangenes Jahr in Rumänien kennengelernt habe. Sie waren mit ihren über 80 Jahren dieses Jahr mit ihrem Wohnwagen in Bulgarien………………